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Man darf hier mit Recht behaupten, dass "Under the Gun" wohl zu Sam J. Jones (Fist of Honor, Maximum Force) besten Filmen zählt. Im selben Jahr drehte er noch den grottigen "The Deadly Force" der in Deutschland zu Vermarktungszwecken in "Under the Gun 2" umgetauft wurde, doch in keinster Weise ein Sequel dieses gelungenen B-Actioners darstellt. Eigentlich ein wenig verwunderlich, dass sich James Sbardellati (auch Drehbuch) mit seiner brauchbaren Regieleistung nicht etablieren konnte und somit als Eintagsfliege endete. Für die bezaubernde Vanessa Williams (Eraser, Shaft - Noch Fragen?) war es die erste Hauptrolle.

Der Cop Michael Braxton (Sam J. Jones) nimmt seine Arbeit sehr ernst und setzt sich gerne mal über Gesetze hinweg. Nun erhält er den Hilferuf von seinem kleinen Bruder Tony (Nick Cassavetes). Sofort macht sich Michael auf nach Los Angeles, doch er kommt zu spät. Tony wurde ermordet und seine Freundin Marie (Michele Russell) wird vor Michaels Augen von einem Killerkommando erschossen. Doch die Spur führt Michael schnell zum Restaurantinhaber Simon Stone (John Russell), welcher nebenbei mit Plutonium dealt. Michael erhofft sich über die junge Anwältin Samantha Richards (Vanessa Williams) an Simon ranzukommen, bringt sie aber dadurch nur in Lebensgefahr. Nun werden sie von Simons Schergen, angeführt vom skrupellosen Frank (Michael Halsey), gejagt.

Es macht einfach nicht sonderlich viel her, wenn die Bösewichte von Anfang an feststehen. Auch die Sache mit dem gestohlenen Plutonium, welches man schließlich in einer Vesperbox im Weinkeller aufbewahrt, geht schon fast in die Parodie. So darf im Mittelpunkt der private Rachefeldzug von Michael Braxton stehen, dessen kleiner Bruder für Simon tätig war und dafür sterben musste. Warum man seine Handlanger vor einem großen Deal umlegt, um damit die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zu ziehen, bleibt wohl ein Rätsel. Jedenfalls sollte man über den Plot nicht weiter nachdenken, die Qualitäten von "Under the Gun" liegen in einem anderen Bereich. So gefällt beispielsweise die altmodische Machart, welche das typische 80er Jahre Flair zu Tage fördert. Dabei machen die Kulissen zwar nicht sonderlich viel her, aber man bewegt sich hier nicht nur in der Großstadt, sondern auch in schicken Villen oder im Finale auf einer Art Testgelände. Der Score ist schön fetzig, gerade für einen B-Film weiß sich "Under the Gun" in Punkto Atmosphäre so über Wert zu verkaufen. Da ist es nur ein wenig schade, dass er ein bisschen Zeit benötigt um sich richtig zu entfalten.

Die Action ist nun mal das Herz solcher Filme und man hält sich im ersten Drittel doch ein wenig zurück. Hier darf Michael Braxton gleich sein Können beweisen, in dem er ein paar Diebe aufmischt, leider ist es für einen Auftakt reichlich unspektakulär geraten. Doch "Under the Gun" darf sich steigern und bietet letztenendes einige brutale Shootouts, eine Autoverfolgungsjagd, ein paar Explosionen und einen Endkampf darf es auch geben. Dabei mangelt es Sbardellati nicht unbedingt am Können, doch es fehlt dieser sogenannte letzte Schliff. Die Actionszenen sind gut gemacht, bieten zahlreiche Brutalitäten wie grafische Einschüsse in Zeitlupe und hübsche handemade Explosionen, lassen aber diverse Höhepunkte vermissen. Aber es reicht vollkommen aus, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähren und die anfänglichen Sticheleien zwischen Michael und Samantha machen auch Laune. Gerade im Showdown wird der Zuschauer gut bedient, denn der ist nicht nur sehr lang, sondern Michael muss sich auch mit einer Überzahl von Gegnern herumschlagen. Sam J. Jones zieht sich hier hier gut aus der Affäre, während man John Russell (Rio Bravo, Pale Rider) als Fiesling nicht so ganz ernst nehmen kann und will. Michael Halsey (Ticker, Mean Guns) ist immerhin schön kompromisslos als Killer, während Vanessa Williams eher als Augenschmauß herhält.

Man braucht vor "Under the Gun" keine Berührungsängste zu haben, denn er weiß gut zu unterhalten, lässt man die billige Story einfach links liegen. Es gibt reichlich Action, ein paar markige Onliner und einen leicht zynischen und toughen Helden. Nach einer Aufwärmphase lässt es Sbardellati druchaus krachen, wobei auch das 80er Jahre Flair nicht zu kurz kommt.

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