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Eine vollbusige Partymaus wird von drei maskierten Männern entführt, die sie in einem Landhaus („Cottage") mitten im Nirgendwo verstecken. David (Andy Serkins, „Gollum") ist der Kopf der Entführerbande und eigentlicher Initiator des Ganzen, was in der Folge kein leichter Job ist. Nicht genug damit, dass sein Bruder als Gehilfe eine Volltüte ist, erweist sich die entführte Dame - Tochter eines reichen Daddys, der nicht nur Clubbesitzer, sondern auch Mafiaboss ist - als renitent und wenig willens, sich den drei überforderten Ganoven zu fügen. Bald rückt dem völlig inkompetenten Trio zudem Daddy auf den Leib, der ihren Aufenthaltsort herausgefunden hat und der in seiner Funktion als kaltblütiger Profiverbrecher bereits in Stimmung ist, den Dreien vorzuführen, was er von an ihn gestellten Lösegeldforderungen und einer entführten Tochter hält. Und als hätte David mit dem Pferdeverstand seiner zwei Handlanger, dem garstigen, um sich schlagenden Töchterchen und der Mafia im Anmarsch nicht schon genug Probleme, erlebt er auch noch die böse Überraschung, dass ein völlig irrer Psychopath im Wald um das Landhaus herumhüpft, der seine misanthrope Ader nicht gerade unter den Scheffel stellt.
 
Paul Andrew Williams hat mit „The Cottage" einen schwarzhumorigen, erfrischend bluttriefenden, herrlichen Horrorspaß geschaffen. Selten bekommt man als geneigter Horror- und Spaßfan eine so wunderbar aufeinander abgestimmte Kreation aus diversen Versatzstücken verschiedener Genres vorgesetzt. So mutet die erste halbe Stunde des kurzweiligen Filmchens wie eine freche Gaunerkomödie (allerdings für Erwachsene) an, die dann, inszenatorische Unsicherheiten wohltuend umschiffend, zunehmend in Horrorgefilde abdriftet. Mit Gespür für den richtigen Rhythmus der Handlung, einem Feingefühl für Situationskomik und angereichert mit ausgefeilten Dialogen muss sich dieser englische Horror nicht vor seinen US-amerikanischen Pendants verstecken.
 
„The Cottage" ist seinem Wesen nach eine liebevolle, ambitionierte Parodie auf Horrorfilme ähnlichen Sujets. Der Psychopath scheint „Wrong Turn" (USA 2003) entsprungen, die anrückenden Killer „A better tomorrow" (Hongkong 1986) entliehen und die gezeigte Gewalt bewegt sich - vor allem gegen Ende des Films - ebenfalls mutig auf nicht jugendfreien Bahnen. Da werden Köpfe abgerissen, Leutchen aufgespießt, Mägen durchpickst und Gliedmaßen abgehauen. Der die Nachbarschaft fröhlich dezimierende Mutant lässt sich in der Tat nicht lumpen, seinen Vorbildern über dem großen Teich zu zeigen, was 'ne Harke ist. Genau solche unbekümmerten, natürlich völlig unmotivierten Metzeleien will der Freund genüsslichen Horrors sehen.
 
Andy Serkins empfiehlt sich hier als formidabler Mime, der ohne die geringste Mühe und quasi im Vorbeigehen sein humoristisches Talent präsentiert. Doch ist die gesamte Darstellerriege in bester Stimmung und versüßt den Horrorspaß im nächtlichen Wald mit authentischem, grundsympathischem Charakterspiel.
 
Doch ein Wehrmutstropfen muss auch hier genannt werden - und der ist wie so oft der Schluss. Ja, ja der Schluss, liebe Damen und Herren. Wie so oft misslingt die schmackhafte Abrundung des leckeren Geschehens durch ein würziges Finale. Hier wäre zweifelsohne ob der zuvor gezeigten Qualitäten Paul Andrew Williams' mehr drin gewesen. So erlebt man leider ein etwas fades, zu uninspiriertes Ausblenden aus dem Geschehen, das irgendwie noch gar nicht richtig zu Ende erzählt wirkt. Na zum Glück prangt ein unverhofft aufleuchtendes Fragezeichen am Ende des Abspanns nach dem Wörtchen „Fin". Wäre auf jeden Fall eine wünschenswerte Geschichte!
 
„The Cottage" ist ein Hoch auf den Horrorfilm - so wie es der Stil gewöhnte Fan gerne sehen möchte. Wer auf der Suche nach triefäugiger, pseudointellektueller Unterhaltung ist, der vertreibt sich besser die Zeit mit den Royal Tenenbaums. Wer aber im Leben womöglich doch noch eine Stange Spaß vor sich hat und sich nicht zu denen zählt, die auf der Hochzeit des besten Freundes Johannesbeersaftschorle schlürfen, der möge ruhig mal ein Auge riskieren. Es lohnt sich!

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