Review

„Nemesis“ markiert einen von Albert Pyuns besten Filmen, wobei der Gute hier mal wieder auf sein beliebtes Thema Cyborgs zurückgreift.
Alex Rain (Olivier Gruner) ist 2027 Bulle in L.A.: Nicht mehr ganz menschlich, sondern mit Implantaten aufgemotzt. Sein Auftrag lautet eine Datendiebin auszuschalten, die einer Terrororganisation namens Rote Armee Hammerhead Infos zuspielen will. Weil die Gute nicht so gründlich arbeitet, ist es Alex ein Leichtes an ihre Wumme zu kommen und sie umzunieten. So simpel der Beginn auch ist, er verspürt soviel Professionalität wie sonst kaum ein Pyun-Film: Einführung via Off-Stimme, Locations, die sogar nach Geld aussehen usw.
Doch auf seiner Flucht wird Alex von den Freunden der Getöteten gestellt und muss sich zur Wehr setzen. Zwar kann er mit knapper Not überleben und seinen Auftrag erfüllen, doch eine Terroristin wirft ihm vor, er würde für die Maschinen arbeiten, welche die Menschen auslöschen wollten. Das Shoot-Out zu Beginn ist ein kleines Highlight, denn Albert verwendet hier putzige Kameraspielereien, klaut stilvoll bei John Woo (beinhändiges Ballern en masse) und man vergisst sogar, dass hier bloß auf einem schnöden, leeren Fabrikgelände umhergetollt wird.

Nach seiner Erholung will Alex aus dem Polizeidienst ausscheiden, denn der Satz der Terroristin hat ihn nachdenklich gestimmt. Doch nach einem Jahr als erfolgloser Datenschmuggler nimmt ihn seine Behörde gefangen und verpasst ihm einen Auftrag: Er soll eine ehemalige Mitarbeiterin finden, die zu den Terroristen übergelaufen ist – andrerseits explodiert eine in seinem Herzen implantierte Bombe…
„Nemesis“ ist unverkennbar ein Pyun-Film, trotz des gehobenen Budgets, denn auch hier darf der Trash-Charme nicht zu kurz kommen. Ein echter Brüller ist z.B. die Erschießung eines Cyborgs durch eine nörgelnde alte Dame, aber der Film kann mit mehr derartig dumm-witzigen Einfällen punkten. Doch das zur Verfügung stehende Geld wurde gut verwandt, was man sowohl den stimmigen Schauplätzen als auch den ziemlich guten Effekten anmerkt. Hier darf man sich über diverse gelungene Cyborg-FX freuen, an denen jeder Fan der „Terminator“-Saga Spaß haben dürfte. Das ist auch ein gutes Stichwort, denn Albert-typisch klaut man wieder einige Ideen und Camerons Filme dürfen da verstärkt Pate stehen (es gibt sogar ein Endoskelett). Und bei der Idee mit der implantierten Bombe denkt jeder direkt an „Die Klapperschlange“.
Etwas weniger schön ist, dass man hier Albert-typisch nicht auf die Pseudo-Philosophie verzichten konnte. So wird vor allem in der ersten Hälfte immer wieder moralisch über das Cyborg-Sein geschwafelt, ohne dass es die Handlung voranbringt. Selbige ist mal wieder hanebüchen, aber lässt sich zum Glück gut auf den Konflikt Maschinen vs. Menschen reduzieren und in der zweiten Hälfte wird der Film Albert-typisch eh zur reinen Hetzjagd. Die Schauplätze sind schick gewählt und selbst wenn es in die Botanik geht, sieht der Film nicht aus, als sei er im Wald hinter Alberts Haus gedreht worden (im Gegensatz zu anderen seiner Werke). Mit diversen Farbfiltern wird noch Atmosphäre geschaffen und das Ende deutet schon eine Fortsetzung an – die dann auch kam (auch wenn man weder von Budget noch Story her wirklich an den Erstling anknüpfte).

Auch in den Actionszenen macht es sich bemerkbar, dass Albert hier ausnahmsweise mal Geld zur Verfügung stand: Man bekommt recht spektakuläre Stunts zu sehen (wovon die Leute überall runterhüpfen können), die Explosionen sind ziemlich fett und wenn für eine Szene sogar ein Turm zum Einsturz gebracht wird und Richtung Held fällt, dann geht einem doch fast das Herz auf. Dafür darf Gruner wenig prügeln (dabei ist das Gezeigte durchaus spektakulär), was aber andrerseits dem Balleranteil gut tut: Diverse sehr schicke Shoot-Outs mit einigen sehr guten visuellen Ideen, denn auch von der Regie her hat sich Albert richtig ins Zeug gelegt (man beachte diverse Einfälle bei der Kameraführung).
Olivier Gruner markiert den harten Mann ganz ordentlich, auch wenn Albert ihm jedes Mal eine neue Matte auf den Kopf zaubert, wenn er zeigen will, dass wieder einige Zeit vergangen ist. Mit Cary-Hiroyuki Tagawa und Brion James dürfen sogar zwei richtige Schauspieler die restliche Crew an die Wand spielen, die Pyun-Recken Tim Thomerson und Vincent Klyn tapern auch recht wacker durch die Gegend und auch die restlichen Darsteller (darunter auch Yuji Okumoto und Thomas Jane) schlagen sich für Pyun-Verhältnisse tapfer.

Die Story ist zwar recht Banane und simpel, die Philosophie nervt geringfügig – und trotzdem gehört „Nemesis“ zu Pyuns besten Werken, dank guter Inszenierung, ordentlicher Action und viel Tempo bei der üblichen Hetzjagd.

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