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In den Siebzigern scheint rückblickend irgendwie alles ins Gegenteil verkehrt gewesen zu sein. Uschi Glas sah gut aus und alle anderen beschissen, Massen von verwirtten Hippies krähten vom Hanf beseelt nach Weltfrieden und Schlager hatten die Charts fest im Griff. - Das muß den Gevatter Teufel so gewaltig geärgert haben, dass er beschloß, diesem Treiben ein Ende zu setzen und die Menschheit mit einer satten Salve grenzdebiler Klamaukfilme endgültig in völligen Wahn zu stürtzen. In diesem Falle nahm er zu diesem Zwecke offenbar die Gestalt eines gewissen Peter Weck an und leierte ein Filmprojekt namens "Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut" an. Und, der Titel mag's Euch schon ahnen haben lassen: Beim "Genuß" des Drehbuches diese Filmes alleine würde sich jeder fähige Filmemacher freiwillig aus dem Fenster stürtzen. - Doch damit nicht genug: Regisseur Weck versammelte für dieses "Werk" wieder einmal all die apokalytischen Reiter des Schwachfugs um sich, die noch die kompletten Siebzigerjahre über auf den Nerven jedes intellektbegabten Wesens ihren Teufelstanz vollführen sollten. Theo Lingen, der ewige Schuldirektor. Schmalzhelm und Schlager-Quälix Roy Black mitnebst der damals obligatorischen Witzfigur des (mutmaßlich von der Augsburger Puppenkiste entliehenen) langen Elends Ilja Richter und einiger anderer belangsloser Zotenfiguren dieser Epoche von mal mehr, mal weniger Popularität.

Ihr schreit ob diese Schreckensszenarios nach Filmverbrennungen? Übergebt die Werke von Peter Weck dem Feuer, sagt Ihr? Nun, eigentlich habt Ihr ja recht und ich stimme Euch im Grunde vollends zu... - Aber ich bin nunmal hartgesottener Trashfan, liebe die Herausforderung und habe als solcher ja auch irgendwo eine Art heere Mission. Also einen Holzkeil zwischen die Beißer geklemmt und todesmutig nicht weggeschaltet. Ja, und das Trash-Fan Dasein hat wahrlich gewisse Züge von Masochismus an sich: Die Lust am Grauen! Und genau die braucht man hier auch dringend. Aber kommen wir zunächst zum Plot, so belanglosen wie sprunghaft er auch sein mag:


Ein schmalzlockiger Industiellensohn und "begabter" Komponist sowie Sänger (Na, ahnt einer, wer das hier verköpern soll? Na...? Na...? - Genau! ^^) kutschiert ein paar Brocken hochkonzentrierten Urans durch die Berge, um sie potentiellen Interessenten vorzuzeigen und somit die Firma seines alten Herrn aus der Jauche zu reiten. Gut, das erklärt zumindest sein "strahlendes" untilgbares Dauergrinsen und offenbahrt gleichsam, welche Art Kathastrophe Florian Silbereisen mutmaßlich wiederfahren sein muß und ihn so zu dem machte, was er heute ist. Auf jeden Fall trifft der 70er-Smartie auf einen trotteligen Familienvater, dem ständig sein Campinganhänger abhanden kommt und geht ob dessen Lausegöre zudem unbemerkt seiner kostbaren Steinchen verlustig, die diese in unbeobachteter Minute aus ungeklärtem Grunde gegen einfache Wegesrandkiesel austauscht. Doch auch wenn das teure Uran nun im Graben flackt: Auf eben Jenes hat es wiederrum ein trotteliger Gangster mit dem sinnigen Namen Big Ben nebst hirn- und bauchfreier Assistentin abgesehen. Yuppie-Grinsekatz-Smartie mietet sich aus Paranoia vor Konkurrenten jedenfalls unter flaschem Namen (dem des Campers) in einem örtlichen Hotel ein. Dumme Sache nur, dass der unscheinbare Familienmensch just der Nachfolger des hiesigen Schuldirektors ist, den die "Eingebohrenen" um alles in der Welt in Amt und Würden behalten wollen, der selbst aber nach der Pensionierung aus seinem so eintönigen wie strapaziösen Beruf lechzt. Zu diesem Zwecke hat der Alte wiederum inkognito eine Dreikäsehochbande von Schülern ("Die schwarze Hand") zu Attentaten auf der eigenen Schule angestiftet, welche aber nun Uran-Smartie aufgrund dessen falscher Namensangabe treffen würden. Wären da nicht "Schätzchen" Uschi Glas und ihr verstockter Verlobter, die sich durch eine kuriose Verwechslung fälschlicherweise in dessen Hotelzimmer einquartieren und... - Ach, lassen wir das... Ich hab den Holzkeil mittlerweile kpmplett durchgekaut und Leid und Verzweiflung überwiegen mittlerweile jeden wie auch immer gearteten oder denkbaren Spaß am Trash. Es gibt Dinge, die gehen auch über meine Kraft...


Wie schon angesprochen. Die Storyline kann man nüchtern kaum ertragen. Das Hirn vorher auszuschalten ist hier Pflicht und der Film somit mutmaßlich für eine Klientel konzipiert, der ein Solches nicht allzuviel Mühe bereitet oder bei der das wahlweise ohnehin Dauerzustand ist. Ist man allerdings ein vernunftbegabter Mensch, empfiehlt sich der Genuß etlicher Biere während des Filmverlaufes zur Linderung... und zur Steigerung des (im eigentlichen Sinne nicht vorhandenen, aber für Trashfans denkbaren) Funs am Unfaßbaren dieses Exzessiv-Klamauks aus einfachster, unterster Schublade. Denn spätestens wenn "Roy Black" den zehnten oder elften seiner ungezählten, unsäglichen Humpa-Humpa-Schmachtschlager anstimmt, dürfte es hier bei selbst dem gutmütigsten Geist und Pazifisten hemmungslose Agression aufkeimen.

Für die, die noch bis dahin noch nicht umgeschaltet haben und immer noch durchhalten bleibt folglich nur, sich in Ablenkung zu flüchten. Und die bietet die für uns jüngere Generationen siriusferne Welt der Siebzigerjahre dann immerhin doch zur Genüge. Für mich ist sie fast ein Faszinosum, diese eigenartige Zeit ohne Internet, Faxgeräte und Handys, durchsetzt von Mode- und Einrichtungssünden, die selbst mir, der ich solchen Themenegebieten eigentlich völliges Desinteresse entgegenbringe, schlicht die Tränen in die Augen treiben. Allerdings, und das bleibt immerhin lobend zu erwähnen, auch die Lachtränen. Denn es ist schier undenkbar, in welch Zirkusclownähnlichen Aufmachungen die Menschheit sich in jenen Zeiten offen auf die Straße traute (und sich dabei noch "hip" fühlte). Autos die aussehen als hätte der Führer sie noch persönlich eingefahren... - Irgendwo in gewisser Hinsicht für mich also doch noch ein gewisser Amusementfaktor. - Aber das ist eben vergleichsweise hier auch nur eine "Trillerpfeife in Sturm und Seenot". - So muß ich "schweren Herzens" zugeben, die letzte Viertelstunde des Films nicht mehr verfolgt zu haben. Ich war einfach nicht stark genug. Dieses lähmende Desinteresse... Der unbändige Drang zum Umschalten siegte gen Ende doch noch...
Ich werde somit wohl nie erfahren was aus "Uran-Hannes" und seiner Uschi wurde. - Und seien wir ehrlich: Ich bedauere es auch nicht wirklich....

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