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Die Antworten auf die Fragen "Warum dreht man einen Film wie Dörte's Dancing?" und "Warum sieht man sich einen Film wie Dörte's Dancing an?" sind identisch: "Weil mans kann!" Anders kann man dieses Abfallprodukt einer desorientierten Wohlstandsgesellschaft sicherlich nicht erklären. Ich gebe zu, über ein gewisses Maß an Masochismus zu verfügen. Die Existenz von Freizeit und der Umstand, daß Frotzeleien dieser Art gegenüber unserer Freundin Dörte bereits seit Jahren unsere Gemüter erheitern taten ihr Übriges in erwartungsfreier Haltung an ein weiteres Abfeiern sich selbsts des Klüngels um die ProSiebenSat.1 Media AG heran zu gehen.

Wie versprochen zerfledderte man nun in einer an den schon ultramiesen, wenn auch charmant-trashigen, Dirty Dancing angelehnten Story mehrere filmische Beiträge vornehmlich aus dem Bereich des Tanzkinos. Bereits bei diesem Ansatz muß man sich fragen, welche Zielgruppe ein solch quotenabhängiger Parodiestreifen eigentlich ansprechen soll. Die jenigen, die Dirty Dancing bereits lieben und es leid sind, sich Vorwürfen erwehren zu müssen? Oder gar die jenigen, die seit Jahr und Tag durch den Film gequält werden und nun sicherlich auf der Suche nach dem finalen Vernichtungsschlag des subjektiven Machwerks nicht auch noch Interesse hegen, sich für eine solche Schändung wieder mit den Inhalten, Tänzen und Songs auseinandersetzen zu müssen?

Nun, ich habe es getan und unabhängig von mir schaute noch der halbe Bekanntenkreis im eigenen Wohnzimmer zu. Auch Restdeutschland scheint sich zu einem hohen Teil für Dörtes Tanzabenteuer, bei dem sie sich nach einem unfallbedingten Kopfstoß komatös in ihren Lieblingsfilm träumt interessiert zu haben. Dies ist nicht nur ein herrlich einfacher Anlaß, eine willkürliche Phantasiewelt in einer Story zu erklären, es steht gleichwohl mit starker Bildsprache dafür, daß man schon etwas angeknackst sein muß, um sich so etwas auszudenken.

Einen leichten Knall zu haben, mag ja nun eine gute Vorraussetzung sein, um kreative Genialität zu entwickeln, hier jedoch trifft dies absolut nicht zu. Wirkt der Start schon träge, kann auch die Verwandlung von Dörte Biedermann in Baby weder ein Feuerwerk abbrennen, noch eine Erwartungshaltung an ein solches erzeugen. Der Effekt ist jedoch eher, daß der männliche Zuschauer die im Übrigen noch niedlicher gewordene GZSZ Actresse dem Programm der verbleibenden Sender vorzieht und wieder mal für eine Frau nervendes Getanze und eine mieserable Story erträgt. Wer und warum sich sonst dieses Kabinett des abhandenen Talents angetan haben könnte bleibt mir schleierhaft.

Dörte's Dancing glänzt weder durch Dynamik, gelungene Parodie oder gutes Schauspiel und reiht sich damit in die Pro 7 Ära der Müllvermarktung ein. Im Gegensatz zu Stefan Raabs Eventexperimenten kann sich der Film jedoch nicht einmal ein anerkennendes "der macht das wirklich" Lächeln verdienen, sondern verpufft wirkungsfrei, um höchstens noch als billiger Füller im Vormittagsprogramm des Senders wieder aufzutauchen. Und da werd ich mir die Schmerzen selbst für Schnuckelchen Jeanette nicht mehr antun.

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