Review

Mit leichten variationen wird diese, bereits Anfang der Sechtziger auffällig oft verfilmte, klassische Schauergeschichte um Obsessionen, Betrug und Rache in einem traditionsreichen Opernhaus erzählt. Wirklich Neues findet man hier wohl nicht, denn die Variationen liegen eher typisch in der Maske und dem Make-Up des Phantoms oder den Orten, dem Stück und mancher Kleinigkeiten, dennoch hat mich bisher noch jede Variante außer Webber's mäßige Oper überzeugt und in ihren Bann geschlagen. Ja, ich möchte sogar sagen, dass ich ein ausgesprochener Fan von Leroux' Novelle und seiner filmischen Adaptionen bin. Und aus dieser groben Selbstüberschätzung heraus lobe ich Fisher's Versuch mal solange, bis er rot anläuft!

Es ist fast müssig, die Kameraarbeit fast aller Hammerprodukte aus dieser Zeit, speziell unter dieser Regie, hervorzuheben, doch es sei hiermit nochmals getan. Die Ausstattung war auch noch allererste Sahne damals. Obwohl der Stoff hier richtigerweise noch ohne allzu permanente Horrorszenerien auskommt, sind die Figuren doch bizarr genug gezeichnet, dass einem gut Bange wird. Gut auch, dass die Untaten nicht durch das Phantom, sondern durch seinen degenerierten Helfer ausgeführt werden, der am Ende auch dessen Schicksal besiegelt. Die Hauptprotagonisten sind alle wirklich gut besetzt, was der dialoglastige Stoff auch erfordert. Vor allem Gough in seiner vielleicht besten Rolle als fieser und völlig überzeichneter Opernbesitzer ist eine Schau. Aber auch die weibliche Darstellerin der Christine verdient einen Aplaus, denn sie wurde wohl eher nach gesanglichem Können und weniger nach dem Dekoletè gewählt worden ist, was später oft anders war...

Die zarte Liebesbande und die "Ermittlungen" des Pärchens sind einigermaßen unterhaltsam und halten alles am Laufen bis zum dramatischen Finale.

Erwähnenswert sind natürlich auch die Grand-Guignolesken Szenen, in denen das betrogene Phantom mit vereinzelten Mordakten und letztlich auch durch seine Demaskierung für unangenehme Zerstreuung beim neureichen Publikum sorgt. Vor allem eine unnötig brutale Messer-in-das-Auge Mordszene, die der Handlung nicht einen Deut weiter hilft und das hundsgemeine Aussehen des Herbert Lom sorgen für Überraschungsmomente und dafür, dass auch die Horrorfans auf ihre Kosten kommen.

Fazit: eine technisch wundervolle Bearbeitung des Klassikers, für die ruhigen Momente eines Horrorfreaks! Die volle Punktzahl gibt es nicht, weil die Hammer-Studios es sich letztlich ja nicht gerade schwer gemacht haben, nach Vampiren, Wolfsmenschen und Frankensteinen einen weiteren Klassiker zu überarbeiten. Doch zumindest mit dem zweiten Universal-Phantom kann er es aufnehmen!

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