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Bruce Willis spielt den New Yorker Cop John McClane, der Weihnachten gern mit seiner Frau verbringen möchte, weswegen er diese auf der Weihnachtsfeier ihrer Firma in einem Hochhaus in L.A. aufsucht. Sie scheint jedoch nicht allzu froh darüber zu sein, ihren Mann zu sehen, weswegen es zu einem kurzen Streit kommt. McClane bleibt jedoch nicht allzu viel Zeit, um über seine Eheprobleme zu sinnieren, da kurz darauf eine Truppe Terroristen, angeführt von einem Deutschen, gespielt von Alan Rickman, das Gebäude stürmt und die Mitglieder der Weihnachtsfeier in dem ansonsten leeren Gebäude als Geiseln nimmt. Für McClane, der zunächst nicht von den Geiselnehmern entdeckt wird, beginnt der einsamen Kampf.

Kaum ein Actionfilm hat derart viel bewegt, wie es "Stirb langsam" getan hat. Das Actionkino der 80er, das mit Stallone, Schwarzenegger und ihren Filmen, wie "Rambo" 2+3 oder "Phantom-Kommando" den Gipfel menschenverachtender Gewaltperversionen im Grunde erreicht hatte, fand durch dieses Werk, das den bis dato wenig bekannten TV-Darsteller Bruce Willis über Nacht auf den Action-Olymp beförderte, John McTiernan für die folgenden Jahre zu einem der gefragtesten Regisseur aufstiegen lies und Erfolgsproduzenten Joel Silver einen der größten Hits seiner Karriere bescherte, ein Ende. Muskelberge, Ein-Mann-Armeen, Kampfmaschinen, wie auch immer man sie nennen mag, vom Kaliber Stallone, die zuvor das Action-Genre bevölkert und die Lichtspielhäuser mehr oder weniger im Wochentakt mit gängigen, stereotypen Fließband-Actionfilmen beliefert hatten, waren hier nach deutlich weniger gefragt, da mit Bruce Willis und seiner Figur John McClane eine neuartige Art Actionheld aufkam, nämlich ein menschlicher Held, der normale Eheprobleme hat, nicht muskelüberhäuft daherkommt und im Grunde nur deshalb den Helden spielen muss, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Das Actiongenre kam wieder zu menschlichen Helden und in gewisser Weise auf den Boden der Tatsachen zurück und allein dafür sei allen Beteiligten an dieser Stelle schon einmal gedankt.

Aber auch aus der heutigen Sicht, wenn man sich das Action-Juwel mal ohne den Hintergrund ansieht, dass es das Genre nachhaltig verändert hat, könnte es kaum spannender und gelungener sein und selbst, wenn man den Vergleich zu später erschienenen Filmen sucht, bleibt der über zwanzig Jahre alte Film ohne Frage eine der größten Perlen, die das Action-Genre je hervorgebracht hat.

Die Grundlage dafür bietet die unterm Strich gelungene Story, die nicht nur durch die Konstruktion von John McClane als "normalen Menschen" und nicht als herzlose Kampfmaschine überzeugt, sondern auch durch einen enorm effektiven dramaturgischen Aufbau, der sich zwar eng an den an den Stereotypen des Genres hält, aber dennoch zunehmend an Fahrt aufnimmt. Dabei werden die Ereignisse sehr geschickt immer weiter zugespitzt, die ausweglose, klaustrophobische Situation von John McClane wird immer deutlicher und enorm spannende Stellen, wie die Begegnung von McClane und dem Anführer der Terroristen, der diesem zu erklären versucht, dass er eine Geisel ist und fliehen konnte oder die Szene, in der McClane schließlich barfuss über Glasscherben laufen muss, sind clever konstruiert und zahlreich vorhanden. Bei der Verwendung diverser Nebenfiguren zeigt man ebenfalls großes Geschick, egal, ob es nun die Terroristen sind, oder die verhandelnden Polizisten und dann wäre da noch die Kritik an den Medien, die die Geiselnahme mit aller Macht nutzen wollen, um Schlagzeilen zu machen. Trotz eines klischeehaften Beginns und des absehbaren Happy Ends ist die Story also alles andere als schlecht, sondern ein ordentliches Fundament für einen grandiosen Film.

