Da hat die B-Schmiede Nu Image einmal die Spendierhosen an und trotzdem kommt nichts dabei herum. Dabei versammelte man eine namhafte Darstellerrige, Regisseur Sidney J. Furie (Direct Action, Der Stählerne Adler II) ist eine Bank, aber Eintagsfliege Bart Madison hat es mit dem Drehbuch verkackt. Man scheint sich hier ein deutlich höheres Ziel gesteckt zu haben, aber kaum Anstrengungen unternommen, um es auch zu gewährleisten. Dafür wären zahlreiche Änderungen am Screenplay in Frage gekommen, aber auch der namhaften Crew hätte ein wenig Motivation nicht geschadet. So bleibt im Endeffekt ein missglückter Versuch einmal auf der A-Welle mitzureiten, eigentlich schade drum.
Nach vier Jahren Knast wird Ray Mercer (Peter Weller) endlich entlassen. Abgeholt wird er von seiner Frau Rebecca (Tia Carrere), welche Ray mit nach Las Vegas nimmt, um dort die Scheidung durchzuführen. Rebecca hat in Casinobesitzer Charles Atlas (Dennis Hopper) einen neuen Macker gefunden. Unterwegs halten die Beiden am Casino, wo Ray wie durch Zauberhand den Jackpot gewinnt. Doch keiner ahnt, dass gleichzeitig das Casino von Carl (Martin Kove) und seiner Bande ausgeräumt wird. Auch Ray wird in das Geschehen involviert, denn er gilt als Verdächtiger und auch bei Atlas steht er plötzlich auf der Abschussliste. Zwischen allen Fronten versucht Ray trotzdem Rebecca zurückzugewinnen, auch wenn er sein eigenes Leben dafür einsetzen muss.
Die Story um den eigentlich herzensguten Ray Mercer, der in einen Casinoraub verwickelt wird und dabei noch versucht seine Eehe zu retten, reicht als Basis völlig aus. Leider gibt es hier zuviele Parteien, zwischen denen immer wieder hin- und hergesprungen wird, wobei alle Charaktere zu oberfächlich bleiben. Außerdem durchschaut man Atlas eigentlichen Plan viel zu schnell, ein paar Überraschungen gibt es dennoch, wer letztenendes alles in den Raub involviert war. Neben Atlas und seinem Komparsen Vince Castor (Joe Pantoliano), spielen noch Carl und seine Gang, die beiden Streithähne Ray und Rebecca, die Spezialeinheit um Captain Hefter (Cary-Hiroyuki Tagawa), die Polizei und später noch Atlas Boss (Peter Coyote), von allen "Metzger" genannt, eine wichtige Rolle. Dies ist einfach zuviel und schon die Einführung aller Figuren kostet Furie eine Menge Zeit. So funktioniert das erste Drittel quasi als Einleitung, bevor dann der große Otto losgemacht wird. Ein weiteres Manko ist der oft unpassende Humor, der das eigentlich ernste Geschehen in einigen Szenen sogar unfreiwillig komisch macht. Gegen ein paar Onliner ist nichts einzuwenden, aber hier kommen diese oft kindgerechten Sprüche immer in den unpassendsten Momenten. Durchweg gelungen ist lediglich die tolle Optik der Glitzerstadt, sowie die Musikuntermalung.
Man wähnt sich hier keinesfalls in einem B-Film, "Countdown in Las Vegas" hat stets das Zeug in der höheren Liga zu spielen. Doch selbst ein Sidney J. Furie kann gegen das schwache Drehbuch nichts ausrichten. Dabei geht es actiontechnisch gut zur Sache, wobei echte Highlights ausbleiben. Die Shootouts sind passabel choreographiert, einige blutige Einschüsse mit inbegriffen, richtig gut ist die Verfolgungsjagd mit jeder Menge Blechschäden geworden, während die kleinen Zweikämpfe sehr unspektakulär daherkommen. Aber in regelmäßigen Abständen geht es zur Sache, wobei immer dieser letzte Schliff fehlt. Immerhin nutzt Furie den locker sitzenden Geldbeutel aus und feiert in manchen Sequenzen echte Zerstörungsorgien ab, zum Beispiel wenn Ray und Rebecca mit dem Cabrio durchs Casino rasen. Dieses ist nicht nur riesengroß, sondern hat auch eine Art Schienebahn und Achterbahn zu bieten, auf welchen man sich auch in luftigen Höhen beharkt. Aber dank der blassen Figuren fehlt einem die Motivation hier richtig mitzufiebern und ehrlich gesagt geben sich die wenigsten Darsteller hier richtig Mühe. Dabei überzeugt Peter Weller (RoboCop, Screamers) als Held und Unschuldslamm noch am besten, dicht gefolgt von Dennis Hopper (Easy Rider, Nails) als Fiesling Atlas. Dagegen haben Tia Carrere (Relic Hunter, True Lies), Cary-Hiroyuki Tagawa (Showdown in Little Tokyo, Die Wiege der Sonne) und auch Joe Pantoliano (Bad Boys, Matrix) kaum Momente, um sich richtig zu präsentieren. Martin Kove (Shootfighter, Crocodile II) macht sich durch den unpassenden Humor eher lächerlich und Peter Coyote (Die Letzten Amerikaner, Das Messer) wird völlig verschenkt.
Trotz namhafter Darsteller und dem nötigen Kleingeld ist "Countdown in Las Vegas" nur reiner Durchschnitt, obwohl man hier deutlich mehr hätte herausholen können. Gerade der Cast vermag zu enttäuschen, durch eher lustlose Darbietungen, den Actionszenen fehlt das gewisse Etwas und storytechnisch sieht es auch mau aus. Vielleicht hätte man die Kohle lieber in ein anderes Projekt stecken sollen.