Alex Rain (Gruner) ist eine Kombination aus Cyborg und Mensch und als Cop gegen Rebellen in einem zwischen Menschen und Cyborg tobenden Krieg tätig. Nachdem er in einer Auseinandersetzung verletzt wird und zwecks Rehabilitation in der Wüste joggen geht, besinnt er sich eines Besseren und zieht für seine verbliebene Menschlichkeit zurück ins Gefecht. Die Cyborgs haben einzelne Personen in höheren Ämtern austauschen können, um ihre eigenen Reihen massiv zu stärken und Alex will dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Er wendet sich gegen seine ehemaligen Kollegen, um die Menschheit zu verteidigen, und muss, um den Widerstand zu stärken, einen Computerchip bei einem Treffen mit der Rebellentruppe auf der Insel Java übergeben. Hierbei findet er Freunde von unerwarteter Seite und wird auf der Insel von alten und neuen Gegnern erwartet.
Interaktives Menü
Pyun inszenierte mit „Nemesis“ einen Spießrutenlauf, quer durch verrottete Industriegebiete unter massivem Einsatz von Schusswaffen, lässt seine Darsteller über Dächer eingestürzter Betonbauten hechten, durch Fassaden hüpfen und vor umkippenden Silos flüchten. Das sind eigentlich die filmerischen Momente, die den Film zusammenhalten, auch wenn alles zu Bruch geht. Hierbei weist der Film allerdings auch eine gewisse Beliebigkeit auf und so lange Pyun ein lauschiges Plätzchen findet, wo er seine Akteure vor einer Explosion davonlaufen lassen kann, ist es nicht so wichtig, wie konsistent sich das ins Bild des Verlaufs einfügt. Schon zu Beginn bekommt man eine grundsätzliche Wandlung des Settings geboten. Nach der Flucht aus einem schnuckeligen Hotel, verlagert sich die Action direkt in ein extrem verfallenes (sehr interessant wirkendes) Industriegebiet, das wahrlich nicht die beste Lage für ein Hotel ist. Aber solche Sprünge gehören dazu.
Das Timing der Action ist im Film schön gesetzt. Zwischen ein paar belanglosen Zeilen Dialog gibt es fröhliche, optisch beeindruckende Schießereien zu bewundern. Alle erdenklichen Situationen werden dabei abgelaufen. Schöne Schusswechsel in heruntergekommenen Fluren und exotischen Innenstädten, die aus Holz- und Blechhütten bestehen, oder im Dschungel, gibt es zu bestaunen. Die Action für sich gesehen ist jedenfalls recht beeindruckend. Hauptsache es knallt und scheppert.
Mensch-Maschine-Kommunikation
Pyun bietet mit „Nemesis“ dem geneigten Zuschauer das, was er am liebsten inszeniert und behandelt zwei Themen, die er in seinen Filmen häufiger fokussierte: Er inszenierte hier einen klassischen und sehr gelungenen Verfolgungsfilm. Seine besten und bekanntesten Filme beinhalten, grob gesehen, dieses Schema. Was sich ändert, sind die Schauplätze und die Geschichten drum herum. Weitere Verfolgungsfilme sind etwa „Cyborg“ mit Jean-Claude van Damme und „Ultimate Chase“ mit Christopher Lambert und Natasha Henstridge.
Die zweite Thema, das Pyun behandelt, ist eine Art philosophische Besprechung über die Bedeutung des Menschlichen. Was bietet sich für diese Thema besser an, als die zur Disposition stehende Menschlichkeit in einem Zeitalter des menschgewordenen Computers? So liefert Pyun zwar oftmals bedeutungsschwangere Monologe, die immer wieder in dem ganzen Getöse das Augenmerk auf sein Thema lenken sollen, doch irgendwie bleibt er einem Argumente und mögliche Perspektiven schuldig, wo denn nun das Menschliche von Bedeutung wäre. Letztlich schließt er damit, dass ein Refugium des Menschlichen noch immer das Emotionale bleibt. Sicherlich liegt er mit dieser Schlussfolgerung gar nicht so falsch und für einen Streifen dieser Kategorie ist dieses knappe Resümee allenfalls ausreichend.
Ergonomische Maus
Besonders viel Spaß macht, neben der gelungenen Action, der trockene Humor, der paradoxerweise durch die Cyborgs transportiert wird. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um Albernheiten in irgendeiner Weise oder kreative Sprüche, die für das Maschinen-Konzept natürlich komplett unpassend wären. Sondern es handelt sich um ganz logische Feststellungen, die das Geschehen kommentieren und so selbst den Gewaltszenen einen gewissen Charme verleihen, eine Art Indifferenz, die gleichermaßen die philosophische Herangehensweise an das Thema vertieft, so als ob Lebensnähe durch deduktive Logik gewährleistet wäre.
Begeisterten Szenenapplaus gibt es für die klapprige Oma, die sich von einem Schrank von Cyborg belästigt fühlt und ihm ein gesamtes Magazin aus einem Maschinengewehr, welches sie aus der Handtasche zückt, in den Leib feuert. Was diese Szene auch immer bedeuten mag, ließe sich sagen, dass die Alte vielleicht einen gewissen Grad an Technikskepsis kommunizieren soll, der häufig als Fortschrittsfurcht oder gar -feindlichkeit aufgenommen und missverstanden wird, es manchmal aber gar nicht so schlecht wäre, Skepsis in Fortschrittsüberlegungen einzubeziehen.
Was vom Bildschirmarbeitsplatz übrig blieb
Pyun lieferte mit „Nemesis“ seinen besten Film ab, und damit einen Film, mit dem man ihn auch heute noch am häufigsten verbindet. Gleichermaßen ist „Nemesis“ Pyuns persönliche Nemesis: Bis heute ist es ihm nicht gelungen, einen Film nachzulegen, der einen solchen tempo- und actionreichen Aufbau vorzuweisen hat und so breite Akzeptanz genießt.
Letztlich kann man den Film wegen der Action auch bedenkenlos empfehlen. Manche kybernetischen Tricks sind vielleicht nicht allzu geschickt gelungen und mancher Dialog nimmt Züge an, über die man sich als rational denkender Mensch etwas wundern möchte. Die Grundstory hat die Komplexität einer logischen Schaltung mit einer Lampe und einer Batterie. Alles in allem aber, liegt hiermit ein ziemlich fetziger Film vor, gespickt mit ordentlichen Schießereien und Explosionen, den man sich alle paar Jahre gerne wieder anschaut.
Klassiker!