Kitschmucke, Schmierentheater, Klischeeküche
Ich sah den Film wegen der reizenden, bezaubernden, hübschen usw.: Susanne Bormann.
Ohweh! Das war ein Fehler: Damit hat sie tief ins Klo gegriffen. Denn Regisseur Rudolf Schweiger haut auf die Kacke!
Vor allem hat er die arme Susanne Bormann im Visier. Bormann, „eine der gefragtesten deutschen Nachwuchsschauspielerinnen“ (Arte), muß voll aufdrehen: Sie hat sich zwar sicher nicht selbst als exotische Serbin fehlbesetzt, mußte die Rolle aber durch peinliches Overacting aus der Kitschkommode noch bis ins Extrem verhunzen. Oje!
Nicht ihre Schuld, möchte ich mal annehmen: Schließlich sind die Serben durchgehend von deutschen Figuren besetzt. Auch sonst sind subtile Mittel nicht gerade Rudolf Schweigers Spezialität. „Over the top“, das scheint sein Mittel.
Besonders gern drückt er bei der Musik auf die Tube, bzw. so auf die Synthi-Tasten, daß uns die Ohren klingeln; vor allem, wenn Anatole Taubman als diabolischer Rädelsführer-Drahtzieher-Bosnier (halt irgendso ein finsterer Vorderasiat – ist ja egal) auftritt (hier spielt den Einheimischen immerhin kein Deutscher - dafür ein Schweizer) - dann wimmern die Geigen wie im Horrorfilm, damit auch der dümmste Zuschauer, dem Dracula-Blick, schwarze Augenringe und unsägliche Dialoge voller unheilvoller Drohungen und Beschwörungen stolzer SS-Vergangenheit nicht reichen, kapiert, daß hier jemand Böses im Schilde führt.
Grimmige Mienen, Blicke von unten, markige Handschläge: Seine Spießgesellen stehen ihm in nichts nach, wenn Ed Wood, äh, Rudolf Schweiger das Kommando führt.
Soldatenalltag aus der Klischeekiste: Allein die Szene mit der Essensausgabe: Ein Küchenbulle wie aus „Hot Shots“, dumme Sprüche, in die Finger schneuzen, ins Absurde übersteigerte Toneffekte. Den Stil hält Wood-Schweiger konsequent durch: Kaffee aufs Pin-Up; im Schlaf heulende Heckenschützen; deftig dramatische Koller und Wutausbrüche; Keilereien bringen Eßgeschirre zum Fliegen; dicke Soldaten sitzen in der Etappe, böse Soldaten haben Tattoos; männliche Händedrücke und heulende Mädels (wieder die arme Bormann) werden von aufschwellendem Geigengeheul umtost.
So schafft es Wood-Schweiger, jegliche emotional wirkliche Dramatik, Identifikation oder Beteiligung unmöglich zu machen; wenngleich es ihm gelingt, mit Unmengen Geschrei, Geheule, Heckenschützen, rennenden Soldaten, Panzern, Feuern und Schießereien, ein Abschalten zu verhindern. Doch immerhin konnte ich mich so weit lösen, daß ich während des „Films“ diese Bemerkungen tippen konnte, inkl. der Online-Recherche zu Herkunft und Namen der SchauspielerInnen.
22.21 Uhr: die Geigen heulen wieder auf – ist das eine Klarinette ? - kitschiger Abschied am Hubschrauber – Ende des Films und der Review.
Betroffenheit und politische Korrektheit mit dem Holzhammer erzeugt das Gegenteil.
PS: Passend dazu übrigens auf ofdb.de: Die Werbeeinblendungen am Bildschirmrand: Reklame für "Battlefield Europe" - wohl eine Art Computerspiel - die "Tiger 1"-Panzer warten schon.