Lilien auf dem Felde (1963)

Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung ?
Schaut die Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen:
sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
Ich sage euch, dass Salomon in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet ist wie eine von Ihnen.

Matthäus 6,28


Inhalt:

USA, 1962:
Homer Smith (Sydney Poitier), ein schwarzer Gelegenheitsarbeiter, ist mit seinem Wagen in der Einöde Arizonas unterwegs.
Da er neues Kühlwasser für sein Auto benötigt hält er an einer abgelegenen Farm.

Diese wird von 5 Nonnen bewirtschaftet, die vor einiger Zeit aus der DDR nach Amerika geflohen sind:
Oberin Maria (Lilia Skala), Schwester Gertrude (Lisa Mann), Schwester Agnes (Isa Crino), Schwester Albertine (Francesca Jarvis), Schwester Elizabeth (Pamela Branch) kommen aus Deutschland, Österreich und Ungarn.

Die Oberin sieht Smiths Auftauchen als Zeichen Gottes auf ihre Gebete um jemanden der das Dach der Farm repariert.

Homer willigt schließlich ein das Dach zu reparieren, da er annimmt dafür bezahlt zu werden.

Nach getaner Arbeit will Homer am nächsten Tag seinen Lohn und weiterfahren doch Oberin Maria überredet ihn noch zu bleiben und Smith willigt ein.

Nachdem er ihnen u. a. beim Englischunterricht geholfen hat und sie zum Gottesdienst gefahren hat erfährt Homer das die Nonnen, besonders Oberin Maria, davon überzeugt sind das Smith von Gott geschickt worden ist um eine Kapelle für die mexikanische Landbevölkeung, die ihre Gottesdienste im Freien abhalten muss, zu bauen...


Meinung:

Lilien auf dem Feld ist ein schöner, ruhiger Film der einfach gut tut.

Anders kann ich es nicht sagen.

Es ist kein Film für ungeduldige Zuschauer.

Man muss sich Zeit nehmen den Film anzuschauen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Lilien auf dem Feld ist nicht langweilig (wenn man nicht nur auf Actionfilme fixiert ist).
Der Film nimmt sich einfach Zeit seine Geschichte zu erzählen.

Alle Darsteller leisten tolle Arbeit.

Besonders Sydney Poitier als Homer Smith (den Oberin Maria immer Schmitt ruft).

Er ist ein sympathischer, netter Mensch der aber nicht davor zurückschreckt auch mal seinem Unmut Luft zu machen.
So in einer Szene mit Oberin Maria (die in Bezug auf den Kapellenbau leicht herrische Verhaltensweisen an den Tag legt) als Smith ihr auf ihr Verhalten vorwirft sie würde sich wie "ein größenwahnsinniger Diktator" benehmen.

Während die anderen Nonnen sehr gut mit Smith auskommen ist Oberin Maria meistens dabei ihn streng zu ermahnen.

Auch ist die Figur der Oberin etwas gegensätzlich zu Smith gestaltet.
Aus ihrem Verhalten wird klar das sie viel harte Erfahrungen hinter sich hat und auch sehr pflichtbewusst ist (sie ist aber kein negativer Charakter).

Auch interessant ist das Smith erst richtig zufrieden ist als sich Oberin Maria bei ihm, und nicht immer bei Gott, für den Bau der Kapelle persönlich bedankt.

Smith selbst ist Baptist und als er die Nonne zum Gottesdienst fährt (bis jetzt sind die Schwestern die Strecke zu Fuß gegangen) führt dies zu einer sehr schönen Szene (verbunden mit der Tatsache das Smith bei den Schwestern immer sehr dürftige Mahlzeiten bekommt, da diese über nicht genug Geld verfügen):
Smith geht zu "Juans Trading Post" und lässt sich dort von Juan (Stanley Adams) ein reichhaltiges Frühstück zubereiten.

In einer anderen Szene hat Smith ein Gespräch mit Vater Murphy (Dan Frazer): Murphy klärt Smith über Oberin Marias Überzeugung (das Smith von Gott geschickt worden ist) auf und erzählt davon als er am Anfang seiner Priesterlaufbahn darum betete einer Gemeinde mit einer stattlichen Kirche dienen zu dürfen und nun mit einem Wohnwagen für die mexikanische Landbevölkerung Gottesdienste im Freien abhält.
Allerdings ist dies nicht als Vorwurf von Vater Murphy gemeint.
Vielmehr geht die Szene in die Richtung mit dem was einem gegeben ist etwas zu bewirken und nicht nur allein auf Gott zu vertrauen (wie dies Oberin Maria meistens tut).

Eine andere interessante Szene (die mich an den Turmbau zu Babel aus der Bibel erinnerte):
Juan und andere Mexikaner wollen Smith beim Bau der Kirche helfen und es kommt schließlich zu einem kleinem Kuddelmuddel da die neuen Helfer die Kapelle verkehrt aufbauen was den Nonnen natürlich auffällt und erst als Smith klärend eingreift kann der Bau weiter stattfinden.

Lilien auf dem Felde ist einfach gelungen und hat kleine schöne, lebensfrohe Momente: Smith singt mit den Nonnen den Gospelsong Amen (ein einfach tolles rhythmisches Lied), sein Englischunterricht mit den Schwestern, wie er und Oberin Maria sich gegenseitig Bibelverse vorrezitieren (in Bezug auf Homers ausstehenden Lohn) wobei das obige Bibelzitat erwähnt wird, der Bauunternehmer Mr. Ashton (Ralph Nelson) bei dem Homer arbeitet um Geld zu verdienen und der sich (zunächst) weigert die Nonnen in Bezug auf die Kapelle zu unterstützen und natürlich das so einfach inszenierte und doch so bewegende Ende.

Eine Kernaussage von Lilien auf dem Felde ist das gute Dinge nicht immer von alleine kommen.
Mann muss sich auch dafür anstrengen, auch auf die Gefahr hin zu scheitern.

Als Vorlage für den Film diente die gleichnamige Novelle von William E. Barrett.


Fazit:

Lilien auf dem Feld ist einfach schön.


(10/10)