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Diabetes Typ: süß… und creepy! 

Die (unter heutigen Maßstäben wohl eher nur leicht) übergewichtige und sehr einsame Münchnerin Marianne arbeitet im Bestattungsinstitut und lebt alleine, lieblos in ihrer (famos ausgeleuchteten!) Wohnung. Ein Leben am Rande der Gesellschaft. Essen im Bett, Fernsehen, Tagträume. Sie hat das Gefühl, dass sie wohl keinem fehlen würde, wenn sie nicht mehr da ist. Doch als sie sich eines Tages nach der Arbeit in einem mysteriösen Schaffner verguckt (nachdem sie zuerst nur seine Stimme toll findet!), nimmt sie sich vor ihn unbedingt kennenzulernen… 

NWR wäre stolz 

„Zuckerbaby“ ist ein bizarres (deutsches!) Kleinod! Ultrastylisch, durch richtig kräftige Farben und maximale Beleuchtung, die fast Argento, Bava oder Refn neidisch machen. Mit einer „dicken“ Hauptfigur, die endlich mal als Mensch, als Frau, als vielschichtiges und vor allem auch sexuelles (!) Individuum betrachtet und dargestellt wird. Marianne Sägebrecht zeigt Sinnlichkeit, Besonderheit und vollsten Körpereinsatz. Mutig! Definitiv ihrer Zeit voraus, als Schauspielerin und Frau, als Mensch und Liebhaberin. Ein bisschen gruselige Stalker-Vibes gibt’s. Aber genauso viel Sinnlichkeit, Wärme und Hoffnung. Vor allem dicke Frauen mal anders und würdevoller zu betrachten. „Zuckerbaby“ flirtet surreal und bettet sich lustvoll. Die Handlung hätte man auch locker in einem Kurzfilm abhandeln können. Es gibt Längen und Stelldicheins. Und dennoch versumpft man gerne in diesen neonleuchtenden Bahnhöfen, Badewannen und Betten. Eine wirklich abseitige Entdeckung. Weird. Bizarr. Schwarzhumorig.

Mittelschweres Moodpiece

Fazit: Marianne Sägebrecht ist ganz toll und mutig, der Look ist farbenkräftig und schockierend stylisch, die kurze Laufzeit wird gut genutzt, mal eine ganz andere Darstellung von übergewichtigem Lebensmut und Lust. „Zuckerbaby“ ist einer der bizarrsten und überraschendsten 80s-Geheimtipps aus Deutschland! 

Warum noch nicht klarster Kult?!

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