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"It's the same for you and me after 1997."

Kurz vor seinem endgültigen Durchbruch mit Big Bullet (1996) fabrizierter Actionthriller von Benny Chan, der ironischerweise mit Co-Regisseur Steve Cheng entstanden ist, aber dennoch als der erste der 'typischen' Filme des Regisseurs gilt. Chan, der bereits zuvor 7 Spielfilme unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Genres und auch unterschiedlicher Zuordnung gedreht hat – A Moment of Romance (1990) bspw. wird weitgehend Produzent Johnnie To zugeschrieben– hat sich hier erstmals im größeren Ausmaß mit dem Konflikt Cops VS Robbers beschäftigt, etwas, eine Fingerübung für die folgende Karriere, die neben zwei Arbeiten als Erfüllungsgehilfe für Jackie Chan auch viel Unterstützung der Laufbahn von Nicholas Tse auch seinen Schwanengesang Raging Fire (2021), und diesen bereits in Krankheit beinhaltet:

Polizist Lok Man-Hwa [ Simon Yam ] hat sich seit einigen Jahren undercover an der Seite des Triadenführers Lu Chan-Feng [ Yu Rongguang ] eingeschleust, beide sind so etwas wie beste Freunde geworden und helfen sich stets gegenseitig. Als die Verhaftung von Lu durch Inspector Hwang [ Parkman Wong ] und Officer Tai [ Kenneth Chan ] während eines Drogendeals ansteht, kann Lok nicht verhindern, dass sein 'Partner' dabei ums Leben kommt, und er folgend auch mit dessen Freundin Yung-Yung [ Christy Chung ] brechen muss, zumal er eigentlich mit June Lok [ Eileen Tung ] verbandelt ist. Als ein Jahr später die anderen Triadenführer wie Gwong Tau-Ying [ Law Kar-Ying ] und Brother Wu [ Bill Lung Biu ] Drohungen erhalten, und der ermittelnde Lok mit der stets am Tatort sichtenden Mindy [ Cherie Chan ] auf eine enge Bekannte aus der Vergangenheit trifft, weiß er noch nicht, was tatsächlich Sache ist.

Chan produziert hier erstmals selber mit, etwas, dass er zünftig beibehalten sollte, er schreibt noch nicht, aber ab '96 auch nahezu stets mit am Skript. Hier ist das Drehbuch von dem eher unbekannten Adam Chak Ming verfasst, der auch den (ebenso unbekannten, auch nicht zugehörigen Man Wanted 3, 2000) geschrieben hat; es gibt aufgrund der gleichbleibenden Produktionsschmiede und der Verwendung des zugkräftigen Titels eine zusammenhanglose Trilogie, wobei sich die beiden anderen Werke – Man Wanted 2 (1996) ist auch als Those Were the Days benannt– im Triadenmilieu und dort teilweise als Drama tummeln. Das Gangsterumfeld besucht man hier auch, die Stadt HK später aus Austragung eines fast privat geführten, aber offiziell legimitierten Straßenkrieges, als Schlachtfeld zweier ehemaliger Freunde, die auf der unterschiedlichen Seite des Gesetzes stehen. Let's Rage the Gangland hieß 1988 das Debüt von Chan, ein unter dem Radar gelaufener, nur einem äußerst kleinen Kreise bekannter Videofilm, das Motto wird hier aber auch beibehalten und durchgezogen. Dabei wird eingangs sogar etwas Martial Arts geboten, erst als künstlerische Performance während einer Geburtstagsveranstaltung, dann als im Grunde ebenso Showauftritt von Simon Yam, der einigen unliebsamen Kredithaien bzw. deren Schergen den Ausgang und vorher einige (einstudierte) Beintritte zeigt. Die drei Hauptfiguren der Geschichte werden innerhalb der ersten Minute vorgestellt, sprunghaft das Geschehen noch, dazwischen Einblendungen der Credits, ein wenig Raserei im Sportwagen durch die Metropole, das Leben könnt' so schön sein.

