Review

Ich kann es mir denken. Niemand kann sich so richtig mit dieser Kung- Fu- Gurke anfreunden. Das konnte ich auch nicht, als ich ihn das erste Mal auf einem privaten Fernsehsender sah. Denn hierbei handelt es sich um einen billigen Martial- Arts- Film der untersten Schublade. Bei der Kampfchoreographie kann man von Niveau nicht sprechen. Die meisten Darsteller sind so unbekannt und hässlich, dass sie sich mit der Schurkenrolle zufrieden geben müssen. Und ich brauch auch nicht grossartig zu erwähnen, dass dieser Klopper auf der Erfolgswelle der "Drunken Master"- Ableger mitschwimmen wollte. Doch wenn man allen ernstes das Endprodukt begutachtet, zweifle ich daran, dass dieser Streifen viele Zuschauer hervorgelockt hat. Aber das Kung- Fu- Genre war ja in den 70ern so sehr angesagt, dass es für westliche Käufer kaum eine Rolle gespielt hat, wie gut oder schlecht die Importware wirklich war. Hauptsache irgendeinen Schund unter die Leute bringen, um daraus Profit zu schlagen. Gegenüber England und USA ist es in Deutschland wieder ein Sonderfall, wie ausländische Filme gehandhabt werden. Die deutsche Synchro ist wieder einmal herrlich beknackt und traditionsgemäß kam der Film vor einer Verstümmelung auch nicht davon. "Der Kleine und der Drunken Master" trotzt nur so aus Klischees und lächerlich anmutender Dümmlichkeit.

Aber wer sich dafür interessiert, wie spätere bekannte Mimen wie Bruce Leung Siu- Lung ("Kung Fu Hustle", "Shamo") und Philip Ko("Action Hunter") ihre Brötchen in den 70ern verdienten, der kann ruhig einen kurzen Blick reinwerfen. Ja, mit Gewiss war Bruce Leung schon damals ein gefragter Kung Fu Darsteller. Nicht zu vergessen seine Paraderollen in "Dragon lives again" und "Karate Superman". Zwar unterscheidet sich dieser Drunken- Master- Klon wesentlich von den eben genannten Machwerken, aber man kann sich ja nicht ständig seine Rollen aussuchen. In Erinnerung bleibt mir auch seine Darstellung des chinesischen Robin Hoods in "Hong Kong Superman" neben Sylvia Chang und Dean Shek. In diesem Kung - Fu- Flick teilt er sich mit Chi Kuan- Chun einer der Hauptrollen und ist für den lustigeren Part zuständig, während sein Partner den ernsten Kung Fu Kämpfer gibt. In so einem Schund darf der "Charles Bronson von Hong Kong" Chen Sing auch nicht fehlen. Mit seiner Stahlklaue (oh wie einfallsreich) markiert er den Oberbösewicht.

Normalerweise verfügt eine Produktionsfirma dieser Zeit über eigene Studiokulissen, Equipments und Requisiten, aber dieser Film ist so abgrundtief billig, dass sie sich nicht mal Waffen wie Lanzen und Schwerter leisten können. Einige der Darsteller (Bruce Leung miteingenommen) verfügen zwar über akrobatisches und kämpferisches Talent, aber die Kampfchoreographen (falls die wirklich in diesem Film existiert haben) und Regisseur Tu Lo Po wissen nicht das wirkungsvoll für die verstaubte Kamera einzufangen. Stattdessen hockt Leung hinterm Gebüsch und lässt aus Langeweile einen Kackstift nach dem anderen rausfahren. Vielleicht sind Eastern wie dieser einer der Gründe dafür, warum er Ende der 80er Jahre einen Karriereknick erleidet hat. Philip Ko gibt hier als Drunken Master eine wirklich schwache Vorstellung ab. Der Mann ist keinesfalls ein schlechter Schauspieler, aber als betrunkener Bettler mit grau gefärbten Haaren kann man ihn nicht für voll nehmen. Leung versucht sich derweil auch als besoffener Fighter und man wird nicht das Gefühl los, ob er während der Dreharbeiten wirklich zuviel Alkohol im intus hatte oder einfach nur schlecht spielt. Selbst beim Finalkampf gegen Chen Sing fragt man sich ungeduldig, wann dieses Hirngespinst endlich ein Ende hat.

FAZIT:
"Der Kleine und der Drunken Master" kann weder mit ausgefeilten Kampfszenen, noch mit seiner laschen Inszenierung beim Zuschauer punkten. Und gerade diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Film in Deutschland unter Fankreisen einen kleinen Kultstatus besitzt. Ein herrlich blöder Trash, der auf keiner Videosession fehlen darf.

6 / 10

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