"Du bist letzte Nacht gekommen, du Wichser. Und heute werde ich dich ficken!"
In Ryan Nicholson's "Gutterballs" geht es um zwei rivalisierende Jugendgruppen. In einem Bowlingcenter treten sie gegeneinander an. Während es am ersten Abend zu Prügeleien und einer Vergewaltigung kommt, dezimiert ein Killer am zweiten beide Gruppen auf erbarmungslose Art und Weise.
Von der Geschichte sei damit alles erwähnt. Der Plot ist so ausgelegt, dass sich nackte Tatsachen, niveaulose Dialoge und blutiges Gemetzel reibungslos abwechseln.
Gleich zu Beginn präsentiert Nicholson den Grund für das noch folgende Schlachtfest: Eine Vergewaltigung die die Grenzen des guten Geschmacks weit überschreitet und sich an "Angeklagt" mit Jodie Foster orientiert. Problem dieser Szene ist, dass sie für den Rape and Revenge Plot zwar notwendig erscheint, in ihrer Darstellung allerdings zu ernst und realistisch aufgetischt wird, und keinesfalls unterhält. Denn was noch folgt ist eine pure Slasherkomödie die sich zu keiner Zeit bierernst nimmt.
Auch später folgen noch einige pornographische Abschnitte inclusiver Hardcoreszenen, die der Überleitung zur Schlachtplatte dienen. Diese ist sehr originell ausgefallen. Im Gegensatz zu anderen Teilen bewegt sich die Qualität der Splatterszenen auf hohem Niveau und kommt vollständig ohne CGI Unterstützung aus. Die handgemachten Effekte sind zwar einerseits mit übertrieben viel Blut ausgestattet, dürften aber selbst den abgehärteten Gorehound durch massig Ekelgarantie erschrecken.
Gewarnt seien ungeübte Zuschauer des Genres und Neulinge, denn der knüppelharte Stoff dürfte diese überfordern.
Auffällig ist die massig eingesetzte Gossensprache. Diese erschwert den Einstieg, "glänzt" mit sinnfreien Dialogen und wirkt auf Dauer leicht nervig. Zwar sind alberne Wiederholungen, wenn beispielsweise eine Figur zum zigsten Mal nach einem Bier fragt und sich erneut aufgeregt über ihre Schmerzen auslässt, in gewisser Weise lustig, die Verwendung des Wörtchens "ficken" wird allerdings in so zahlreicher Art und Weise zelebriert, dass es lächerlich erscheint und langweilt.
Zumindest mit der gut nachgestellten 80er Atmosphäre kann "Gutterballs" noch punkten. Während sich der Soundtrack im Bereich des Synthie-Pop bewegt, und sich auch mal aus Electronic- sowie Classic-Rock Tönen zusammensetzt, fallen Details wie eine Diskokugel oder die Farbgebung in übertriebenen Neonlichtern auf. Nicholson setzt hier bewusst auf eine Hommage an die 80er Slasher, was bereits am an "Maniac" angelehnten Cover zu erkennen ist.
Neben der Pseudo-Handlung sind noch weitere deutliche Schwächen erkennbar.
Die Kulisse einzig auf das Bowlingcenter zu beschränken macht den Film schon nach kurzer Zeit eintönig. Fern jeder Dynamik bewegen sich die Charaktere schwerfällig von Raum zu Raum, die sich zwar von ihrer Einrichtung unterscheiden, von der Bowlinghalle selbst abgesehen allerdings allesamt sehr eng wirken.
Ohne weiteres sind einige Anschlussfehler erkennbar, wie beispielsweise mal fehlendes, mal vorhandenes Blut am Hals während einer Strangulierung.
Das gesamte Konstrukt erscheint wenig spannend, die Wendungen wirken erzwungen und der Schluss selbst erklärungsbedürftig.
Die Charaktere könnten kaum genretypischer sein. Von affigen Prolls, über hysterisch lachende Irre, bis zu zeigefreudigen Schlampen sowie Transvestiten ist alles vertreten. Das Charakterdesign ist schlicht und wird von laienhaften Darstellern übernommen die ihre Figuren allesamt hoffnungslos übertrieben zur Schau stellen.
"Gutterballs" ist primitives Sex-Splatter-Trash Kino in Reinform. Sinnfrei werden die Figuren im zehn kleine Negerlein Prinzip originell abgeschlachtet. Die Slasheratmosphäre ist stimmig, Dialoge anstößig und auf Dauer nervig. Wäre da nicht der unspannende, öde Ablauf und ein übertrieben reißerisches Intro könnte der Slasher sicher mit seiner schon betagten Konkurrenz mithalten. So bleiben einzig die gelungenen Effekte, alles andere wird durch die trashig-niveaulose Aufmachung zerstört. Hartgesottene haben sicher ihren Spaß, auch wenn der "kranke Scheiß" einzig für einen Partyabend geeignet ist. Diese sollten auf jeden Fall auf die bisher nur in Österreich erschienene "Vollversion" zurückgreifen, da die offizielle deutsche Fassung vermutlich nicht mehr viel zu bieten hat.
3 / 10