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Jeff Goldblum spielt erneut den Mathematiker und Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm, der nun von seinem ehemaligen Auftraggeber und Jurrasic-Park-Schöpfer, gespielt von Richard Attenborough, erfährt, dass es neben der Insel, auf der sich der Jurassic-Park befand, eine zweite Insel mit Dinosauriern existiert. Nun soll er vor Ort eine Dokumentation über die Dinosaurier drehen und sagt schließlich widerwillig zu, da seine Lebensgefährtin, gespielt von Julianne Moore, bereits dort ist, doch dann artet die Arbeit am Dokumentarfilm schließlich in einer Katastrophe aus, unter Anderem, da sie nicht die einzigen Eindringlinge auf der Insel sind.

Auch wenn Steven Spielberg immer mal wieder durch ambitionierte Dramen auffällt, die nicht an der Mainstream anzusiedeln sind - hier könnte man beispielsweise "Schindlers Liste", "Der Soldat James Ryan" oder "Das Reich der Sonne" nennen -, stehen seine kommerziellen Interessen doch meist im Vordergrund und daher war es bereits recht früh absehbar, dass auf seinen überaus erfolgreichen Blockbuster "Jurassic Park" ein Sequel folgen würde. Und wie es mit Sequeln nun einmal so ist: oftmals reichen sie nicht an die Qualität ihrer Vorgänger heran und so ist auch "Die vergessene Welt" nicht ganz so gut wie "Jurassic Park", aber aufgrund der inszenatorischen Fertigkeiten des mehrfachen Oscar-Preisträgers immer noch weit über dem Mittelmaß anzusiedeln.

Da die sensationellen Spezialeffekte bereits im ersten Teil mehrfach Verwendung fanden, die einzelnen Dinosaurier und ihre Erschaffung ebenfalls bereits aufgezeigt worden waren, mussten neue Ideen her, aber die sind nur bedingt vorhanden, womit der zentrale, aber immer noch verhältnismäßig marginale Mangel des Sequels auch schon genannt wäre. Denn Spielberg hat kaum neue Ideen. Ein Teil der Charaktere aus dem ersten Teil wird erneut verwendet, ohne, dass eine tiefere Charakterkonstruktion stattfindet und die neuen Figuren, die eingeführt werden, gewinnen kaum an Profil und sind zudem eindeutig sämtlichen Klischees unterworfen. So sind angefangen bei den sympathischen Hauptfiguren, über den kantigen Jäger auf der Gegenseite, bis hin zum geldgierigen, jenseits jeden Verantwortungsgefühls agierenden Neffen Harmons so ziemlich alle Stereotypen vorhanden, die man so zusammenschustern kann. Und auch der Plot verläuft mehr oder minder vorhersehbar, aber die Mängel werden weitestgehend kompensiert.

Denn die Action-Szenen sind quantitativ wie qualitativ noch eindrucksvoller, als es beim Vorgänger der Fall war. Dem einen oder anderen mag das Action-Vehikel so sicherlich als dreiste Mogelpackung ein Dorn im Auge sein, aber unter dem Gesichtspunkt, hier einen reinen Blockbuster zu sehen und zu genießen, ist jeder, der etwas für Unterhaltungskino dieser Art übrig hat, mit "Die vergessene Welt" sehr gut beraten. So sind die Dinosaurier auch diesmal hervorragend animiert und geben, ähnlich, wie die paradiesischen Kulissen der tropischen Insel visuell einiges her. Die Atmosphäre ist auch diesmal stellenweise durchaus dicht, so jagt erneut eine spannungsgeladene Stelle die nächste, auch wenn das Konzept des ersten Teils hier 1:1 verwendet wird. Passend dazu wird der Bodycount eben mal verdreifacht, was stellenweise auch ein wenig übertrieben wirkt, ähnlich, wie der finale Amoklauf, aber Spielberg überspannt den Bogen nie allzu sehr, beschleunigt das Tempo immer an den richtigen Stellen, setzt den überragenden Score von John Williams auch diesmal sehr versiert ein und unterhält so durchgehend gut, ohne sich oder dem Zuschauer eine Verschnaufpause zu gönnen. Eine typische Qualitätsarbeit von Spielberg also.

Ähnlich wie unter inszenatorischen gibt es auch unter darstellerischen Gesichtspunkten keinen Qualitätsabfall im Vergleich mit dem ersten Teil. So ist Jeff Goldblum erneut bestens in der Rolle des zynischen Chaostheoretikers aufgehoben, ist darüber hinaus aber auch charismatisch und sympathisch genug, um als zentraler Charakter zu überzeugen. Julianne Moore zeigt sich ebenfalls von ihrer besten Seite uns löst ihre Aufgabe spielerisch leicht, während sich unter den Nebendarstellern zahlreiche exzellente Mimen finden. So ist Richard Attenborough erneut auf ganzer Linie überzeugend, während Pete Postlethwaite als charismatischer Großwildjäger einen bleibenden Eindruck hinterlässt und auch Vince Vaughn sowie Peter Stormare gewohnt ordentlich agieren.

Fazit:
Auch wenn die Story offensichtlich nicht mehr als ein belangloses Vehikel ist, um die Vorzüge des ersten Teils erneut ausspielen zu können, ist "Die vergessene Welt" doch ein überaus unterhaltsamer Blockbuster geworden, der augrund der gewohnt starken Regiearbeit von Steven Spielberg, dem grandiosen Score von John Williams und dem starken Cast nur knapp hinter seinen Vorgänger zurückfällt.

83%

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