Sodalla, das war er also, der Horrorfilm mit dem etwas ungewöhnlicheren Killer.
Es ist schon ein seltsamer Fall der da in meinem DVD-Player landete. Anfänglich einer dieser typischen Urlaubsschocker vor idyllischer Postkartenkulisse, mit den typischen Opfern in Form unbedarfter Mid-twen Jugendlicher, die mal wieder den Fehler machen, die üblichen Touriepfade zu verlassen und weit ab von jeglicher Zivilisation dem Grauen ausgeliefert zu werden. So weit, so „Turistas“. Wie immer, in dieser Art Filme, dient die Angst vor dem Unbekannten, – was sowohl Kultur als auch unvertraute Umgebung fremder Länder angeht – schutzlos anheim zu fallen, der Spannungserzeugung.
Und natürlich kennt jeder die Angst, etwa bei einer Safari plötzlich vom Reisebus vergessen und allein in der Wildnis zu stehen. Das war in „Open Water“ die Prämisse und auf gewisse Art trifft das auch auf „Ruinen“ zu, auch wenn sich hier die Protagonisten absichtlich von den bekannten Wegen entfernen. Denn schließlich will man ja auch was Besonderes erleben im Urlaub. Und da kommt es nur gelegen, dass man gegen Ende des bisher ereignislosen Trips auf einen deutschen Urlauber trifft, dessen Bruder gerade Ausgrabungen an einer alten Maya-Pyramide vornimmt.
Kaum dort angelangt, findet man nicht nur das Zelt des Archäologen verlassen vor, man wird auch noch ziemlich unsanft von einer Gruppe Eingeborener (allerdings ohne den klischeehaften Baströckchen) auf der Pyramide von der Umwelt isoliert. Und dann sind da ja noch diese seltsamen Geräusche, etwas zu wild wuchernde Pflanzen und ein schwer verletzter Freund… .
Zum Positiven: „Ruinen“ verwendet seine Anfangszeit recht ordentlich um den Jungen und Mädchen der Gruppe ein wenig Profil zu verschaffen. Nicht all zu viel, aber genügend um sie nicht als typisches Slasher-Kanonenfutter erscheinen zu lassen. Die Kamera (vom Caro- & Jeunet-Stammfilmer) fängt die postkartenreifen Bilder gekonnt ein. Die Schauspieler sind zwar nicht besonders, aber immerhin akzeptabel, was schon einem Ritterschlag in diesem Genre gleichkommt und die Effekte, ein Gemisch aus CGI (die Pflanzen) und guter, alter Handwerkskunst (die vereinzelten aber doch harten Goreeffekte) sind makellos. Auch – und das ist immerhin mal was – ist die Idee etwas Neues.
Doch leider hilft das Wenig, wenn es zu einer Situation kommt, die nicht agerade häufig bei Horrorfilmen eintritt: Der Film ist zu kurz. Nun könnte man meinen, das spräche für den Film, aber in diesem Fall zerstört es den positiven Eindruck. Kaum hat man sich an das Szenario gewöhnt, hat die Prämisse und Funktionsweise der Geschichte akzeptiert und fängt an sich für das Geschehen zu interessieren, ist es auch schon vorbei. Ich saß am Ende unbefriedigt vor dem Bildschirm und konnte es einfach nicht fassen. Das war‘s jetzt? Konnte man einem "Halloween 2" noch die Daseinsberechtigung absprechen, wäre hier ein 2. Teil absolut notwendig gewesen – zumal die Unrated-Version ein um einiges grimmigeres und offeneres Ende bietet.
Bei all der Zeit die zu Beginn für die Charaktereinführung des letztendlich doch als Opferlämmer endenden Ensembles verschwendet hat, hinterlässt der Film ob seines überhastet durchgezogenen Showdowns einen merkwürdig unvollständigen Eindruck. Da eine Fortsetzung bislang nicht geplant und im Zusammenhang mit dem Ende der Kinoversion auch überflüssig erscheint, bleibt am Ende nur das Fazit: Stimmige Einzelbausteine fügen sich hier mehr schlecht als recht zu einem stimmigen Ganzen. Beste Voraussetzungen wurden durch eine überhastet scheinende Realisierung nicht zu Ende geführt und verhindern letztendlich den Aufstieg auf eine der oberen Plätze des Genres. Schade eigentlich, denn ausgerechnet dieser Film hätte beste Chancen gehabt.