Horror aus deutschen Landen, da muß man vorsichtig sein, denn wenn nicht gerade flott die Vorbilder aus den USA kopiert werden, ist bisweilen so viel einfallsloser Schrott in Eigenregie dabei, daß es einem die Tränen in die Augen treibt. Naja, jeder hat mal klein angefangen, wie auch unsere Phantastik-Hoffnung Rainer Matsutani ("Lexx", "Nur über meine Leiche") und Sebastian Niemann ("Seven Days to live") mit ihrer Fernsehanthologie beweisen, die von der Anlage, Konstruktion als auch vom Storypotential mehr oder minder bei alten Hammer- oder Amicus-Episodenfilmen geklaut sind.
Geht man allein vom Standpunkt der Ansehbarkeit aus, so ist "Geisterstunde" durchaus genießbar, hat aber mit allen Schwächen zu kämpfen, die die deutsche Provinzialität auf diesem Genre-Gebiet stets ausmachen.
Positiv sei angeführt, daß sich hier ein deutscher All-Star-Cast die Ehre gibt und sei es nur für eine kleine Rolle. Doch die Quailtät schwankt bedenklich. In der Rahmenhandlung chargiert Thomas Heinze fett als Choleriker, daß es schon aus allen Knopflöchern trieft. Willkommen im Reich der Klischees, noch etwas mehr und wir würden ihn in Creepshow 3 verfrachten. Nina Kronjäger bleibt eher blaß, was man leider auch von Dreh- und Angelpunkt Rolf Hoppe (der in jeder Episode einen Kurzauftritt hat) sagen muß, der zwar sympathisch rüberkommt, aber doch zu mummelig, ruhig und langsam ist, um dem Märchenonkel zu entgehen.
Was für schauspielerische Untiefen deutsches Material haben kann, beweist dann schon "Die Schlafwandlerin", wo Laura Maori Tonke als Abiturientin wie ein Stück Holz gegen den Schatten ihres Filmvaters Horst "Hotte" Buchholz (Was hat den bloß geritten?) anspielt und dabei soviel Emotionen erschaffen werden wie bei der Seniorennähgruppe kurz vor Mitternacht. Die Story ist brauchbar erzählt und hat auch ein paar ordentliche Effekte (die alle sparsam, aber computertechnisch okay sind), jedoch gleichzeitig völlig durchsichtig. Wie schon in der Rahmenhandlung wirkt die Set Direction fernsehfilmgerecht bieder, die Nachtszenen nett bläulich und das Licht verleiht allem einen warmen Kaminschimmer, nur leider keine echte Gruselatmosphäre.
Noch austauschbarer die superdünne Storyline des "Haustyranns", der eh auf nur einen Schluß hinauslaufen kann. Einziger Lichtblick ist der Einsatz Anica Dobras, die so ziemlich überall einen frischen Wind hineinbringen kann. Ein wenig "Psycho", ein Hauch "Shining" und fertig ist die transparente, verbraucherfreundliche Episode. Immerhin ist der Schauspieleinsatz hier schon bedeutend besser.
Nicht gleich von Anfang an vorhersehbar ist "Das Spiegelbild", daß in bester E.C.-Tradition als Rachestory daherkommt, wenn sie auch bis zum kindlichen Gebrauch verzahmt wurde.
Ohrt hampelt als Verlags-Ekel ungemein köstlich trotz seiner kleinen Nebenrolle und beweist seine über das TV hinausgehende Brauchbarkeit. Mit ordentlich Axtschwingerei und etwas Blut ist das auch die gehaltvollste Episode, die dann auch Einleitung zum Abschluß des Story-Rahmens ist.
"Bieder" dürfte die passenste Beschreibung sein, wenn es um diese Anthologie geht, denn hier wird mit den beschränkten Mitteln gearbeitet, über die sich Genrefans in Germany schon lange ärgern. Zwischen einigen Computereffekten ahnt man zwar, daß hier Potential steckt, doch mangelt es immer noch guten Büchern und Schauspielern, die nicht nur ihr Handwerk gelernt haben, sondern auch gleich noch Gesicht und Persönlichkeit besitzen.
Niemann hat sich "Seven Days to Live" zumindest inszenatorisch freigeschwommen und macht Appetit auf mehr, während man Matsutani einfach mehr Vertrauen der Produzenten wünscht, denn der Mann hat grundsätzlich Ideen.
"Geisterstunde" jedenfalls ist klinisch steriler Fernsehgrusel ohne wirkliche Experimente, ohne Wagnisse und fast ohne Finesse. Brauchbar, goutierbar, aber nicht richtig empfehlenswert. Sympathisch, manchmal sogar mit Liebe zum Detail, aber dann doch wieder zu provinziell. Vielleicht der freundliche Einstieg, für alle, die schon immer mal einen Horrorfilm sehen wollten, aber stets davor zurückgeschreckt sind, weil da Leute sterben.
(5/10)