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Alles an diesem Film scheint „Blockbuster“ zu schreien. 

Raus aus der doch recht speziellen Nische japanischen Mecha-Zeichentricks, rein in den Mainstream. Bedeutet für „Appleseed: Ex Machina“ konkret: Weniger philosophische Diskurse, weniger Schwere, mehr Pop. Da kommt nun eine Dreiecksbeziehung im ESWAT-Hauptquartier ins Spiel, da darf Hauptfigur Deunan auch schon mal Prada-Outfits tragen, und da prangt der Name „John Woo“ auf dem DVD-Cover. 

Und wirklich, die bombastische Eröffnungssequenz mit ihrer Notre-Dame-Schießerei bietet gleich einmal alles auf, was den Maestro auszeichnet. Zeitlupen, beidhändiges Feuern, Patronenhülsenregen. Weiße Tauben nicht zu vergessen.
Nun kann man sich über Woos Einfluss in dieser Hinsicht streiten, wenn schon im Making-of von Seiten der Macher berichtet wird, dass diese Sequenzen schon fertig gestellt waren, bevor Woo überhaupt zum Projekt dazustieß, er also nur einen geschmeichelten Daumen nach oben recken musste. Letztlich dürfte lediglich die Zugkraft seines Namens gezählt haben. Und wer möchte das Ausspielen solcherlei Trümpfe diesem, doch sehr deutlich gen Westen schielenden Film verdenken?Welcher unter Shinji Akamaris bewährter Anleitung zum gehobenen Spektakel gerät.
Die im Vergleich zum Vorgänger gerade im Bereich der Gesichter erheblich verbesserten Animationen sorgen ebenso wie das extrem ausgefeilte Maschinendesign für Staunen, und die Soundkulisse bringt jedes Heimkino zum Erbeben. Wie erwartet.
Leichtfüßiger kommt dagegen wie bereits erwähnt der Inhalt daher, der zwar den zivilisationskritischen Ansatz seines Vorgängers nicht komplett opfert, sich auch durchaus einige Spitzen gegenüber Technologiegläubigkeit und globaler Vernetzung erlaubt, aber im Gesamtbild weitaus weniger düster ausfällt. Die Tragik der Dreieckskonstruktion rund um Deunan, Briareos und Tereus wird bei weitem nicht in dem Maße ausgespielt, wie man es erwarten dürfte, und auch die (unvermeidliche, da genregerechte) Bedrohung der Welt scheint eher ein Routinejob denn wahrlich angemessen entsetzlich zu sein. Kein Vergleich zum sinnerschütternden Marsch der mobilen Festungen im Vorgängerfilm. Aber dies scheint nun einmal so beabsichtigt zu sein, auch wenn es manchem Fan missfallen dürfte. 

Bleibt ein technisch auf A-Niveau ausbalancierter Animestandard ohne Überraschungen und die Tiefe des Erstlings. Ein Blockbuster halt. 

Aber mehr Hollywood muss auch wirklich nicht sein.

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