Ein FIlm in dem eine Prostituierte geschlagen, gequält, ermordet und zerstückelt wird, kann voyeuristische Perversion liefern, eine Anklage gegen sinnlose Gewalt oder eine neutrale Beobachtung der Zustände in einer nihilistischen Gesellschaft sein. Er kann also unterhalten, schockieren, zum Nachdenken anregen oder einfach abstoßen. Er sollte eines nicht, langweilen, und doch, muß ich sagen, daß er dies mindestens die Hälfte der Zeit tut.
Das erste Drittel, in dem zwar schon einzelne Schläge vorkommen, ist von Sexszenen dominiert. Vor allem stechen zwei ziemlich analoge Szenen in der Werkstatt hervor, die von einer Videoclip-Ästhetik und unerträglichem Synthie-Pop gekennzeichnet sind. Das zukünftige Opfer stript genüßlich, läßt sich einölen, mittels eines Staubsaugers befummeln, usw. Das ist zwar appetitlich anzusehen, aber nicht wirklich gelungen, paßt nicht zu ihrem Charakter in den übrigen Szenen und auch nicht zur semi-realistischen Darstellung der anderen Teile. Allein schon daß die selbe Konstellation zweimal gebracht wird, ist ein Indiz dafür daß dieser Teil einfach zu lang ist.
Die Schläge und Folterungen im zweiten und sicher inszenatorisch wichtigsten Teil sind zwar ziemlich brutal, aber jeder Abschnitt des Martyriums für sich genommen, hätte auch in vielen anderen Filmen seinen Platz gefunden (was nicht ist ohnehin auch in der DVD weggeschnipselt). Nur die Häufung geht über das übliche Maß hinaus und die Tatsache, daß die Schläge schließlich letal enden. Die Musik wird auch hier nicht wirklich besser, nur das man durch die Bilder stärker davon abgelenkt ist. Ein Metal- oder Hardcore (Punk)-Score wäre sicher wirkungsvoller und dem Geschehen angepasster. Prinzipiell denkbar ist natürlich auch ein Kontrastscore wie von Ortolani in "Cannibal Holocaust", dieser funktioniert dort aber nur wegen dem echt wirkenden Footage. In diesem Film kippt die Bilder aber schon eher ins Psychadelische (angesichts des ständigen Drogenkonsums durchaus angemessen). Es fällt auf, daß hier keine sexuellen Handlungen mehr verkommen, die ich mir eigentlich erwartet hatte, aber vielleicht folgt man hier nur dem tatsächlichen Kriminalfall.
Völlig ist das dann auch in dem Teil nach dem Tod des Opfers der Fall, wo das Agieren der Personen teilweise schon ins Groteske kippt, dazu schwankt die Kamera, und schließlich kommen noch die beiden Visionen vom Gesicht der Toten im Suppentopf (gelungene Einstellung) und in der Klomuschel (nicht sehr gut) hinzu. Mit dem Zerlegen der Leiche verschont man uns wenigstens im Bild, vielleicht nur weil sich das effektmäßig nicht verwirklichen ließ. Zum Realismus sei noch angemerkt, daß im Film das Blut aus der Leiche herausschießt, wenn sie aufgeschnitten wird, was natürlich in Wirklichkeit nicht der Fall ist, da der Blutdruck ja ziemlich auf Null gesunken ist....
Auch der Zeitraum zwischen Tod und Zubereitung der Suppe ist viel zu lang, denn er wird nicht etwa zur Darstellung der Entwicklung einer veränderten Stimmung (Panik und ein gewisses Bedauern) genutzt, da diese schlagartig da ist. und sich bis zum Schluß nicht mehr verändert.
In alle drei Teile sind die Vernehmungen der Verdächtigen dazwischengeschnitten, und am Beginn wie am Ende sieht man die Polizeiarbeit am Tatort. Dies ist sicher zur Auflockerung der Szenen eine gute Lösung.
Atmosphärisch ist der Streifen nicht so gut wie manche behaupten. Ich könnte mir z.B vorstellen daß es in der heruntergekommenen Wohnung ziemlich klaustrophobisch sein muß, vor allem für die Gefangene, aber auch für die unter einem gewissen Gruppenkoller leidenden Täter. Eine solche Stimmung kommt nicht wirklich auf, schon alleine wegen der Musik, aber auch wegen der Weitwinkel-Kameraeinstellung, die immer wieder verwendet wird. Ich hätte im übrigen auch etwas weniger Licht genommen.
Insgesamt ist dies ein unnötiger Film, der weder einen neuen ästhetischen Standard setzt, noch besonders gut (krass) unterhält oder gar irgendeine Aussage hat (das hat nun sicher auch niemand erwartet).