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Arnold Schwarzenegger ist schon ein wahrliches Phänomen, denn beinahe alles, was der heute fast 73 jährige Österreicher anpackte, wurde zu Gold. Die steierische Eiche räumte als erfolgreichster Bodybuilder der Welt in den 70er Jahren nahezu jede verfügbare Auszeichnung ab, stritt sich gemeinsam mit Sylvester Stallone in den 80er Jahren um den Thron des beliebtesten Actionstars, avancierte in den 90ern zum sicheren Blockbusterlieferanten und wurde sogar als erster österreichisch abstammender Politiker am 17. November 2003 zum Gouverneur des US Bundesstaats Kalifornien vereidigt. Der heut zu Tage etwas altbacken wirkende, aber immer noch unterhaltsame Science-Fiction Actioner Running Man (1987) stammt aus Arnies unbestrittener Action-Blütezeit, in welcher er dank Werken wie Terminator (1984), Commando (1985) und Predator  (1986) zur Créme  de la Créme des Actionkinos zählte. Beim 27 Millionen Dollar teuren Running Man sollte eigentlich Andrew Davis Regie führen, doch weil die Dreharbeiten 2 Wochen hinter Plan waren, wurde er zum Leidwesen Schwarzeneggers durch Paul Michael Glaser ersetzt. Eine schreckliche Entscheidung stöhnte der ehemalige Mr. Universum,  da er mit der  "TV-Show" artigen Umsetzung Glasers überhaupt nicht zufrieden war.

Running Man basiert lose auf der Stephen King Kurzgeschichte Menschenjagd, welche "der Meister des Horrors" unter dem Pseudonym Richard Bachmann im Mai 1982 veröffentlicht hatte. Das Drehbuch stammt von keinem geringeren als Steven E. de Souza der u.a. 1982 am Skript von Nur 48 Stunden mitgewirkt hatte und später für die Story des Bruce Willis Klassikers Stirb langsam verantwortlich sein sollte. In einer fernen Zukunft im Jahr 2017: Ex-Polizist Ben Richards (Arnold Schwarzenegger) bricht aus einem Hochsicherheitsgefängnis aus, in welches er gebracht wurde, weil er ein brutales Massaker angerichtet haben soll. Die Flucht misslingt, da ihn die attraktive Komponistin Amber Mendez (Maria Conchita Alonso) an die hiesige Flughafenpolizei ausliefert. Das ruft den sadistischen Leiter der menschenverachtenden TV-Show Running Man Damon Killian (Richard Dawson) auf den Plan. In dem Format müssen Sträflinge gegen blutrünstige Menschenjäger kämpfen, der Preis ist entweder der Tod, oder die Freiheit. Mit seinen beiden Komplizen vom Gefängnisausbruch Harold Weiss (Marvin J. McIntyre) & William Laughlin (Yaphet Kotto) muss Richards bei dem perversen Spiel antreten, während Killian zu allem Überfluss auch noch die verräterische Amber für seine Sendung rekrutiert. Gemeinsam stellt sich die Gruppe dem gnadenlosen Kampf um das eigene Überleben....

Wenn ich gemein wäre, würde ich die Produzenten Georg Linder & Tim Zinnemann fragen, wo den die 27 Millionen Dollar Budget hingeflossen sind. Berichten zu Folge hat sich Arnold Schwarzenegger seinen Auftritt knapp 3 Millionen Dollar Gage kosten lassen. In Anbetracht dessen und der zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Mittel muss die Optik der Science-Fiction Kulissen, die verwendeten Gladiatorenkostüme und auch teilweise die technische Actionrealisierung, beispielsweise in den faden, komplett blutleeren Shoot-Outs, als mindestens ausbaufähig deklariert werden. Bei Geldmitteln von etwa 5 Millionen Dollar hätte ich gesagt, well done, nice job. Aber bei diesem finanziellen Potenzial wäre selbst in den 80er Jahren von der Qualitätswertigkeit her deutlich mehr möglich gewesen, auch wenn der trashige Gesamteindruck zur gefälligen, verrucht dreckigen Endzeitatmosphäre einen nicht ganz unerheblichen Teil beiträgt. Selbstverständlich gibt es auch viele gelungene Effekte, dass abgesprengte Oberhaupt beim Gefängnisausbruch und der blutige, im wahrsten Sinne des Wortes mit Gewaltspitzen versehene, nachdigitalisierte Gladiatorenfight zwischen Ben Richards (Arnold Schwarzenegger) und Captain Freedom (Jesse Ventura) lassen grüßen. Darüber hinaus verdient das prägnante, heroisch klingende Running Man Thema von Harold Faltenmeyer ein Extralob, welches die heldenhafte futuristische Grundstimmung optimal unterstreicht.

