Review

Als filmhistorische Kuriosität sondergleichen aus dem angeblich qualtitativ hochwertigsten Filmjahr Hollywoods aller Zeiten (1939) nimmt diese Liebes- und Klatschkomödie noch immer einen Sonderplatz im Filmschaffen ein, obwohl sie in Deutschland noch immer so gut wie unbekannt ist.

Inhaltlich eher konventionell und klischeereich, besteht der Reiz dieser Produktion darin, daß wirklich absolut alle Rollen mit Frauen besetzt worden sind, insgesamt über 130. Im ganzen Film tritt niemals ein Mann auf, ist keiner zu hören, wird lediglich über sie gesprochen. Sogar die auftretenden Tiere (und das sind einige) sind samt und sonders weiblich.

Mit einer solchen Besetzung ist das Thema natürlich ebenfalls höchst (klischeehaft) weiblich, es dreht sich hauptsächlich um Liebe, Ehe, männliche Untreue, weibliches Verhalten und jede Menge schlimmen Klatsch, der hier als Allzweckmittel eingesetzt wird.
Dabei kommen jede Menge krachender Dialoge zum Vorschein, wenn die Damen auf charmante (oder auch nicht) Art und Weise zusammenhalten oder aufeinander losgehen. Natürlich läuft der Film zu großen Teilen über die Dialogschiene, da man die Handlungen nicht alle zeigen kann, weil Männer daran teilnehmen. So wird vieles nacherzählt oder erst geplant, dessen Ausgang dann wieder nacherzählt wird.
Die schmissigsten Szenen sind ungeahnt köstlich, doch man kann auch bemängeln, daß das Thema über die lange Zeit an Aktualität eingebüßt hat.

Tatsächlich dürften sich Frauenrechtlerinnen einerseits bestätigt fühlen, andererseits entsetzt oder ins Gesicht geschlagen, denn die hier verbrämten Hollywood-Moral von der Allmacht der Liebe und dem Wunsch fast jeder Frau, glücklich verheiratet zu sein, trieft aus so mancher Szene. Glücklicherweise wird das alles gleich wieder karikiert, doch unter dem Strich gibt es noch zu viele Herz-Schmerz-Schluchzszenen, die den flotten Kontext auf eine harte Bewährungsprobe stellen. Ein Schmerzensschrei sei erlaubt, wenn Norma Shearer in der Schlußszene mit theatralisch ausgestreckten Armen ihrem (nicht sichtbaren) Gatten entgegenstürmt.
Hier bezieht der Film alle Positionen gleichzeitig und setzt sich damit zwischen die Stühle, so daß man sich am Vergnügen festhalten muß, um den Inhalt und die Aussage nicht zu zerreden.

Formal bleibt der Film trotzdem allemal sehenswert, wenn z.B. die unmöglich zu zeigende Trennungsszene der Hauptakteurin Norma Shearer, vom Zimmermädchen der Köchin nacherzählt wird, die das Ganze gleich noch mit passenden Kommentaren würzt. Ansonsten hält sich die Kamera vorzugsweise in Frauendomänen der damaligen Zeit auf, Schönheitssalons, Ankleidezimmer, Modegeschäften, Damengarderoben und einer Ranch für frisch geschiedene Frauen. Bei alledem ist jedoch ständige Aufmerksamkeit gefordert, denn der Film erstreckt sich über eine Zeit von mehr als zwei Jahren, was stets nur in einem Nebensatz erwähnt wird, während die Szene ganz normal gewechselt wurde.

Schauspielerisch wird die gesamte Palette voll abgedeckt. Norma Shearer wirkt manchmal zu weich und still, kommt gerade in den sentimentalen Passagen nahe an den tiefsten Kitsch, paßt aber charakterlich. Ihre Gegenspielerin ist die große Joan Crawford, die dem gierigen Stück neue Maßstäbe verteilt (passend mit der Synchronstimme von Joan Collins). Als wirklich auf- bzw. abgeklärte Frau wirkt auch heute noch Paulette Goddard, die hier ein Verhältnis mit dem Mann von Rosalind Russell unterhält, der größten Klatschtante mit den bissigsten Kommentaren (unnachahmlich in der Stimme: Elisabeth Volkmann). Der Rest der Besetzung rundet den Reigen perfekt ab.
In diesem Zusammenhang besonders erfreulich der Vorspann, der jedem Schauspieler/Charakter ein Tier zuteilt, das die jeweilige Figur zusätzlich charakterisieren soll.

Kurios, aus heutiger Sicht aber leider überflüssig ist die in den Film integrierte mehrminütige Modenschausequenz, die damals in Technicolor gedreht wurde. Der Rest des Films ist schwarz-weiß, aber da das Technicolor-Material oft gelitten hat, wurde das in den heute gezeigten Kopien ebenfalls s/w angepaßt.

Über die Aussage mag man also streiten, doch allein die Tatsache, daß ein solches Projekt auf diese Art seinerzeit umgesetzt wurde, rechtfertigt die Kenntnis diesen bisweilen urkomischen Produkts. Ein zum Glück nur fast vergessener Klassiker. (8/10)

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