Ich gehöre zu den seltenen Menschen, die
a) kein Leonardo Di Caprio – Fan sind, ihn aber dennoch für einen
b) guten Schauspieler halten, und sich
c) nicht durch seine Milchbubi-Fresse gestört fühlen.
„This Boy´s Life“ spielt in den 50er Jahren und ist die angeblich wahre Geschichte vom US-Schriftsteller und Uni-Professor Tobias Wolff. Hab zwar vorher noch nie von ihm gehört, aber darum geht es hier gar nicht, denn dieser Film würde auch als frei erfundene Geschichte funktionieren.
Leo spielt wie immer verdammt souverän und Robert De Niro darf als alkoholabhängiger Adoptivvater mal wieder das Arschloch raushängen lassen. Allein diese 2 Charaktere und deren Beziehung zueinander heben das hier Gezeigte auf ein höheres Level. Hier geht es um Liebe und Hass, „Tod oder Heilung“ und Selbstverwirklichung oder Selbstaufgabe.
Doch es gibt auch Grund zur Kritik, denn stets fragt man sich, welch mysteriöse Kraft Caroline (Ellen Barkin) an den fast schon bemitleidenswerten Dwight fesselt, obwohl sie ihm zu Beginn des Films wahrscheinlich nur den Mittelfinger gezeigt hätte. Sicher will sie wie nahezu jede andere Frau in ihrem Alter endlich mal zur Ruhe kommen und auch ihrem Sohn etwas bieten, aber die Entwicklung von der identitätslosen und sprunghaften Unabhängigen über die gefügige Ehe- und Hausfrau, die beim Streit um die Erziehung ihres Sohnes nicht den Mund aufkriegt, zur selbstbewussten Mutter mit Wahlkampfhelfer-Ambitionen nehm ich ihr irgendwie nicht ab.
Trotzdem ist TBL ein ergreifender Film, der den jugendlichen Rebell in uns daran erinnert, wie wichtig doch die persönliche Freiheit ist, auch wenn ihm spannungstechnisch 10 – 20 Minuten weniger gut getan hätte.
8 / 10