Ex-Cop Matt (Steven Seagal) ist dem Spielfieber verfallen und hängt an der Flasche. Von seiner Frau ist er geschieden und auch seine Tochter sieht er nur selten. Zusätzlich ist er mit über einer Million Dollar verschuldet. Doch eine geheime Organisation hat seine Schuldscheine aufgekauft. Matt soll seine Schulden nun bei der Organisation abarbeiten. Er lernt einen geheimnisvollen alten Mann (Lance Henriksen) kennen und bekommt von dessen Handlanger Blue (Paul Calderon) ab sofort seine Aufträge. Brav liquidiert Matt seine Ziele, doch bald erhält er den Auftrag, seinen besten Kumpel Steve (Mark Elliot Wilson) zu töten. Matt wendet sich gegen die Organisation, muss aber bald feststellen, dass er Steve sein Schicksal zu verdanken hat. Der hat nun leider Matts Tochter in seiner Gewalt.
Es geht für unser Dickerchen auf gutem B-Niveau weiter, wobei mir "Urban Justice" wegen der Selbstjustizthematik besser gefallen hat. Mit dem Niederländer Roel Reiné übergab man einem Anfänger das Zepter, die Kosten belaufen sich auf ungefähr 10 Millionen Dollar. Auch scheint man den Ostblock abgehakt zu haben. Gedreht wurde im ebenfalls recht günstigen Mexiko, trotzdem kann Reiné der Kulisse einen ziemlich edlen Look abgewinnen. Doch ein wenig Monotonie bleibt auch hier, da man sich trotzdem oft in Parkhäusern, alten Häusern oder auf verlassenen Geländen herumtreibt. Aber ich will ja gar nicht meckern, alles besser als der Ostblock, den ich schon nicht mehr sehen kann. Durchweg gut gelungen auch die Musikuntermalung von Gerald Brunskill.
Nur mit der Story gewinnt man keine Blumentöpfe. J.D. Zeik (Ronin) lässt nur einen Standardplot von der Leine. Unser Steven hat aber einen ausgiebigeren Charakter (damit meine ich nicht seinen Bauchumfang) zu verkörpern. Mal wieder einen ehemaligen Cop mit geheimnisvoller Vergangenheit, der sich aber zusätzlich mit einem Alkoholproblem und der Spielsucht herumschlagen muss. Unser Dickerchen bringt seinen Charakter recht ordentlich rüber, obwohl er nur selten eine Miene verzieht. Auch scheint das Kaschieren seines Wanztes für Reiné kaum eine Rolle zu spielen, denn Seagal trägt hier mal keinen langen Mantel, sondern meistens nur ein Hemd, oder auch eine kurze Lederjacke. Trotzdem erinnert seine Performance seit "Urban Justice" wieder an alte Zeiten. Er ist auch hier um Schimpfwörter oder Onliner nicht verlegen, bevor er seinen Gegnern Saures gibt. Die kleinen Kampfeinlagen sehen allesamt solide aus. Seagal legt größtenteils selbst Hand an. Die Kämpfe sind nicht mehr so schnell geschnitten, wurden nicht abgedunkelt und man erhascht nur ganz selten eine Einstellung, in der das drastisch anders aussehende Double zu erkennen ist. Den Härtegrad hat man allerdings zurückgeschraubt, ganz besondes bei den Shootouts. Die Einschüsse fallen lange nicht mehr so suppend aus, der Bodycount hält sich auch in Grenzen. Aber Reiné hat seine Actionszenen im Griff, nur die Verfolgungsjagd wirkt ein wenig hölzern. Aber die Shootouts haben richtig Pepp, vor allem der finale auf dem Friedhof. Mit Sachschäden wird wie immer gegeizt, nur ein paar Autos dürfen zu Bruch gehen. In der ersten Halbzeit ist der Actionanteil etwas mager, doch langweilig wird "Deathly Weapon" nie. Gegen später dreht Seagal dann richtig auf, obwohl die Actionszenen meist zu kurz ausfallen.
Störend ist nur Matts kleine Tochter, die ausser "Daddy" schreien nicht viel kann. Der Sympathie wegen muss sich Matt viel mit ihr beschäftigen. Nebenbei darf sich unser Held dem wesentlich jüngeren und weiblichen Geschlecht hingeben. Aber Reiné erspart uns irgendwelche Peinlichkeiten und blendet vorher ab, muss ja auch nicht sein.
Filmurgestein Lance Henriksen hat ein paar kleine Auftritte als Unbekannter. Ein Bein reisst er sich dafür nicht aus. Die restlichen Darsteller sind gut gewählt und erledigen ohne Murren ihren Job.
Wenn man mal Vergleiche zu "Shadow Man, Attack Force" oder "Unsichtbarer Feind" zieht, ist das ein dicker Fortschritt. "Deathly Weapon" ist ordentliche B-Ware mit einer zu standardisierten Story. Das Erzähltempo ist moderat, die Action solide und Reiné Inszenierung kann sich auch sehen lassen. Der Aikidoklops darf hier mal keine langen Mäntel tragen und darf seinen Wanzt hier in ganzer Pracht dem Publikum servieren. Aber er schafft es dennoch ein wenig an die alten Zeiten anzuknüpfen, Hopfen und Malz sind noch nicht vollständig verloren.