Kennt man sich ein bisschen mit Taiwans Entertainmentindustrie aus und liest die Liste der Darsteller, weiß man, was Mr. Fighting ist—ein so genanntes "Idol Drama", also eine Serie, in denen beliebte Popstars die Hauptrollen bekleiden. So manch einer mag dieses Konzept hassen, doch muss man zugeben, dass auch diese Serien, die auf eine jugendliche Zielgruppe zurechtgeschnitten ist, durchaus ihre Reize haben und vor allem eins besitzen: einen hohen Unterhaltungswert.
So ist das auch bei Mr. Fighting. Inhaltlich dreht sich zunächst alles ums Boxen, doch schon bald merkt man, dass es um weitaus mehr geht: es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, Verrat, Ehre, Intrigen und Verlust. Die Handlung wird bald schon komplexer und wer einmal in ihren Bann geraten ist, möchte eine Folge nach der anderen sehen, um zu erfahren, wie das alles enden wird. Fans der Boyband 5566, deren Mitglieder auch für ihre Moderatorenqualitäten bekannt sind, und dem Girlie-Duo Sweety dürften hier ganz besonders auf ihre Kosten kommen, werden die Hauptrollen doch von Mitgliedern dieser beiden Gruppen bekleidet. Was natürlich auch ein Manko darstellen könnte—denn wer die beiden Gruppen nicht ausstehen kann, wird wahrscheinlich wegen deren Überpräsenz kaum Freude an Mr. Fighting entwickeln können.
Duan Yuqiao (Tony Sun) ist Sohn des Bosses von Duan Shi Entertainment Enterprise und T.F.K.C., der wichtigsten Boxkampfveranstaltung des Landes. Er ist ein arroganter junger Mann, der zu gern die "Fighting Fist Hall" (eine Halle, die jungen Leuten sportliches Training ermöglicht) der jungen Ye Youli (Esther Liu) aufkaufen würde. Die Intrigen seines Stiefbruders Yanhao (Tang Jia Hao) haben allerdings zur Folge, dass Yuqiao aus der Familie ausgeschlossen wird und sich wohl oder übel mit Youli und ihrem Kumpel Wei Yingqi (Wang Renfu) zusammentun muss, um den Fortbestand der "Fist Fighting Hall" zu sichern, während Yanhao die Macht an sich reißt. Dabei verliebt sich Yuqiao ausgerechnet in Youli, von der auch sein Konkurrent Yingqi ganz angetan ist. Yanhaos Intrigen indes ziehen immer weitere Kreise, in denen alle um Yuqiao und Yingqi hineingezogen werden. Youli will die "Fist Fighting Hall", das einzige Vermächtnis ihres unbekannten Vaters, nicht verlieren, Yingqi soll zum Profiboxer ausgebildet werden und schreckt nicht einmal davor zurück, sich an Yanhao zu verkaufen, um seinen Freunden zu helfen, Yingqis Freundin Xiao Kui (Joanne Zeng) arbeitet gleich beim zugehörigen Fernsehsender von T.F.K.C. und Yuqiao hat sowieso noch eine Rechnung mit seinen unliebsamen Stiefgeschwistern Yanhao und Duo'er (Wei Ru) offen.
Dabei wird in 20 Folgen à ca. 70 Minuten nach und nach die Vergangenheit aller aufgedeckt und quasi jeder wichtigen Person schamlos der Boden unter den Füßen weggezogen. Selbst einstige Kämpfe und Beziehungen zwischen den Eltern der Freunde verkomplizieren die Geschichte dabei beständig und bedeuteten sogar für einige den Tod oder ein Leben im Dunkel.
In Mr. Fighting wird jede Figur, selbst diejenigen auf der Seite der Bösen, liebevoll und tiefgreifend porträtiert. So hat jede Person ihre ganz eigenen Probleme, Schwächen und Stärken. Selbst der ewig intrigierende Yanhao mit seiner gespaltenen Persönlichkeit kann, zumindest vor der kindlichen Xiao Kui, eine überaus menschliche Seite an den Tag legen, auch wenn sich seine plötzliche Liebe zu dem naiven Mädchen mit gewöhnungsbedürftigem Haarschnitt viel zu abrupt entwickelt.
