Review

„Die Firma“ war im Erscheinungsjahr in meinem Umfeld in aller Munde. John Grisham war der damalige Standard für Thriller rund um das Justizwesen und Fragen rund um Recht und Moral in eben diesem. Gepaart mit Tom Cruise ergab das einen Film, den jeder Mensch, der eine anständige Tageszeitung abonnierte in unserem Umfeld gesehen hat, um dann am Esstisch oder wo auch immer darüber zu reden.




Nun, ich hab mich damals altersbedingt einen Scheiß um das Gewese gekümmert und so verstrichen nun 27 Jahre, bis ich mir die Zeit nahm.



Zunächst: Das merkt man dem Film auch an. „Zeitloser Klassiker“ ist keine passende Beschreibung für Sidney Pollacks Verfilmung, dafür atmet sie zu viel Zeitkolorit. 
Zwar stieß mir auch das Rollenkonzept von Mann und Frau übel auf, wenn Jeanne Tripplehorn als Ehefrau wie selbstverständlich nur Anhängsel ihres Mannes ist, hier wirkt der Film tatsächlich älter als er denn wirklich ist, aber altbacken wirkt der Film eher über die Elemente Musik und Kamera. Modern und elegant, wie es dem Sujet ja angemessen wäre, war das Werk auch schon im Erscheinungsjahr nicht. Die Musik orientiert sich am Sound des us-amerikanischen Südens und paart das Ganze dann mit frühem 90er Jazz. Schlecht gealtert. Und der actionlastigere „Auf der Flucht“ aus dem selben Jahr zeigte, dass man auch anno 1993 besser aussehen und auch klingen konnte.



Der Story merkt man an, dass es eine umfangreiche Literaturvorlage gibt und es wird wohl auch einiges weggelassen. Allerdings hetzt der Film keineswegs, sondern weist ein eher gemächliches Tempo auf und verlässt sich voll auf die Spannung, die der Geschichte zugrunde liegt. Dies ist auch ein guter Ansatz, denn die Handlung ist tatsächlich gut durchdacht und bis zum Schluss weiß man nicht, wie das Heldenteam um Cruise in den sicheren Hafen des Happy Ends einfahren wird.



Tom Cruise selbst nervt mitunter und ich frage mich wirklich, ob Pollack vertraglich zu Szenen wie dem Flick-Flack-Tandem gezwungen war. 



Auch wenn die Story im Kern unterhaltsam ist, fehlt es für einen waschechten Thriller dann aber doch an den Spannungsspitzen. Eine Verfolgungsjagd sticht dabei etwas hervor, jedoch hätte man da inszenatorisch doch mehr rausholen können. Auch das Ende leidet unter dem Eindruck, dass dort lediglich Ordnung in eine Sache gebracht wird, die etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Eventuell passiert auch einfach zu viel gleichzeitig, als dass die einzelnen Handlungsstränge mit intensiven Spannungsszenen hätten dargestellt werden können. Auch in Bezug auf die notwendige Zuspitzung der zentralen Spannungskurve hat das Jahr 1993 mit „Carlito‘s Way“ einen Thriller am Start, dessen Auflösung sich wie die größere Erlösung anfühlt.



Die Schauspieler machen insgesamt einen guten Job, wobei vor allem Gene Hackman als direktes Gegenüber von Tom Cruise natürlich punkten kann. Cruise selbst gelingt es nur teilweise, die Bredouille, in der er über die Hälfte des Films steckt, nach außen zu verkörpern. Letztlich wirkt er durchgehend so souverän, dass man keine Sekunde zweifelt, ob das Ganze gut ausgeht. 






Fazit



„Die Firma“ ist meist spannende Unterhaltung innerhalb der Komfortzone, die sich durch eine solide Inszenierung und eine ausgeklügelte Geschichte im Mittelfeld des Polit-Justiz-Thrillers einordnet. Insgesamt fehlt es zu sehr an starken Szenen, die im Gedächtnis bleiben und Pollack konzentrierte sich offenbar in erster Linie darauf, alles klar und direkt zu erzählen, ohne Energie auf filmische Spielereien zu verwenden. Gerade angesichts von Konkurrenten wie „Auf der Flucht“ oder „Carlito‘s Way“ aus dem selben Jahr wirkt „Die Firma“ bieder und zu sehr wie eine am Text klebende Literaturverfilmung. Dass man aber auch komplexere Thriller eigenständig verfilmen kann, hatte Jonathan Demme zwei Jahre zuvor mit „Das Schweigen der Lämmer“ eindrucksvoll bewiesen.

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