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Wim Wenders ist ein wahrer Künstler unter den deutschen Filmemachern. Seine Werke sind teilweise zäh wie Spanngurt aber von inhaltlicher, intellektueller und kompositorischer Wucht, dass es einen glatt umhauen kann.

Ähnlich wie ein Jim Jarmusch genießt Wim Wenders seinen betont langsamen, stillen Erzählton. Die Geschichte eröffnet besonnen und entfaltet sich so dezent, dass man im Kinosessel ungeduldig werden kann. Natürlich handelt es sich um Arthaus und weniger um das Roadmovie, das man sich in trivialer Definition erhoffen könnte. Natürlich handelt es sich eher um ein existenzialistisches Drama und weniger um eine Gesellschaftsstudie, die man vielleicht vermuten könnte. Bei Wenders ist all das aber ohnehin egal, Kategorisierung wird überflüssig, auch die Längen, die seine Filme an der ein oder anderen Stelle immer wieder vorweisen, werden relativ. All das sind nur Facetten eines Gesamtkunstwerks. Denn Wenders versteht es immer, seine Protagonisten hautnah darstellbar zu machen und er versteht es wie kaum ein Zweiter, eine Bildsprache zu zelebrieren, die verbal sprachlos macht. Selten sind Einsamkeit, Trostlosigkeit, Besonnenheit, Hoffnung und Resignation in so prachtvollen Bildern, so dezenten und doch fulminanten Szenen verpackt worden. 

Natürlich hat sich in den letzten 40 Jahren gesellschaftlich viel getan und natürlich ist die Thematik und die Wendung von Wenders Film nicht mehr so brisant wie einst. Inhaltlich als auch erzählerisch ist der Film mit all den Jahrzehnten des Abstands trivial geworden. Das fulminante Schauspiel von Harry Dean Stanton und die faszinierenden Bilder von Kameramann Robby Müller verleihen dem Werk aber ein zeitloses Dasein. 

Fazit: Vormals brisante Existenzstudie, die heute, im gesellschaftlichen Wandel, durch darstellerische Kraft und Bildgewalt polarisiert. 

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