Mittelpunkt und gleichzeitig auch die Hauptattraktion des Films ist natürlich das makabere und titelgebende Sensations-Event Running Man, in welchem die Verbrecher wie Tiere von den barbarenartigen "Bluthunden" Subzero (Toru Kanaka) , Dynamo (Erland Van Lidth de Jeude), Fireball (Jim Brawn) und Buzzsaw (Gus Rethwisch) gehetzt werden, die mit ihren Verkleidungen einerseits zwar unfreiwillig komisch wirken, anderseits aber dank Glasers temporeicher und gnadenloser Inszenierung für ein spannendes Katz- und Mausspiel sorgen, obgleich sich eine gewisse Voraussehbarkeit der Geschehnisse auch nicht ganz abstreiten lässt. Neben der eindeutigen Actionorientierung erhebt Running Man mit einer klar zu verstehenden Medienschelte den Zeigefinger. Durch bewusst ironisch, schwarz humorige Überspitzung wird die Glaubwürdigkeit der allgemeinen Berichterstattung angezweifelt und die Leichtigkeit einer möglichen Massenmanipulation auf unterhaltsame Art und Weise demonstriert. 

Schauspielerisch lebt Running Man von der Strahlkraft seiner beiden Protagonisten und auch die weiteren Akteure wissen im Rahmen ihrer Möglichkeiten größtenteils zu überzeugen. Schwarzenegger ist halt einfach Schwarzenegger, er hat immer einen ironischen Spruch auf Lager, wenn er einen Gegner liquidiert und seine unnachahmliche körperliche Präsenz ist sowieso unumstritten. Eine absolut herausragende Performance liefert Richard Dawson als gewissenloser Entertainer Damon Killian ab, charismatisch und wortgewandt, intelligent und ohne Rücksicht auf Verluste moderiert er zynisch das mörderische Treiben in der Arena. Beim Jagdpersonal,  sprich die Darsteller der Herrn Subzero, Dynamo, Fireball und Buzzsaw, kann nur bedingt von einer schauspielerischen Leistung gesprochen werden, aber ihre Primitivität und ihre Einfältigkeit ist wohl so im Drehbuch verankert, von daher erfüllen sie alle zufriedenstellend ihre Aufgaben. Mit Maria Conchita Alonso wurde dem Helden ein wahrlich nicht unattraktiver weiblicher Sidekick spendiert, obgleich die final aufkommende Schlussromanze nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Die Untergrundkämpfer Weiss (Marvin J. McIntyre) & Laughlin (Yaphet Kotto) sind meiner Meinung nach etwas blass geblieben, hier hätten die Verantwortlichen ausdrucksstärkeres Personal casten können.

Ursprünglich war der US-Kino Release für Juni/July 1987 geplant. Um einen Zuschauerkonflikt mit Schwarzeneggers Predator (USA Kinostart 12.06.1987) zu vermeiden, verschob Tri-Star die Amerika Premiere auf den 13.November 1987. Eine goldene Nase konnte man sich trotzdem nicht verdienen, denn Running Man blieb mit einem US Einspiel von knapp 38 Millionen Dollar ein wenig hinter den Erwartungen zurück, was in Relation zum getätigten Aufwand nur für gedämpfte Freude gesorgt haben dürfte.  Den Fans war es anscheinend egal, Running Man genießt bei Schwarzenegger und Actionsympathisanten einen ausgezeichneten Ruf und wird nicht von wenigen als "Kult" bezeichnet. Ich persönlich möchte da nicht ganz so weit gehen. Der Streifen bietet unterhaltsame 80er Jahre Science-Fiction Action mit einem unterschwelligen Seitenhieb auf den omnipräsenten Medieneinfluss unserer Gedanken, sowie einen gewohnt gut aufgelegten Arnie aus dieser Zeit und einen klasse Widersacher. Abzüge in der B-Note holt sich Running Man für den dezent prädiktablen Handlungsaufbau, die phasenweise etwas billig wirkende Aufmachung und für die nicht immer überzeugenden Actionsequenzen ab, so dass 7 von 10 MovieStar Wertungspunkte am Ende des Tages übrig bleiben. 


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