DORT OBEN, WO DIE ALPEN GLÜH’N ist, trotz seines nichtssagenden Titels, wohl einer der besseren Heimatfilme der goldenen Ära des Genres in den 50ern und 60ern. Erzählt wird die Geschichte des Bertls Bruneders, eines jungen Mannes in einem typischen Bergdorf, der vor geraumer Zeit mit dem Wirt des Ortes, Jakob, eine Wette abschloss. Derjenige, der eine bisher unbestiegen gebliebene Bergwand erklimmt, soll das Mädchen, das beide begehren, zur Frau bekommen. Bertl ging als Sieger dieses Wettstreits hervor und Anna, quasi der Gewinn seiner Bemühungen, von der auch die Idee zu dem Zweikampf stammt, wird zu seiner Liebsten, sehr zum Missfallen von Jakob, der einige Zeit in der Stadt verbringt, um den Verlust zu verwinden. Als Andrea Baureiss, eine bekannte Gipfelstürmerin, mit ihrem Onkel Dr. Baureiss für ein paar Tage im Dorf verweilt, hört sie diese Geschichte und bittet Bertl, mit ihr besagte Wand zu besteigen. Nach anfänglichem Zögern willigt er schließlich ein und, überrascht von einem Unwetter, müssen die beiden die Nacht in einer Höhle verbringen. Andrea verliebt sich in den jungen Mann, doch der weist alle ihre Annäherungsversuche zurück. Jakob ergreift seine Chance und nährt geschickt Annas Zweifel, ob Bertl ihr in jener Nacht tatsächlich treu war. Nachdem Andrea mit ihrem Onkel abreiste, fordert Anna von ihm, ihr das Edelweiß der Treue zu bringen, von dem die Legende besagt, nur derjenige könne es erreichen, dessen Liebe tatsächlich aufrichtig sei. Bertl steigt also ein weiteres Mal in die schwindelerregenden Höhen, doch diesmal ist ihm das Glück nicht allzu hold…
Wie die Inhaltsangabe schon vermuten lässt, bedient sich DORT OBEN, WO DIE ALPEN GLÜH’N über weite Strecke beim Genre des Bergfilms, das in den 20er und 30er Jahren recht populär war, und einige der zahlreichen Aufnahmen des Gebirges erinnern wohl nicht zufällig an die Filme von beispielsweise Arnold Fanck oder Luis Trenker. Die Szenen, in denen eine Gewitterfront die Gipfel förmlich zu verschlingen scheint, haben mir außerordentlich gut gefallen, auch wenn sie unter der aufdringlichen Musik leiden, die alles versucht, um die poetische Wirkung der Bilder zu zerstören. Auch sonst ist der Film optisch ein Genuss, ob er nun im Tal spielt oder seinen Protagonisten die Felswände hinauf folgt.
Positiv anzumerken ist, dass er sich vollkommen auf seine simple Geschichte konzentriert, ohne sich in irgendwelchen revisionistischen Botschaften zu verlieren. Die Konflikte des Films erwachsen allesamt nicht wegen eines Einbruchs des Fremden in die heile Dorfwelt. Als Andrea und ihr Onkel im Ort eintreffen, ist die Beziehung zwischen Bertl und Anna längst angeschlagen, und sein Ausflug mit Andrea bedeutet nur noch den letzten Tropfen, der noch fehlte, um die Probleme zum Überschäumen zu bringen. Hier wird sich nicht einfach zurückgelehnt und der Schoß aller Probleme in dem gesucht, was fern der Heimatwelt liegt, in der angeblich alles in Ordnung ist.
Auch die Witzszenen fand ich teilweise ehrlich komisch. Wenn der Neffe seinen Onkel, einen schrulligen Bauer namens Muxengruber, nach dem Melken einer Ziege fragt, ob es wahr sei, was die Leute sagen, dass nämlich der, der Ziegenmilch trinke, hundert Jahre alt wird, und der alte Mann daraufhin ein Lied über das Älterwerden anstimmt, dann wirkt das heute derart skurril, dass man sich eines nostalgischen Grinsens nicht erwehren kann, vor allem dann nicht, wenn den Chor des Liedes die Ziege darstellt, die immer wieder meckernd im Hintergrund zu vernehmen ist.
Trotz aller positiven Aspekte ist DORT OBEN, WO DIE ALPEN GLÜH’N natürlich ein durch und durch zeittypischer Film, der zwar leidlich unterhält, doch alles in allem außerordentlich bieder und veraltet wirkt. Dennoch muss ich ihn wohl wegen seines geringen Schmalzgehalts, dem Fehler einer patriotischen Grundaussage und seiner teilweise großartigen Naturbildern zu den besten Vertretern seiner Gattung zählen.