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Mit „Dante’s Peak“ beschwört Regie-Routinier Roger Donaldson einen Vulkanausbruch herauf.
Zu Anfang braucht man natürlich einen Anreißer, der auch direkt nach dem stimmigen Intro kommt: Der Vulkanologe Harry Dalton (Pierce Brosnan) und seine Freundin sind bei Recherchen mitten in einem Ausbruch geraten und wollen dem Inferno entkommen, doch auf der Flucht wird sie von einem Gesteinsbrocken erschlagen. Ist zwar nichts Neues, aber Donaldson hat den Beginn recht schweißtreibend inszeniert, ehe der Film dann in eine Ruhephase geht.
Vier Jahre später: Harry soll für die Behörde, für die er arbeitet, das kleine beschauliche Bergnest Dante’s Peak aufsuchen, das von der Bürgermeisterin Rachel Wando (Linda Hamilton) geleitet wird. Donaldson inszeniert sein Dante’s Peak bewusst übertrieben idyllisch, fast schon kitschig, so dass der Vulkanausbruch gegen Ende ein Ausdruck hämischer Schadenfreude ist. So erinnert der Name der Stadt nicht nur an den Verfasser des bekannten Dante’s Inferno, sondern die Stadt gewinnt gerade auch noch den Preis für die Stadt unter 20.000 Einwohnern mit der zweithöchsten Lebensqualität.

Harry guckt sich um und entdeckt bald erste Anzeichen für Gefahr: Abgestorbene Bäume, erhöhte Säurewerte in Seen sowie ein in einer heißen Quelle verschröggeltes Pärchen. Sein Team fliegt ein, aber da die Werte erscheinen nur etwas schlimmer als normal. Wird Harry trotzdem mit seiner Prognose Recht behalten?
OK, die Antwort auf diese Frage ist selbstverständlich, denn sonst gäbe es nichts zu sehen. Denn das Szenario ist altbekannt: Der Wissenschaftler hat das richtige Gespür, während die faulen Offiziellen aus Profitgründen die Gefahr verachten – ehe es zu spät ist. Ebenso obligatorisch das tragische Ereignis in Harrys Vergangenheit (der Tod seiner Freundin) wie die sich entwickelnde Lovestory zwischen ihm und Rachel. Doch Donaldson setzt Altbekanntes sehr gut um, auch wenn er das Rad nicht neu erfindet. Der Film besitzt viel Tempo und hat keine Längen; lediglich das Finale ist etwas unspektakulär. Die Spannung erreicht ein solides Niveau, auch wenn keine der Wendungen sonderlich überraschen dürfte.
Zudem kann Donaldson seinen Uraltplot durchaus interessant ausschmücken, denn er besitzt ein Gespür für Ironie. Neben den Witzen über die Auszeichnung der Stadt und dem etwas sarkastisch gewählten Namen kommen noch ein paar ironische Anspielungen: Die altkluge Tochter, die Mutti bei der Rede vorsagen muss, das aus komödiantisch angehauchten Nebencharakteren zusammengestellte Team Harrys, der geldgierige Hubschrauberpilot usw. Zudem verfällt „Dante’s Peak“ nicht allzu sehr in schwarz-weiß-Malerei: Zwar spielen auch kommerzielle Interessen bei dem Verzicht auf Evakuierung eine Rolle, aber zwischendurch sieht es sogar wirklich so aus, als ob Harry falsch liegt. Grenzen zum Kitsch kann Donaldson aber nur teilweise umschiffen: Wenn sich eine Nebenfigur heldenhaft aufopfert, dann geschieht dies erfrischenderweise ohne großes „Tu es nicht“-Blabla, aber wenn sie aufgrund ihrer Opferbereitschaft stirbt, wird doch etwas sehr übel auf die Tränendrüse gedrückt.

Optisch kann sich der Film auf jeden Fall sehen lassen, denn wenn das Inferno dann ausbricht, ist Action vom Feinsten angesagt. Die Effekte verzichten noch auf allzu starken PC-Einsatz, sondern setzen auch noch auf diverse Modelltricks, die noch richtig Flair haben. Zudem ist der Kampf gegen die entfesselte Natur sehr spannend gemacht und bietet vielseitige Gefahren: Ascheregen, Lava, eine Druckwelle, das Durchqueren eines reißenden Flusses usw. Zerstörungsfans kommen auch auf ihre Kosten, denn der Film hat einige sehr spektakuläre Szenen zu bieten (z.B. der Hubschrauberabsturz inklusive abschließender Explosion).
Pierce Brosnan spielt seine Heldenrolle auf gutem Popcornniveau, aber auch Linda Hamilton kann ihr Können unter Beweis stellen. Sehr viel besser sind aber die Nebendarsteller von Harrys Team, die zwar keine großen Namen besitzen, aber immerhin sind zwei von ihnen bekannte Gesichter: Grant Heslov (wie in „True Lies“ und „The Scorpion King“ hier als Comedic Sidekick) und Tzi Ma, den Actionfans aus Filmen wie „Rush Hour“ und „Rapid Fire – Unbewaffnet und extrem gefährlich“ kennen.

Großartige Neuerungen bietet „Dante’s Peak“ sicherlich nicht, aber dafür hat Roger Donaldson das bekannte Katastrophenfilmszenario zu spannendem und sehenswertem Unterhaltungskino verwurstet.

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