Review

"Erfüllt von Neid und Hass erschuf er nach seinem Ebenbild die Menschheit. Und so erschuf der Feind eine Maschine. Eine Maschine die den Toten ihre Seele entzog und sie erfüllte mit seinem dunlen Wesen."

Im Jahre 2707 sind die Rohstoffe der Erde knapp. Einige Menschen haben sich bereits abgesetzt und Kolonien auf umliegenden Planeten errichtet. Die zurück gebliebenen haben sich unter vier verschiedenen Konzernen verteilt und kämpfen erbittert um die restlichen Rohstoffe. In Europa sind dies die Konzerne Bauhaus und Capitol. Während der Kämpfe wird versehentlich ein längst vergessenes Siegel durch schweren Beschuss geöffnet. Unter diesem Siegel befindet sich eine außerirdische Maschine die während der letzten Eiszeit auf die Erde kam und beständig Menschen in Mutanten wandelte. Durch den Bruch des Siegels beginnt die Maschine von neuem ihre Arbeit und schon in kurzer Zeit überrennen die Mutanten sämtliche Stellungen und Städte der Konzerne.
Nachdem Constantine (John Malkovich), einer der führenden Herren des Konzerns Capitol, sämtlichen Mut verliert und zur Flucht vom Planeten aufruft, die durch mangelnde Schiffe nur wenige wahrnehmen können, tritt der geistliche Bruder Samuel (Ron Perlman), Anhänger einer uralten Bruderschaft und Hüter des Geheimnisses der Maschine, auf und erbittet die Erlaubnis sowie der Mittel um eine Mission zu organisieren bei der eine handvoll Soldaten unterirdisch zur Maschine vorstoßen sollen um diese zu sprengen. Als er diese bekommt versammelt Kriegshelden verschiedener Konzerne für die Mission ohne Wiederkehr. So stehen unter anderen Major Mitch Hunter (Thomas Jane) von Capitol und Lt. Maximillian von Steiner (Benno Fürmann) von Bauhaus plötzlich Seite an Seite um gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen.

Nur lose basiert "The Mutant Chronicles" auf dem gleichnamigen Pen-&-Paper Rollenspielsystem. So gibt es in der Vorlage keinen direkten Verweis zu einer Maschine, aus der die Mutanten entspringen sondern belegt die Herkunft durch ein Tor zu einer anderen Dimension. Dieses befindet sich nicht, wie im Film, auf der Erde sondern weitab auf einem fiktiven zehntem Planeten hinter Pluto.
Leider wird im Film auch nicht auf das nicht vorhanden sein von elektronischen Hilfsmitteln eingegangen. Laut dem Rollenspiel sind diese nämlich durch die "Dark Symmetry", eine Vorrichtung der Mutanten, nicht mehr einsatzbereit.

Der Independent Film beginnt recht bombastisch mit einer Schlacht zwischen Bauhaus und Capitol. Bereits bei dieser vermittelt der ansprechend düstere Look eine wohlige Endzeit Atmosphäre, die sich durch den gesamten Film zieht und durch einen orchestralen Soundtrack gehalten wird. Durch eine verminderte Farbsättigung sowie einiger Farbfilter befindet sich die Qualität der Bilder des Krieges, der Ruinen und der späteren Tunnelsysteme im oberen Bereich, besonders wenn man daran denkt, es nur mit einem B-Movie zu tun zu haben der mit nur einem kleinen Budget auskommen musste.
Dieses sieht man ihm wiederum an, wenn man sich die Bilder genauer betrachtet. Hin und wieder springen minderwertige Details wie Rauchschwaden und die übermäßig bunt gehaltenen Bluteffekten ins Auge, die so gar nicht in die oppulente, künstlich entstandene und teils epische Kulisse passen wollen.