Yuqiao wandelt sich bald vom arroganten reichen Sohn zu einem gebrochenen jungen Mann, dessen Charakter für den Verlauf der Geschichte wohl aber spätestens ab der Mitte der Serie am unwesentlichsten ist. Sobald er mit der ewig schreienden, keifenden Youli eine romantische Beziehung eingeht, ist seine von Tony Sun mitunter recht hölzern gespielte Anwesenheit eher nebensächlich. Was übrigens auch für ihre Beziehung generell gilt. Steht in den ersten Folgen noch das Hassen, Streiten und langsame Zueinanderfinden der beiden im Vordergrund, verblasst das alles, sobald sie endlich zueinanderfinden. Dann treten der wilde Yingqi und Xiao Kui, die ihn schon seit Ewigkeiten verehrt, auf den Plan. Yingqi, der bisweilen den egoistischen Unsympathen abgibt, macht von allen Figuren mit Sicherheit die umfassendste Wandlung durch und hat womöglich sogar den tiefgründigsten Charakter von allen. Als er schließlich seine Gefühle für Xiao Kui erkennt und diese dank seiner Persönlichkeit zunächst nicht offen zeigen kann, gibt es ein ewiges Hin und Her zwischen den beiden, was mitunter nerven kann, da sich dasselbe Schema über und über wiederholt, doch weiß Wang Renfu seine schwierige Figur, die den Verlauf der Serie mit am meisten beeinflusst, perfekt zu verkörpern und auch Joanne Zeng, die sicherlich am emotional betroffendsten reagieren kann, ist eine überaus passende Darstellung ihrer Figur gelungen.
Da es bei Mr. Fighting eigentlich ums Boxen geht, muss man auch einige Szenen rund um diesen Sport ertragen, was sich glücklicherweise in Grenzen hält und im Grunde keinen besonders großen Schwerpunkt darstellt. Das ist gut so, denn die Kämpfe oder Sequenzen, in denen trainiert wird, ziehen die Serie unnötig in die Länge und sind nicht sonderlich professionell choreographiert. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen und das großangelegte Schicksal, dem sie alle unterworfen sind, bilden hier ganz eindeutig das zentrale Thema. Klar, dass hier die üblichen Dreiecksbeziehungen, das hartnäckige Festhalten und Kämpfen für die Liebe und ständige Wendungen im Handlungsverlauf nicht fehlen dürfen. Mitunter gefällt bei Mr. Fighting auch der Humor, wobei der aber eher dünn gesät ist und mit dem Ausscheiden der unwichtigen Nebenfigur San Long (Edward Huang) einen wichtigen Faktor verliert. Da Mr. Fighting aber keine Komödie, sondern eher ein Drama ist, dürfte einen das auch nicht groß verwundern.
Wie die Geschichte letztendlich ausgeht, wird man schon früh erkennen können, doch ist hier nicht das Happy End, das durchaus mit einigen Abstrichen als ein solches zu sehen ist, sondern der überaus steinige Weg dorthin das Ziel. Youlis ewige Schreierei mag einem irgendwann auf den Keks gehen und das ständige Hin und Her zwischen Yingqi und Xiao Kui hätte man durchaus etwas kompakter zusammenfassen können, doch besticht Mr. Fighting mit insgesamt netten und interessanten Charakteren, einem ständig erneut gestrafften Spannungsbogen und einigen süßen und wirklich emotionalen Momenten. Vielleicht gefällt die Serie aber auch wegen des Umfeldes, das weitaus weniger klischeehaft ausgefallen ist als das vergleichbarer Serien. Zudem besitzt die handwerkliche Einfachheit der Inszenierung einen Charme, den man z.B. in Hollywood so oft vermisst. Da nimmt man dann auch schon mal hin, dass einige Szenen arg konstruiert wirken (etwa wenn Yunhao seinem Bruder die Fingernägel schneidet, weil er insgeheim dessen DNA überprüfen will).
Dank bekannter Gesichter fühlt sich der Fan taiwanesischer Serien gleich ganz heimelig (selbst der gelbe Pickup wurde in Prince Who Turns Into A Frog wieder verwendet) und der Soundtrack, der in der Serie leider bis zum Erbrechen wiederholt wird, dürfte vor allem 5566-Fans gefallen. Trotz einiger kleinerer Längen und den längst zum Standard mutierten Elementen taiwanesischer Jugendserien weiß Mr. Fighting bis zum Schluss für gute Unterhaltung mit hohem Suchtfaktor zu sorgen—und das ist schließlich die Hauptsache.