Ein Triadenführer und sein bester Kumpel, seine rechte Hand, sein Assistent, sein Partner eigentlich, das Vertrauen wird gebrochen, die erwartete Loyalität, Heroic Bloodshed später generieren, vorher wird die Undercoverplotte installiert. Dabei ist der Film gerade zu Beginn noch relativ laut bis lärmig, er ist nicht etwa edel, weder in den Bildern noch dem Gesagten, er funktioniert eher als größeres B-Picture, etwas ruppig bis grob im Ansinnen und auch im Ansehen. Die eingespielte Melodie ist lieblich, das Milieu aber rau, es wird getrunken bis zum Umfallen, es wird geprügelt, es wird um das Leben gebettelt, es wird die Portland Street kontrolliert.

Zur Zeit der Entstehung hat es der Film bis in den Westen geschafft, als englische VHS-Veröffentlichung, heute wäre eine Verbreitung unsicherer, es gibt zuweilen in den Dialogen auch politische Themen, die Kulturrevolution mit 1300 Toten wird angesprochen, die erwarteten Drogen kommen vom Festland, es wird ein wenig sinniert und rekapituliert, es wird auf Kommendes vorbereitet, fast eine selbsterfüllende Prophezeiung instruiert. Eine Razzia während eines 'Geschäftsdeals' am Hafen lässt die Funken sprühen und die Gewehre glühen, bald brennt der Pier vor lauter Handgranaten, ein wildes, chaotisches Feuerwerk, Explosionen erhellen die Nacht, Autoverfolgungen und Straßenblockaden werden inszeniert. Wer hier von beiden Regisseuren genau was gedreht hat, ist im Nachhinein schlecht nachzuvollziehen, Chan und Cheng kannten sich von der Fernsehserie Fist of Fury (1995), Chan hat Cheng zu dem im Original als "The Sky of Mongkok" betitelten Film als Beistand 'eingeladen'; es stellt sein Debüt da, die folgende Karriere nicht gleich gänzlich unauffällig, aber im direkten Vergleich eher bescheiden. Noch üben tun quasi beide Filmemacher hier, es wird nach der ersten Hektik das Drama eingeleitet, der Betrug am Freund und an der Umgebung, das Problem der Wiedereingliederung von der Hak Sek Wui zurück in die Polizei, das Verlassen der gewohnten Sozialisation, und dann das Wiederauferstehen der Nemesis; was dann später zu einigen folgenreichen Situationen führt.

Dabei speist sich die Handlung vor allem aus gleich mehreren Dreiecksbeziehungen und den entsprechenden Komplikationen, ein Mann zwischen zwei Frauen, eine Frau zwischen zwei Männern, dann die Triumvirat im Polizeirevier, der frühere Undercover, sein Mentor und ein sichtlich eifersüchtiger 'Schreibtischhengst', der aber in der Hierarchie höher rangiert. Wirklich spielend in der Öffentlichkeit ist der Film bis auf Ausnahmen (die Suche nach Kreditkartenfälschern in einem Einkaufszentrum) auch nicht, es wird eher im Kleinen geblieben und unter sich, mit dem Pager kommuniziert, mal Anfragen beantwortet und mal nicht. Eine Briefbombe später kommt man zumindest zum eigentlichen Fokus zurück, die Ermittlungen des OCTB, dann eine unfreiwillige Komplizenschaft, eine Schießerei, eine Detonation, die Eskalation; ab der Hälfte macht es Sinn, dann wird ein Thriller, ein Katz-und-Mausspiel, mit vielen Verlusten, Männer, Frauen, Kinder draus. Eine längere Kakophonie fataler Ereignisse, ein riesiges Polizeiaufgebot zwischen der Shantung Street und der Si Yau Street, der Aufwand tatsächlich ebenso wie darstellerische Mängel, ein übertriebenes Spiel zuweilen ersichtlich.

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