Kein Original mehr, aber ein verdammt großer Spaß
Die Latte lag nach "Jurassic Park" hoch - und zumindest finanziell erreichte Spielberg mit seinem Nachfolger "The Lost World" diese. Qualitativ klafft da eine Lücke - die ich aber erstens bei weitem nicht so riesig sehe wie die etlichen Gegensprecher des Sequels und die ihn trotzdem noch zum mit Abstand zweitbesten "Jurassic Park"-Film macht. Es mag auch an der Nostalgie und der Kindheitserinnerung an die damalige Kinovorführung liegen, doch ich kann "The Lost World" sehr gut leiden. Und im Vergleich zu "JP III" oder "Jurassic World" ist das doch schon fast ein Meistwerk. Denn die sind kaum zu ertragen und noch wesentlich flacher, leerer, spannungsarmer als diese flotte Blockbusterfortsetzung. In "Jurassic Park 2" begeben wir uns auf die Nachbarinsel Isla Sorna, wo die Dinos seit Teil 1 ungestört gedeihen und sich ihren eigenen Lebensraum geschaffen haben. Doch als eine Truppe Tierfänger dort aufschlägt und auf T-Rex-Jagd geht (dumme Idee, oder Jungs?), läuft alles (mal wieder) aus dem Ruder... mittendrin, der wiederwillig angereiste Ian Malcolm / Jeff Goldblum samt Family!
Größer, lauter, länger - "Jurassic Park 2" setzt auf die übliche Hollywood-Forttsetzungsformel. Doch hier funktioniert sie in weiten Teilen. Wenn man denn mal nicht jede Minute und jede Spannungskurve mit dem legendären Original vergleicht. In Sachen Action gibt es wesentlich mehr zu sehen, die Effekte haben nochmal einen saftigen Sprung gemacht. Ebenfalls zieht Spielberg in Sachen Härte und Dunkelheit an. Einerseits ist er so vielleicht etwas zu grimmig und schockierend für die ganz Kleinen, andererseits finde ich das mutig und eine erfreuliche Richtung als Erwachsener. Es ist kein beileibe Gorefest, aber einige Szenen schockierten mich als Kind durchaus nachhaltig. Der Beginn mit den fleischfressenden Minidinos, der brechenden Glasscheiben des Trucks, die Raptoren im hohen Gras oder so manch ein T-Rex-Zwischensnack seien hier genannt. Und wenn man meint, der Film sei zu Ende, setzt Spielberg noch einen, mitten in San Diego drauf. Er löst hier die Handbremse und konzentriert sich fast ausschliesslich auf die Action. Vielleicht bleiben die menschlichen Figuren daher etwas auf der Strecke, was noch immer wichtiger ist als jeder noch so gute Special Effect, doch allein Goldblum gibt mir immer wieder genug zum mitfiebern. Und John Williams liefert im Score wie gewohnt ab. Nur die Turnszene mit den Raptoren war schon immer lächerlich und zu naiv-dumm...
Fazit: zu viel Hass liegt in der Internet-Luft für einen eigentlich sehr unterhaltsamen Film - nicht vergleichbar mit dem stärkeren, unschlagbaren Original. Und doch ein Action-Dino-Feuerwerk, dass sich die meiste Zeit überraschend stark gehalten hat & durchgehend unterhält. Flott, spannend, spaßig, schön düster - und Jeff Goldblum geht doch immer!