Jeder Filmfreund abseits des Mainstream dürfte sicher mal den Namen Olaf Ittenbach gehört haben. Der Mann hinter dem hier besprochenen Splatterstreich gilt als Meister seines Fachs und hat es schon auf eine stattliche Zahl an Genrebeiträgen geschafft. "Dard Divorce" ist sein zehnter Film und wurde schon im Vorfeld als sein härtester beworben. Gehen diese Vorschusslorbeeren auf ?
Die Geschichte kurzum: Natalie hat von ihrem Mann, den sie für einen Versager hält, die Nase voll. Sie trennt sich von ihm und besteht auf das alleinige Sorgerecht für die 2 gemeinsamen Kinder. Ihr Ex Tim will das auf keinen Fall zulassen, hat aber wegen sozialer Gründe die schlechteren Karten. Trotzdem gewährt sie ihm ab und zu, die Kinder zu besuchen. Irgendwann findet sie ihn blutend auf der Terrasse, aber die Polizei will diesen Fall scheinbar kleinhalten. Natalie wird ein Officer zu ihrem Schutz zur Seite gestellt, und damit fängt der Alptraum an.
Mit dieser Geschichte betritt der gute Olaf eher für ihn storytechnisches Neuland, in fast allen Filmen von ihm ist man sonst eher Begegnungen mit Dämonen und Geistern gewohnt. Überhaupt stand eine durchdachte Handlung immer eher auf dem Abstellgleis, der Großteil des Budgets wanderte eindeutig in die Effektabteilung. "Dard Divorce" bildet da ebenfalls keine Ausnahme, der Film findet größenteils im Hause Ittenbachs statt, die Schauspieler hat man auch teilweise irgendwo schonmal gesehen. Was die Darbietung angeht, muss man leider ziemliche Abstriche machen. Gerade die Hauptdarstellerin ist schon fast eine Fehlbesetzung, hier hätte jemand mit mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl besser gepasst. Der Drehort hingegen ist passend, wobei man nicht zwingend einen amerikanischen Schauplatz hätte vorgaukeln müssen, aufmerksame Zuschauer werden einige Details finden die dazu nicht wirklich passen. Ein interessantes Element ist eine Küchenszene, welche aus 3 verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird.
Wie schon einmal erwähnt, liegen bei einem Ittenbach die Gore-Effekte auf der Pole-Position. Diese sind auch in diesem Film wieder handgemacht, dicker Pluspunkt in Zeiten von teilweise grässlich künstlichen CGI-Gewittern. Auf den Blutpool muss der Gorefan allerdings ein Weilchen warten. Spätestens wenn der Polizist jedoch seine wahren Absichten preisgibt, spielt der Film seine Trümpfe aus. Es wird gekloppt, geschnetzelt und gesägt, dass der Gorefan vor Freude aus dem Sessel hüpft. Die Härte des Film steigt im Verlauf immer weiter an, so sei im zweiten Drittel die Ausweidung einer Leiche oder die Folter von Natalies neuem Freund genannt. Das Attribut "Ittenbachs Härtester" ist an dieser Stelle durchaus angebracht.
Leider zeigt der Film auch einige Schwächen, welche den Filmgenuss etwas trüben. Olafs Frau als Hauptperson wurde schon genannt, allerdings gibt es auch andere Charaktere, welche man durch fähigere Leute ersetzen könnte. Hier sei die Tochter von Natalie genannt, welche in einer Szene ihrer entstellten Mutter begegnet und sich ein dickes Grienen nicht verkneifen kann; in dieser Szene folgt wenig später auch eine ziemlich billig gemachte Erschießung mit Audioeffekt aus dem Spiel "Age of Wonders" (!). Überhaupt ist das Sounddesign ziemlich grottig, da könnte der Olaf durchaus auch mal Hand anlegen. Ein anderer Fehlgriff ist eine Traumsequenz in der Mitte des Films, welche einen Anlass zu einer kräftigen Priese unfreiwilliger Komik gibt.
Wer auf der Suche nach einem deftigen Splatterfilm ist, der ist an diesem Film sehr gut bedient. Ittenbachs Fangemeinde wird sich den Film auf jeden Fall zu Gemüte führen, Kritiker hingegen werden auch dieses mal wieder abwinken. "Dard Divorce" ist ein gut gemachter Beitrag seines Genres, allerdings auch kein Meisterwerk.