Recht verwirrend sind die Informationen, die in Deutschland über diesen Film greifbar waren bzw. sind. Das Lexikon des internationalen Films oder das Kabel 1-Filmlexikon warten ausschließlich mit Darstellernamen von Personen auf, die nie existent waren. Hier sind offensichtlich die falschen Angaben vom Kinowerbematerial der Siebziger Jahre ungeprüft übernommen worden.
Auch die Fachliteratur ist in diesem Fall keine Hilfe. Das Eastern-Lexikon aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag irritiert Interessenten: Regisseurin und Darstellerriege, die hier "Ting Lu" zugeschrieben werden, gehören für Genreinsider leicht erkennbar zu einem vollkommen anderen Film (Der Pate von Hongkong).
Hauptursache für das heutige Informationsdefizit bei noch etlichen Eastern dürfte die Geschäftspolitik der damaligen deutschen Independent- bzw. Kleinverleiher sein. Da wurde beispielsweise ein Paket mit Taiwan-Produktionen eingekauft, die oftmals keine englischen Credits vorzuweisen hatten. Also erfand man einfach chinesisch klingende Namen wie z. B. "Cheng Piao" , "Kao Peng" oder - mein persönlicher Favorit - "Ching King Kong"!
Ting Lu (Kinostart: 27.02.1975), bei dem der damalige Verleih ausschließlich solch frei erfundene "Namen" benutzte, hatte zusätzlich das Pech, dass ihm in Deutschland keine Auswertung im Home-Entertainment vergönnt war. Im Februar 2012 geriet ein französischer Super 8-Film mit dem Titel "Kung Fu - la jambe brisee" in meine Hände. Erfreut stellte ich fest, dass dies der Film war, den ich noch vom Kino her kannte als "Ting Lu - Der Karatekiller" bzw. "Der Karatekiller von Hongkong" (reiner Trailertitel).
Sofern der Aushangfotosatz Bilder zeigt, die nicht im Film vorkommen: Auch dies war leider keine Seltenheit. Um die Filme "attraktiver" zu machen, haben die Verleiher oft Material benutzt, das nichts mit dem Film zu tun hatte. Bestes Beispiel: "Der Mann mit dem Karateschlag" von 1973, eine Art asiatischer Giallo, der mit Kampfsport nun gar nichts zu tun hat, bei uns aber als Martial Arts-Film beworben wurde mit Szenenfotos, die nahezu alle aus anderen Filmen stammten. Es waren die selben Verleiher involviert wie bei Ting Lu ...
Da ich Ting Lu lediglich 1979 einmal sichten konnte, ist aber letztlich nicht auszuschließen, dass evtl. (mal wieder) noch Material aus anderen Filmen in der deutschen Fassung enthalten ist. Es handelt sich lediglich um den Schlußkampf, an den ich keine genaue Erinnerung mehr habe. Dennoch kann ich mich für die Identifikation: Notorious Bandit = Ting Lu - Der Karatekiller verbürgen. Vielleicht kommt er ja auch noch irgendwann mal auf DVD ...