Es gibt eine leicht überschaubare Anzahl von Filmen, in deren Mittelpunkt Leute in einem stecken gebliebenen Fahrstuhl stehen. Was ist da ohne sonderliche Rahmenhandlung auch herauszuholen, - nach einigen Stunden wird die Luft dünn, Panik und Aggressionen breiten sich aus und vielleicht reicht der Einfallsreichtum, um zwischenzeitlich in den Schacht zu klettern, eventuell abzustürzen und sich was zu brechen, bestenfalls ist noch ein Psychopath an Bord.
„Abwärts“ aus deutschen Landen hat das seinerzeit passabel hinbekommen und nun stellt auch die zweite Regiearbeit von Rigoberto Castañeda einige Klaustrophobie-Thriller dieser Form in den Schatten.
Zwar stecken die drei einander fremden Figuren bereits nach zwölf Minuten Laufzeit im Lift fest, doch durch eingestreute Rückblenden erfährt man im Verlauf immer ein Stück mehr über deren Hintergründe.
Zunächst weiß man nur: Karl ist Arzt, Witwer einer achtjährigen Tochter und wirkt besonnen. Claudia sorgt sich um ihre todkranke Oma, die ihre einzige Bezugsperson ist und Tommy, der junge tätowierte Motorradfahrer erscheint zunächst ein wenig jähzornig.
Ob diese Attribute im Verlauf weitere Wandlungen oder gar Umkehrungen erfahren, wird mit der Zeit enthüllt werden.
Was auf inszenatorischer Ebene besonders auffällt, ist das handwerkliche Geschick, die Umgebung des Fahrstuhls effektiv einzufangen. Etwa mit einer ausgiebigen, gut getricksten Kamerafahrt über den Fahrstuhl, durch einen Spalt, das Treppenhaus hinauf und die Etagen durch die Wohnungen wieder herab. Das sieht schick aus, nimmt zuweilen jedoch ein wenig von der bedrückenden Stimmung weg, was gleichermaßen auf die Flashbacks zutrifft, die sich gegen Ende etwas abnutzen und kaum neue Erkenntnisse bewirken.
Und, wie oben erwähnt, bleiben diverse Rettungsmaßnahmen natürlich nicht aus. Man klettert den Schacht hinauf, Erschütterungen gehen mit sich lösenden Maschinenteilen einher und gegenseitiges Misstrauen unter den Protagonisten nimmt folglich zu.
Dazwischen werden Uhrzeit und Verweildauer eingeblendet und man mag sich ausmalen, dass nach über zwanzig Stunden jeder auf seine Art nervlich angeschlagen ist.
Wenn schließlich eine Randfigur das Gebäude betritt, ist man schon gespannt, ob diese durch den lauten Streit eingreifen oder unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen wird.
Am Ende geht leider alles ein wenig hastig über die Bühne. Nachdem letztlich alle Wahrheiten offenbart sind, flacht die Spannung ohnehin ein wenig ab und so kann der Showdown kaum mehr Akzente setzen, zumal innerhalb der letzten Minuten keine Überraschungen zu erwarten sind.
Da die reine Laufzeit von gerade mal 74 Minuten recht knapp ausfällt, kann von anderweitigen Längen allerdings keine Rede sein.
Darstellerisch souverän und mit stimmiger Atmosphäre versehen, bietet das schlichte Drehbuch doch so manch spannenden Moment und auch wenn die Figuren am Ende zu durchschaubar sind, werden nicht wenige Tropfen Blut vergossen und nicht selten hofft oder bangt man um die eine oder andere Figur.
Zwar hätte man mit dem Verwirrspiel um wahre Charaktermerkmale noch ein wenig mehr in die Tiefe gehen können, doch es reicht aus, um über die komplette Laufzeit recht solide unterhalten zu werden.
7 von 10