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Er ist blond, trägt eine Sonnenbrille, fährt ein altes Motorrad und zitiert gerne aus der Bibel. So präsentiert sich der unbekannte Fremde (Dolph Lundgren) in einer abgelegenen Kleinstadt. Diese wird von Gangster John Reno (Matthew Tompkins) und seinen Schergen beherrscht. Nancys (Kateri Walker) Mann wurde schon ermordet und sie bangt um ihre Kinder Kiowa (Chelsea Ricketts) und Junior (John D. Montoya). Doch der Fremde nimmt sich bald dieses Problems an. In dem Säufer Billy (Jonny Cruz) findet er bald einen Zeugen, auch den korrupten Indianersheriff Acoma (James Chalke) kann er umdrehen. Doch auch Reno hat noch einen Trumpf. Er engagiert seinen Geschäftspartner und dessen Motorradgang. Dieser ist ein alter Bekannter des Fremden. So kommt es bald zum Showdown im Städtchen.

Da hätte Produzent Andrew Stevens ruhig etwas mehr Vertrauen in den Hühnen Dolph Lundgren investieren können. Stevens ließ Lundgren an einem sehr knappen Budget darben, obwohl sein New Line Cinema durchaus finanziell in der Lage war, etwas besser zu unterstützen. Aber Lundgren gibt sich mittlerweile als alter Hase und so sieht man das "Missionary Man" kaum an. Mit "The Defender" und "The Mechanik" setzte er Maßstäbe im B-Genre und bewies sich als fähiger Regisseur. Nicht nur als Schauspieler ist der Schwede gereift, auch als Regisseur hat er schon einen völlig eigenen Stil entwickelt. Diesen präsentiert er auch hier mit extrem ruhigen Bildern. Ganz wie in den 80er Jahren geht Lundgren sein eigenes Tempo, ohne die Action zu vernachlässigen. Mit seinem mysteriösen Charakter gibt er dem Zuschauer etwas zum rätseln. Er ist eine noch nie dagewesene Mischung aus religiösem Biker und für Gerechtigkeit sorgenden Einzelgänger. Das wahre Motiv für seinen Besuch in der Kleinstadt erfährt man nicht. Man wird doch animiert sich selbst einen Grund zusammenzubasteln, Lundgren legt immer wieder kleine Spuren, zum Beispiel den Besuch auf der Beerdigung, oder die alte Bekanntschaft mit dem Oberbiker. Aber er strickt daraus keine Erklärung, um tiefer auf den Charakter einzugehen. Ryder ist und bleibt ein Geheimnis, auch seine Marotten den Tequila ohne Zitrone und Salz zu nehmen und ob er in der Bibel nur um Vergebung ersucht, um seine Gewaltbereitschaft zu rechtfertigen. Auf der einen Seite fehlen Antworten, doch auf der Anderen machen diese fehlenden Angaben seinen Charakter so interessant. Dolph schauspielert sich gewohnt charismatisch durch diesen ruhigen Actionfilm. Sehr wortkarg, was vielleicht auch besser so ist, denn Kenner werden seine Stammsynchro vermissen.
Kleine Defizite lassen sich aber schon an seinem Screenplay ausmachen. Gerade den Plot, dass ein Fremder in eine Stadt kam, welche in irgendeiner Form vom Terror beherrscht wurde, gab es schon so oft. Da kann auch "Missionary Man" keinerlei Neuerungen einbringen. Es verläuft mit kaum Wendungen nach Schema F, bis zum harten Showdown. Mit einem kleinen Unterschied, denn Dolph gibt keinen Furz auf eine bremsende Romanze. Auch in der ersten Halbzeit lässt er es ruhig angehen, doch seine Präsenz reicht schon völlig aus, um den Fan zu unterhalten. So bietet er nur kleinere Keilereien, nie sonderlich spektakulär, aber auf gutem Niveau. Neben ein paar Morden wird es erst im Showdown bleihaltig. Dieser ist nicht nur der Höhepunkt, sondern auch mit Abstand die längste Actionsequenz. Hier geht Dolph sehr rabiat zur Sache und hat es auch mit einer ganzen Motorradgang zu tun. Wenn er könnte, dann wäre die Action wohl noch etwas üppiger ausgefallen, in Punkto Sachschäden. So geht ein wenig Inventar zu Bruch und zwei mittelmäßige Explosionen gibt es zu sehen. Doch es kommt kein CGI zum Einsatz.
Auf jeden Fall erwähnenswert wäre noch die Kleinstadtkulisse. Hier fühlt man sich an die 80er Jahre erinnert, denn da war der Terror immer in altmodischen, ein wenig abgelegenen Städtchen. Eine nette Abwechslung zu den sonstigen Ostblockkulissen. Elia Cmiral blieb Lundgren hier treu. Der instrumentale und sehr ruhige Score erinnert sofort an "The Mechanik", obwohl Cmiral hier mit anderen Melodien auffährt.

Dolph Lundgren bleibt als Schauspieler, sowie als Regisseur auf dem richtigen Weg. "Missionary Man" ist gut inszenierte B-Kost mit harten Actionszenen, leider einer Reißbrettstory und glaubwürdigen Darstellern. Aus Stevens "Geiz ist Geil" Einstellung, hat er das Beste gemacht, wir werden in Zukunft hoffentlich noch von ihm, auf diesem Niveau, hören.

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