„Balance of Power“ ist sicherlich keine Großtat des Genres, aber Fans von Billy Blanks kriegen immerhin schicke Fights geboten.
Der Plot dreht sich mal wieder um Kampfsportduelle im Untergrund, hier veranstaltet von einer Yakuza Organisation unter der Leitung von Hastishita (Dennis Akayama). Dessen bester Kämpfer Takamura (James Lew) ist der ungeschlagene Champion, wie man direkt in der Eröffnungsszene sehen kann, in der er seinen Titel verteidigt. Hat direkt den praktischen Nutzen, dass man schon eine Klopperei für den Auftakt hat, denn das B-Actiongenre lebt nun mal von Schauwerten und braucht derartige Appetizer.
In einer Slumgegend leitet der gutherzige Niko (Billy Blanks) einen Dojo und unterrichtet Waisenkinder, um ihnen ein Leben abseits der Straße zu bieten. Gleichzeitig bringt er den Kleinen Verantwortungsgefühl und Gemeinschaftssinn bei, aber die Versuchung durch Drogen und Kriminalität ist groß. Doch natürlich setzt Niko seine Fähigkeiten nur ein, wenn es nötig ist, z.B. um sich zu verteidigen. Als Botschaft ganz nett gedacht, aber nicht wirklich sinnvoll, denn der Zuschauer greift ja gerade aufgrund der Kämpfe zu B-Action.
Dann verkracht sich Niko allerdings mit der Yakuza, da er kein Schutzgeld zahlen möchte. Man schießt auf einen seiner Schüler und schlägt ihn zusammen, doch der Sensei Matsumoto (Mako) macht Niko einen Vorschlag: Er trainiert Niko für die Untergrundkämpfe, denn falls Niko gewinnt, könnte das den finanziellen Ruin der Organisation bedeuten…
Seien wir mal ganz brutal ehrlich: Die Story interessiert hier niemanden und ist eh nur die x-te Variante von „Bloodsport“; da hat sich Drehbuchautor Otto C. Pozzo mit dem Billy Blanks Vehikel „Tough and Deadly“ (bisher sind das seine einzigen beiden Arbeiten) doch Originelleres einfallen lassen. Andrerseits hilft dies dabei die Geschichte nicht ganz ernst zu nehmen (es glaubt ja wohl niemand ernsthaft, dass der Sieg Nikos den finanziellen Ruin der Gangster bedeuten würde). Auch die Botschaft, dass sich Ghettokids nicht der Gewalt zuwenden sollten, mag ja nett gemeint sein, aber wenn man so was thematisiert sehen will, greift man doch eher zu „Dangerous Minds“ und ähnlichem anstatt zu B-Action.
Doch abgesehen von den genannten Mankos ist der Film von Rick Bennett ziemlich kurzweilig inszeniert worden. Das bekannte Programm wird zwar etwas vorhersehbar, aber temporeich abgespult, wobei vor allem die für B-Verhältnisse überraschend gute, ziemlich dynamische Musik hilft (ein Bonuspunkt, denn überraschend viele Billy Blanks Vehikel verbuchen können). Besonders gut eingesetzt wird die Musik in der obligatorischen, hier ziemlich langen Trainingssequenz, in der sich Niko fit für den Endfight macht.
Nur die Kämpfe könnten zahlreicher sein, denn von den Vorkämpfen bei dem Untergrundturnier sieht man immer nur die, an denen Niko beteiligt ist (da hätte man mehr zeigen können, siehe „Bloodsport“, „American Samurai“ und dergleichen). Doch dafür sind Billy Blanks und James Lew zwei sehr exzellente Kämpfer, die mit recht spektakulären Moves und großer Körperbeherrschung punkten können und die Fights somit zum Augenschmaus für den Martial Arts Fan machen. Auch die Inszenierung der Kämpfe ist ansprechend, nur die Menge könnte halt mehr sein.
Als einer der talentierteren B-Darsteller kann Billy Blanks auch hier in der Hauptrolle überzeugen, auch wenn „Balance of Power“ natürlich keine große Charaktertiefe offeriert. James Lew ist als Fiesling immer wieder gut und Mako gibt zum x-ten Mal den weisen Kampfsportguru mit der entsprechenden Routine. Die Nebendarsteller sind für B-Verhältnisse ebenfalls OK und lassen keinen Anlass zur Klage.
Eine echte Offenbarung ist „Balance of Power“ aufgrund der Standardstory nicht, aber dank der flotten Inszenierung und guten, wenn auch etwas wenigen Kämpfe können Genrefans sich dennoch ganz nett unterhalten lassen.