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Muss man von „Alarmstufe: Rot 2“, der an sich nur eine gelungene Variation der „Stirb langsam“-Muster war, ein Rip-Off machen? Nein, wie Produktionen der Marke „Steel Train“, „Speed Train“ oder auch „Terror im Orient Express“ beweisen.
Zu kidnappender Zug ist, wie der Titel schon sagt, der Orient Express. Leider sieht schon die Eröffnungssequenz total nach Billigfilm aus, was das Ergebnis leider auch ist. Während das Personal sich am Zug aufreiht, watschelt eine ganze Reihe von reichen Klischeecharakteren (Wirtschaftsbosses, Sängerinnen usw.) am Zug vorbei und zeigt dermaßen viel Dummheit, dass man sich fragt, ob man diesen Vollidioten wirklich die Filmhandlung über folgen will.
Die ganze Bande wurde von einem unbekannten Gönner zu einer Fahrt ins neue Jahr zur Silvesterzeit eingeladen worden und wurde Aussicht auf lukrative Geschäfte geködert. Doch der Gönner ist in Wahrheit der Terrorist Salan (Christoph Waltz), der den Zug von seinen Leuten übernehmen lässt. Der Zug fährt natürlich so langsam, dass sie aufspringen können, aber die Übernahme ist immerhin noch geringfügig aufregender als das Gesabbel der Charaktere.

Als der Zug in Hand der Schurken ist, zeigt sich der Oberfiesling via Fernseher (exakt wie in „Alarmstufe: Rot 2“) und fordert sie auf ihm Lösegeld zu überweisen – andernfalls Exitus durch seine Untergebenen oder überall am Zug befestigte Bomben. Doch er hat seine Rechung ohne den wehrhaften Hollywoodstar Jack Chase (Richard Grieco) gemacht…
Mark Ropers „Terror im Orient Express“ ist in erster Linie zwei Sachen: unspannend und unheimlich dumm. Ersteres lässt sich vor allem über die Handlung sagen, die überraschungslos das übliche Programm aus Terroristen täuschen, Bomben entschärfen und Terroristen eliminieren abspult. Hat man alles schon zigmal gesehen (meist besser) und zudem wird das Prozedere zu keiner Sekunde variiert, sodass man sich die meiste Zeit über nur langweilt. Hinzu kommen noch Klischeedialoge aus der Mottenkiste des Drehbuchschreibens und vermeintlich coole, aber nur nervige Sprüche.
Das Prädikat unheimlich dumm hingegen zielt auf die Charakterzeichnung ab, die weiterhin Zuschauernerven kostet. Denn ist einfach nicht auszuhalten, wenn die Ehefrau eines Opfers alle paar Minuten ihre Stimmung wechselt und dann vom dummen Oberblondie auf kämpferische Frau umschaltet, ein Hollywoodstar nur durch Rollenrecherchen Bomben entschärfen kann, sich Charaktere nach zwei Sekunden verlieben usw. Hinzu kommen noch Terroristen, die sich dermaßen blöd anstellen, dass es kein Wunder ist, dass sie von derartigen Vollnulpen außer Gefecht gesetzt werden. Kaum an Dummheit zu überbieten: Funkzünder mit Handys entschärfen (autsch).

Auch die Action kann nur geringfügig was reißen. Die beste Szene ist ausgerechnet an sich vollkommen unnötig, denn es handelt sich hierbei um die Prügelei zwischen Jack und einem Russen mit dem Klischeenamen Boris (Götz Otto), die nur entsteht, weil Jack dessen Alte angegraben hat. Ansonsten gibt es noch ein paar kleine Stunts sowie wenige Auseinandersetzungen zwischen den Heroen und den Terrors. Alles sehr kurz, ergo wenig Action, aber meist von Roper solide inszeniert (von Schnitzern wie der sichtbaren Auffangmatte mal abgesehen).
Richard Grieco ist vom Aussehen her total auf Bruce Willis plus lange Haare getrimmt, aber an das Vorbild kommt er im Leben nicht an. Immerhin ist er damit noch besser als der Rest der Schauspielerriege an Totalausfällen, die noch Resteverwertung deutscher Darsteller (z.B. Götz Otto oder Jennifer Nitsch) betreibt.

Immerhin einige wenige nette Actionszenen kann „Terror im Orient Express“ bieten, aber das entschädigt nicht wirklich für die total langweilige Geschichte und die dummen Charaktere.

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