Nach dem 15 minütigen, actionreichen Beginn flacht das Tempo schnell ab welches erst wieder im Finale die Möglichkeit für ähnlich adrenalinsteigerndes Geplänkel findet. Stattdessen präsentiert "The Mutant Chronicles" im mittleren Part eine recht uninspirierte Handlung um eine zusammen gewürfelte Heldengruppe, die sich auf eine Reise zu Luft, am Boden und unter der Erde begibt, gelegentlich gegen ein paar Mutanten kämpft, schnell dezimiert wird und schlussendlich ihr Ziel erreicht, ohne zu wissen was sie eigentlich tun sollen. Der Schluss erweist sich dann als sehr plötzlich und etwas unbefiedigend.

Trotz einer wirklich gelungenen Aufmachung, einer tollen Ausstattung in Form von Kostümen die an die Weltkriegszeiten erinnern und der detaillierten Technik von Waffen, riesiger Artillerie und Flugobjekten, kann der Film seine Schwächen nicht kaschieren. Auch wenn man die seichte Geschichte noch verzeihen kann, fallen insbesonders das minimale und klischeehaft gestaltete Charakterdesign negativ auf.
Bei der Vorstellung von imposanten und vielseitigen Helden stellt man sich Charaktere vor, die eine Vergangenheit haben, einen Grund für ihre Reise vorlegen können, ihre Stärken sowie Schwachpunkte haben, besonders da es sich bei "The Mutant Chronicles" um eine Verfilmung handelt, die auf einem Pen-&-Paper Rollenspielsystem basiert. Viel zu lieblos werden Figuren in den Plot integriert ohne sie groß vorzustellen. Einzig bei den Figuren von Samuel, Mitch Hunter und Severian zeichnet sich eine gewisse Weiterentwicklung und Intention ihres Tuns ab, der Rest agiert bestenfalls hintergründlich und wird sehr schnell als Kanonenfutter mißbraucht. So erweisen sich genau diese Stellen dann auch als wenig dramatisch, da der Zugang zu diesen Figuren verwehrt blieb.
Nebenbei fallen auch einige Logiklöcher auf. So ist ein von den Mutanten zur Maschine gezogener Soldat auch noch nach Tagen ohne Essen und Trinken sowie schwerer Verwundung zwar nicht mehr topfit aber immerhin noch am leben.

Sehen lassen kann sich die, für einen B-Movie, große Auswahl an bekannten Namen. Zu Thomas Jane ("The Punisher", "Der Nebel") und Ron Perlman ("Hellboy") gesellen sich noch Devon Aoki ("Sin City", "D.O.A.", "WAR") sowie der deutsche Schauspieler Benno Fürmann ("Speed Racer", "Nordwand") die untereinander sehr flexibel agieren. John Malkovich's Kurzauftritt ist nicht der Rede Wert, stattdessen drängt sich die bisher noch recht unbekannte Anna Walton unaufdringlich, als vielseitige Priesterin Severian zum rechten und nötigen Zeitpunkt, in den Vordergrund. Sicher gibt es von keinem der Darsteller eine Meisterleistung zu bewundern, aber ein gutes Zusammenspiel, das aufgeht.

Trotz dem vorlaut gehandelten Rating des SPIO/JK Siegels ist der Grad an Gewalt nicht übermäßig, sondern eher passend zum Thema und der Atmosphäre gewählt. So kann man drüber streiten, ob das SPIO/JK gerechtfertigt ist oder nicht. Es gibt zwar ein paar Szenen in denen Mensch und Mutant mal in etwas näherer Aufnahme geköpft oder halbiert werden, die Brutalitäten stehen aber nie plakativ im Vordergrund.

"The Mutant Chronicles" hat durchaus seine Momente und bietet eine erstklassige Endzeitatmosphäre die audiovisuell kaum Schwächen preisgibt. Leider zieht das lieblose Charaktermanagment und die innovationslose Handlung das Werk in den mittleren Bereich und lässt keinerlei Vergleich mehr mit epischeren Filmen zu. Dies ist schade, hat der Stoff selbst doch so viele Ansätze und Möglichkeiten episch ausgeweidet zu werden. Definitiv wendet sich "The Mutant Chronicles" an Zuschauer die eine gewisse Vertrautheit mit Rollenspielsystemen vorweisen können oder auf solide, düstere Unterhaltung stehen. Die Masse wird an diesem Film vorbei ziehen.

7 / 10

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