Review

Philosophy of a Knife stimmt traurig, nicht wegen der Opfer von Einheit 731, auch nicht wegen der ausschweifenden, exzessiven Gewaltdarstellungen, sondern einzig und allein, weil Andrey Iskanov seine Unreife als Regisseur mit einer anmaßenden Selbstüberschätzung einzementiert, die ihresgleichen sucht.
Und dies in vielerlei Hinsicht.

Sein Debut Nails war ein netter kleiner Videofilm, der zwar keine wirklich neuen Ideen vorweisen konnte, aber immerhin vielleicht gerade wegen des Mangels an finanziellen Mitteln so etwas wie Ambitionen erkennen ließ.
Visions of Suffering glänzte dann 2006 auch mit einigen innovativen visuellen Einfällen, die anfangs eine Weiterentwicklung vermuten ließen, wenn da nicht diese Glorifizierung der Gothic-Szene so unangenehm aufgefallen wäre, daß man nicht umhin konnte sich für den Regisseur sprichwörtlich zu SCHÄMEN. Dazu eine pseudo-mystische Geschichte, die in ihrer Infantilität dem Hirn eines 15jährigen entsprungen sein mußte.

Und genau dieser Mensch wagt es ein Mammutwerk über eines der heikelsten Themen des letzten Jahrhunderts zu drehen. Als Vergleich hätte Iskanov vielleicht gern Salo von Pasolini, nur daß dieser sich nach Sichtung von Iskanovs post-pubertärem Auswurf nicht von einem Stricher hätte totfahren lassen, sondern einen blinden Bulldozerfahrer um Erlösung angefleht hätte.

Die Effekte (schlimm genug, daß man bei diesem Thema auf den Effekten rumreiten muß) sind oftmals so erbärmlich, daß Iskanov genau das Gegenteil von dem erreicht, was er bezwecken will: Ekel und Betroffenheit werden schnell ersetzt durch unfreiwillige Komik und folglich Desinteresse. Wenn weder Geld noch Können für die Maske vorhanden ist, sollte mans halt lassen. Denn heikle Themen sollten eigentlich eher Fragen produzieren wie Warum haben die das gemacht? und nicht Wie hat der das gemacht, oder nicht?

Einen einzigen Zeitzeugen für 267 Minuten vorzuweisen, spricht ebenso wie die dürftigen Hintergrundinformationen (in Anbetracht der Gesamtlänge) für sehr intensive 4 Jahre Recherche, noch dazu, wenn Iskanov unterstreicht nicht mal 100 Kilometer entfernt von einem solchen Lager aufgewachsen zu sein.

Der eigentlich ganz erträgliche Industrial Score wird beim Abspann dann auch noch – wieder mal- mit schrottigstem Gothic-Proll-Rock zerstört.....etcetera, etcetera...


Ein kurzer, völlig dilettantischer Versuch einer angedeuteten Liebesszene kurz vor der Hälfte des Films bringt vielleicht die verlogene Ernsthaftigkeit des ganzen Unterfangens auf den Punkt: Diese soll vermutlich in Iskanovs eindimensionalem Gehirn die Hoffnung auf Liebe in einer grausamen Welt symbolisieren, doch vermutlich wollte Iskanov die hübsche Laiendarstellerin auch einfach mal nackt auf Video-Film bannen.

Andrey Iskanov muß noch viel , viel lernen ....aber vor allem über sich selbst.

Was nimmt man also mit? Auf jeden Fall die Erkenntnis, daß echt nicht jeder Dreck konsumiert werden muß, jedoch leider doch konsumiert wird, um negative Meinungen zu widerlegen, was wiederum nach einem halben Tag Dilettantismus-Bombardement doch zur Einsicht führt, daß 10 von 10 vernichtende Kritiken vielleicht einer gewissen Wahrheit nicht entbehren.

PS: Und wenn man die Meinungen zu diesem Machwerk auf imdb.com liest, verliert man endgültig den Glauben an die Menschheit!

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