Gegensätze ziehen sich an, sagt man gemeinhin. Betrachtet man „The Mighty“, dann stimmt das zumindest auch im Film. Dort gibt es zum Einen den kleinen Kevin (Kieran Culkin), der aufgrund einer unheilbaren Krankheit im wahrsten Sinne des Wortes klein ist, sich nur mit Krücken fortbewegen kann und dennoch geistig ein ganz Großer ist. Das genaue Gegenteil ist Max (Elden Henson), der rein physisch nicht zu schlagen oder zu überbieten ist: Er ist enorm kräftig und groß. Reden ist seine Stärke allerdings nicht. Daher wird er vom Rest der Welt als zurückgebliebenes Riesenbaby betrachtet. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Beide sind auf ihre Art totale Außenseiter. Als sich die Beiden langsam anfreunden, merken sie, dass sie sich auf eine wunderbare Art ergänzen. Einzeln sind sie nur „Freaks“, während sie zusammengenommen ihrer Umwelt überlegen sind. So gehen die beiden nicht nur eine Freundschaft, sondern eine symbiotische Beziehung ein und trotzen den Gefahren, denen jugendlichen Außenseiter ausgesetzt sind, gemeinsam mit Bravour.
„The Mighty“ ist ein wunderbarer Jugendfilm, der aber auch Erwachsene gut unterhält. Jugendliche Zuseher gewinnen hoffentlich Respekt vor den Außenseitern, die es an fast jeder Schule gibt, während die Erwachsenen an der fantasievollen Story, den tollen Hauptdarstellern und der gelungenen „Ritterthematik“ ihren Spaß haben. So vergleicht der Film immer wieder Alltagssituationen mit mittelalterlichen Rittergeschichten. Dies ermöglicht es dem Zuschauer, die spielerischen Abenteuer nachzuvollziehen, die die beiden Helden durchleben. Der Film wird zudem an (fast) keiner Stelle rührselig oder peinlich, sondern ist ein Abenteuerfilm seiner eigenen Art. Es lastete eine enorme Verantwortung auf den beiden jugendlichen Hauptdarstellern, die sie jedoch durch die glaubhafte Darstellung der schwierigen Charaktere bestätigten. Durch differenziertes Spiel, das an keiner Stelle übertrieben ist, machen sie die Beziehung zueinander glaubhaft. Zusammen mit hochkarätigen Nebendarstellern wie Sharon Stone, Gillian Anderson, James Gandolfini und Gena Rowlands bilden die Beiden ein Ensemble, dem man gerne zuschaut. Dass Culkin und Henson bei diesem Vergleich nicht den kürzeren ziehen, sondern mit den bekannten Schauspielern harmonieren, ist ein weiteres Indiz, für die großartige Leistung, die sie in „The Mighty“ abgeliefert haben.
Trotz des unvermeidlichen traurigen, aber dennoch aufbauenden Filmendes, ist „The Mighty“ ein Film, den man sich immer wieder ansehen kann. Zu gern geht man mit den beiden Rittern auf Abenteuer, pardon Kreuzzüge und muß dabei das ein oder andere Mal schmunzeln. Dass dies trotz des ernsten Hintergundes der Geschichte so oft möglich ist, ist wahrscheinlich das Geheimnis des Filmes. Schwierige Filme, die den Zuseher emotional runterreißen, sieht man sich kein zweites Mal an. Doch wenn es ein Film schafft, ein ernstes Thema nicht nur spannend, sondern auch locker zu thematisieren, kann man nur den Hut davor ziehen. Insofern ist „The Mighty” auch ein definitiver Kandidat für den gemeinsamen Filmabend mit den Kindern. Doch auch wer noch kinderlos ist, kann mit „The Mighty“ glücklich werden. Gegenseitiger Respekt und menschliche Nähe sind schließlich Themen, für die man nie zu alt ist.
Fazit:
8/10