"Mutant Chronicles" fühlt sich sehr stark nach einer Videospielverfilmung an. Die apokalyptische Story, in der Staaten keine Bedeutung mehr haben, sondern stattdessen ein Krieg zwischen Megakonzernen herrscht, scheint direkt aus einem Echtzeitstrategiespiel oder Shooter entnommen worden zu sein. In der Tat ist "Mutant Chronicles" auch eine Spieleverfilmung, doch ist die Vorlage nicht digital, sondern basiert auf einem Tabletop-Rollenspiel. Das macht den Film und die Story weder besser noch schlechter, ist aber mal eine interessante alternative Inspirationsquelle für einen Film.
"Mutant Chronicles" sitzt ein wenig zwischen den Stühlen: tief im Innern ist er ein B-Film, was den Gewaltgrad, die Story und die Atmosphäre angeht. Andererseits besitzt der Film allerdings auch über ein beachtliches Budget und eine ebenso überzeugende Besetzung. Diese Zerissenheit macht einen Großteil der Faszination des Filmes aus, der leider nicht nur einmal unentschlossen wirkt.
Die Besetzung ist erfreulich international und namhaft. Thomas Jane gibt den amerikanischen Helden, der wie aus einem "Medal of Honor"-Shooter entsprungen scheint. Permanent am Rauchen, wortkarg und dickköpfig. Obwohl man Jane ganz klar als Hauptdarsteller ausmachen kann, ist seine Rolle zutiefst eindimensional und wirkt wie aus den Zwischensequenzen einen Computerspiels entsprungen. Ron Perlman hat sich mittlerweile einen Status erarbeitet, der er es ihm erlaubt in Produktionen mitzuwirken, die qualitativ unterschiedlicher nicht sein könnten. Insofern ist sein Mitwirken an "Mutant Chronicles" weder ein gutes noch ein schlechtes Zeichen. Auch seine Rolle als auserwählter Mönch, der dazu auserkoren ist, die Menschheit zu retten, füllt gerade einmal eine einzige Dimension. Die Möglichkeit sein großes Können als Schauspieler unter Beweis zu stellen, ergibt sich für Perlman leider nicht. John Malkovich hat zwar nur wenig Screentime, darf aber immerhin mit seinem markanten Gesicht ein wenig arbeiten, sprich schauspielern. Weitere Erwähnung soll an dieser Stelle noch Benno Fürmann finden, der standesgemäß einen Nazi... pardon, Steiner (sic!), einen Soldaten des Bauhaus-Konzerns (sic!!) gibt und sich wacker in der illustren Besetzung schlägt. Auch die weiteren Darsteller sind namhaft und wenn man das CGI-Blut in großen Mengen spritzen sieht, ist man über das Mitwirken dieser Namen oftmals durchaus überrascht.
Ich habe an dieser Stelle oft über die frappierende Ähnlichkeit zu Computerspielen hingewiesen. Dies liegt nicht nur, wie ausgeführt an der Story, sondern auch an dem Look des Filmes, der sehr klinisch und monochrom rüberkommt. Mit Ausnahme des Blutes, ist der Rest in den verschiedensten Grautönen gezeichnet. Diese Stilisation kennt man aus Videospielen und geht zudem einher mit zwar beeindruckenden, aber auch eindeutig als künstlich identifizierbaren Settings. Dies gibt dem Regisseur zwar auf der einen Seite die Möglichkeit, eine fantastische Welt zu erschaffen, auf der anderen Seite ist dem Zuschauer sofort ersichtlich, dass kaum in richtigen Sets gefilmt wurde, sondern vorwiegend vor der grünen Leinwand. Daraus entsteht zwar einerseits eine stilisierte, wie ansehnliche Optik, die allerdings alles Organische vermissen lässt, selbst wenn viele der Aufnahmen auf Schlachtfeldern oder in zerbombten Städten spielen. Digital bleibt eben digital, selbst wenn es sich um digitalen Dreck handelt.
Letzendlich halten sich die A- und B-Anteile die Waage, was nicht schlecht sein muß und es auch nicht ist. Gerade so eine filmische Wundertüte ist zwar unentschlossen, aber eben doch eine Wundertüte. Das heißt, dass der Zuschauer nicht genau weiß, was ihn erwartet. Er kann sich auf ein aufwändig gemachtes, sehr blutiges Endzeitspektakel freuen, das ganz sicher nicht oscarverdächtig ist, es aber auch gar nicht darauf anlegt. Die comichafte Verfilmung bringt seine eigenen Schauwerte mit, kann mit der professionellen, doch europäisch wirkenden Produktion überzeugen und weiß zudem ganz einfach zu unterhalten. Zimperlich sollte man allerdings nicht sein, denn es geht ziemlich zur Sache. Ach ja, das Blut wirkt auch ein wenig künstlich, aber das Thema hatten wir ja schon...
Fazit:
7 / 10