Review

Gesamtbesprechung

"Baccano!" hat keinen Anfang und kein Ende. Dies ist eine der mutigen Entscheidungen rund um diese originelle Geschichte von Alchemisten und Gangstern im New York um 1930. In "Baccano!" gibt es keine Hauptfigur, vielmehr spielen ca. zehn oder je nach Lesart noch mehr Figuren jede auf ihre Weise die Hauptrolle. Das ist eine weitere mutige Entscheidung. Die Souveränität, mit der sich diese flotte und intelligente Anime-Serie über eingewachsene Erzählkonventionen hinwegsetzt, ist ungemein sympathisch und zeigt die Höhe, auf der sich die japanische Anime-Kultur teilweise befindet (natürlich gibt es dort auch viel Material, das in erster Linie Fan-Erwartungen zu bedienen versucht). Auch die zu Recht gelobten modernen Fernsehserien von HBO und Co. müssen in puncto erzählerischer Tollkühnheit eindeutig zurückstecken, wenn die überdrehten Räuber Isaac und Miria, der psychisch mehr als angeknackste Killer Ladd Russo, der Nachwuchs-Mafioso Firo Prochainezo, die stumme, kampferprobte Chane Laforet, der furchterregende Greis Szilard Quates und seine Dienerin Ennis sowie Bombenlegerin Nice Holystone und ihre seltsame Bande - und viele andere ... - versuchen, in dem Chaos rund um ein Unsterblichkeits-Elixier und eine verhängnisvolle Zugfahrt im "Flying Pussyfoot"-Express das Beste für sich herauszuschlagen. Der hervorragende, spritzige Soundtrack bietet mitreißende Big-Band-Nummern wie das Titelstück "Guns 'n' Roses" der Band "Paradise Lunch" sowie auch gefühlvolle Einlagen für Streichensemble oder Piano solo. Die gezeigte Gewalt ist teilweise exzessiv und gerade wegen der Kaltblütigkeit der Ausführenden nicht immer leicht zu verkraften. Auf der Gegenseite gibt es auch einen verspielten Humor, der vor allem von Isaac und Miria verkörpert wird und oft slapstickartige Züge annimmt, was jedoch angesichts der Brutalität mancher Szenen häufig als Erleichterung funktioniert. Wie bei Anime mit der dazugehörigen hohen japanischen Synchro-Kultur üblich, überzeugen die Sprecher unbedingt - wobei klar ist, dass eine überdrehte Figur wie Isaac Dian auch dementsprechend vertont wird. Hervorheben möchte ich die unverwechselbare Yû Kobayashi (Stimme von Nice Holystone), deren Wandlungsfähigkeit sich daran zeigt, dass sie auch männliche Charaktere wie z. B. Satoshi in "Higurashi no Naku Koro ni" meistert. Wo die Serie aus meiner Sicht schwächelt, ist ihre Neigung zu überaus wortreichen Figuren am Rande des Wahnsinns, die bei ihrem teils blutrünstigen Treiben noch ewige Monologe von sich geben. Dies wurde teilweise übertrieben und der eine oder andere Wortschwall wirkte zumindest auf mich etwas penetrant. Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt angesichts einer sehr überzeugenden Produktion, die besonders für Freunde unkonventioneller Erzählformen sehr zu empfehlen ist.

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