„Street War – Straßen der Gewalt“ ist eine ganz nette Low Budget Mischung aus Thriller und Drama, aber aus der Masse herausragen kann der Film leider nicht.
Es beginnt schon mal direkt sinnlos: Jackie Ryan (Michael Biehn) und seine Gangster bestrafen einen Verräter, indem sie ihn kreuzigen. Das ist dann der einzige Auftritt dieser Figuren und hat an sich auch keine Bedeutung für die Handlung, auch wenn gegen Ende Teile von Jackies flammender Ansprache als Off-Kommentar gemurmelt werden. Aber irgendwie beschleicht einen der Verdacht, dass man hier in erster Linie etwas Gewalt in den Film bringen wollte.
Derweil planen die drei jungen Männer Ruby (James Quattrochi), Micky (Quinn Duffy) und Gus (Michael Cavalieri) einen Coup, aber vorher will Micky noch die junge Frau aufsuchen, die er liebt. Diese ist jedoch Stripperin, will ihren Job nicht aufgeben und liebt Micky nicht. Es kommt wie üblich zum Krach und Micky wird von den Türstehern rausgeworfen. Hier offenbart sich bereits, dass Micky die wohl tragischste Figur ist: Aus blinder Aufopferung (er will der Stripperin durch Geld die Möglichkeit zum Ausstieg bieten) folgt er seinen Freunden zu einem fatalen Coup.
Derweil ist der Cop Al (Nick Vallelonga) gerade bei einem romantischen Abend mit seiner Frau, als ihn ein Anruf von dem Gangsterboss Tony C. (William Petersen) erreicht. Da Al noch alte Verbindungen zu den Gangstern hat, folgt er dem Ruf. Es stellt sich heraus, dass der Bruder vom Tonys Chef ermordet wurde und Al soll herausfinden, wer es war…
Auch wenn man zu Beginn viele verschiedene Erzählstränge vorgesetzt bekommt, ist schnell klar, dass diese irgendwann zusammenlaufen werden: Auch die jungen Männer sind in die ganze Geschichte verstrickt und in einer Lagerhalle treffen sich fast alle Figuren. In dieser Situation wird dann der größte Teil der Nacht rekonstruiert, den der Zuschauer nicht zu sehen bekommt. Dies erinnert teilweise an „Reservoir Dogs“, da auch dort der eigentliche Raub nie zu sehen war und auch hier die Fäden alle in einer Lagerhalle zusammenliefen.
Dies ist sicherlich auch der gelungenste Teil des Films, denn hier schafft „Street War“ es sowohl Spannung als auch Dramatik zu erzeugen, wenn sich die Gefühle immer weiter hochschaukeln, die Figuren sich gegenseitig beschuldigen und lediglich Al versucht die Situation unter Kontrolle zu halten. Einige positive Figuren entwickeln sich auch sehr tragisch wie z.B. Micky mit seiner blinden Aufopferung (siehe oben) oder Al, der eigentlich sein beschauliches Leben hat und nur durch uralte Verbindungen in diesem Schlamassel endet.
Leider dauert die Einleitung viel zu lange, während das dramatische Finale viel zu schnell abgehandelt wird und daher gar keine Wirkung entfalten kann. So kommt eigentlich nur in der langen Lagerhallenszene wirklich Spannung auf. Große Action darf man bei „Street War“ nicht erwarten: Es gibt ein paar kurze Prügeleien und Schusswechsel, aber diese sind nicht sehr spektakulär. Die deutsche Fassung kann man sich noch ansehen, da der Sinn durch die Schnitte nicht entstellt wird, auch wenn man doch an einigen Stellen deutlich merkt, dass etwas fehlt.
Nick Vallelonga als Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion macht durchaus einen soliden Job, auch wenn er in seiner weiteren Funktion als Drehbuchautor mit einem etwas aufregenderen Drehbuch Besseres hätte vollbringen können. William Petersen und Michael Biehn sind gewohnt gut (wobei letzterer nur eine unsinnige Rolle hat) und auch die unbekannten Nebendarsteller bieten keinen Anlass zur Klage.
„Street War“ besitzt einiges an Potential, was vor allem das intensive Aufeinandertreffen in der Lagerhalle beweist, aber leider bleibt es vor allem in der zu langen Einleitung und im zu kurzen Finale ungenutzt.