Besonders gelungen ist die klaustrophobische Atmosphäre, die McTiernan bereits früh kreiert und anschließend fortläufig an Dichte steigert. Die beengte, ausweglose Situation im Hochhaus, die dunklen Kulissen, die gelungene Kameraführung, die zahlreichen spannenden Stellen, die Gefahr, die förmlich in der Luft liegt, tragen dazu bei, dass dies der wohl atmosphärischste Actionfilm ist, der den Weg auf die Leinwand fand und damit ist "Stirb langsam" auch spannender, als alle anderen Genre-Vertreter. Hinzu kommt noch der herausragende Score, der die Atmosphäre mit einigen spannenden, unruhigen Tönen noch weiter verstärkt, zu gegebenen Zeiten das Tempo beschleunigt und die Toneffekte, die für einige Schockmomente sorgen. Da McTiernan auch narrativ hervorragende Arbeit leistet und bei dieser gespannten Atmosphäre die Handlung kontinuierlich, aber teilweise quälend langsam vorantreibt ergibt sich so atemlose Spannung, die anhält und fesselt.

Aber das ist nicht alles, was McTiernans Meisterwerk so zu bieten hat, denn der Actionfilm verfügt natürlich auch über Action-Sequenzen und die können sich auch nach über zwanzig Jahren noch gut sehen lassen. Die Schießereien leben dabei von der spannenden Machart, mit der sie in Szene gesetzt werden, während die Explosionen pyrotechnisch einwandfrei gelingen und absolut sehenswert geworden sind, auch wenn man dem Film dabei teilweise vielleicht doch ein wenig sein Alter anmerkt. Überladen wirkt "Stirb langsam" dabei zu keinem Zeitpunkt, da die die Action-Szenen perfekt und sorgsam dosiert sind. Des Weiteren zeigt der Film die nötige Eigenironie, um sich ein paar Sympathiepunkte zu sichern. Immer mal wieder werden Gags eingebaut, entweder durch besonders amüsante Nebenfiguren, oder durch die, mitunter sehr schlecht synchronisierten One-Liner, die McClane zu geeigneten Zeitpunkten vom Stapel lässt und auch der eine oder andere Dialog überzeugt durch Witz und Humor. Lachhaft ist "Stirb langsam" dennoch zu keinem Zeitpunkt, da McTiernan auch in dieser Hinsicht genau richtig Maß hält. 

Bruce Willis, der vor “Stirb langsam“ lediglich durch TV-Serien und weniger bekannte Filme wie “Sunset“ oder “Blind Date“ in Erscheinung getreten war, zeigt sich hier, wie auch in den späteren Actionfilmen ziemlich kernig, aber doch menschlich und sympathisch, womit er als John McClane, der barfuss und im Unterhemd, nachdem er zufällig im Hochhaus war, als die Terroristen zugeschlagen haben, auf Terroristenjagd geht, kaum besser besetzt sein könnte. Und das Charisma, das ihn bis heute als Actionhelden auszeichnen sollte, ist schon hier vorhanden und so fesselt seine Präsenz durchaus. Ebenfalls auf ganzer Linie überzeugend ist Alan Rickman als Anführer der Terroristen, der vor “Stirb langsam“ ebenfalls im Grunde überhaupt nicht in Erscheinung getreten war, bis heute aber in dutzenden erfolgreichen Filmen, wie in der “Harry Potter“-Reihe, “Das Parfum“ und “Robin Hood“ zu sehen sein sollte. Mit eiskaltem, für die restlichen Nebendarsteller erdrückend großem Charisma, ist er ebenso präsent wie Willis und zeigt auch darstellerisch eine nahezu beängstigend gute Leistung. Damit bewegt sich der Kampf zwischen McClane und dem Terroristen-Anführer auch schauspielerisch auf enorm hohem Niveau. Die Nebendarsteller sind allesamt gelungen besetzt und leisten sich keinerlei Fehler, auch wenn ansonsten niemand wirklich heraussticht. 

Fazit:
Die unglaubliche atmosphärische Dichte, die John McTiernan durchgehend aufrecht erhalten kann, bietet den Rahmen für diesen Meilenstein des Action-Genres, der dramaturgisch sehr schlüssig erzählt ist, die Spannung permanent steigert und darüber hinaus sowohl durch einen Schuss Humor, als auch unter darstellerischen Gesichtspunkten rundum überzeugen kann. Da auch die Action-Szenen trotz ihres Alters von nunmehr über zwanzig Jahren voll und ganz zu überzeugen wissen, fallen marginale Fahler, wie die schwache deutsche Synchronisation im Grunde überhaupt nicht ins Gewicht. Darüber hinaus darf man McTiernan, Willis und Silver bis heute dankbar dafür sein, dass durch dieses Werk das brutale Action-Kino der 80er, das von Ein-Mann-Armeen a lá Schwarzenegger und Stallone bevölkert wurde, relativ schnell ein Ende fand. Ein Muss für jeden Freund von guten Filmen!

95%

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