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Actionfilme kann jeder, außer wir Deutschen vielleicht ? Pustekuchen, auch die Russen beweisen hier eindrucksvoll, dass man in dem Genre ohne große Probleme (fast) alles falsch machen kann, selbst wenn man ordentlich Geld anpackt.

Für die täglichen Aufgaben der Weltrettung in Russland örtlich zuständige Bondine ist Agentin Dasha (so klingt das im deutschen Dialog, nach hiesiger Castliste "Mary", nach anderer Lesart Darya). Aktueller Problemfall, den sie anpacken muss, sind 4 mysteriös verschwundene und in diversen Städten zündfertig deponierte Nuklearsprengköpfe. Dafür ist (warum auch immer) allerdings der vermutlich titelgebende Zahlencode erforderlich, der sich auf diverse Bösewichter verteilt - klar, dass da einige Leichen zurückbleiben.

Fangen wir mal mit dem an, was man auch mit gutem Willen nicht überhören kann - die deutsche Synchronfassung klingt leider absolut grauenhaft. Ist das jetzt reiner Zufall, dass mir am gleichen Videoabend gleich zwei Streifen untergekommen sind (der andere ist "Pistoleros"), die sich so anhören, als hätten die Sprecher ihre Takes parallel zum Brötchenessen und Zeitungslesen am Frühstückstisch aufgenommen, oder hat die Finanzkrise jetzt auch die Synchronbranche erfasst ?

Gut, mit etwas Mut kann man sich das auf Russisch antun, aber wird der Film dadurch wesentlich besser ? Leider nicht. Schon die ersten Minuten entstammen dem Lehrbuch "Wie beginne ich einen Agentenfilm besser nicht"; statt den Casus Knaktus aka Mcguffin (die Bomben bzw. deren Diebstahl) irgendwie ins Bild zu setzen, wird die Heldin in einer äußerst drögen Besprechung in der Geheimdienstzentrale über den Ausgangspunkt der wirren Story informiert. Kurze Zeit später bricht dann doch noch der erwartete Eröffnungshöhepunkt über uns her - die Actionsequenz in der Wüste ist aufwändig und nicht übel gemacht,  hat nur leider zwei gravierende Nachteile: Erstens kommt danach actionseitig so gut wie nichts mehr, und zweitens weiß man über die ganze Zeit eigentlich nicht, wer da gerade warum auf wen ballert. Und nachdem sich der Pulverdampf verzogen hat, geht die Story dann endgültig in den dramaturgischen Sinkflug über. Unsere Heldin wechselt die Großstädte so schnell wie die meist knappen (und für eine Agentin eher unpraktischen) Klamotten. Wundersam dabei ist schon, wie man eine so minimalistische Story trotzdem so konfus erzählen kann. Wer gerade warum auf welchen Codebestandteilen sitzt, ob nun Erpressung oder Terrorismus das Motiv sind, und welcher Bösewicht gerade im Fokus der Heroine gerät - alles unklar. Die wenigen Actionfetzen, die noch kommen - ein paar zerblötschte Autos in Paris (das gehört da wohl so), eine kurze Ballerei in Norwegen, ein Fallschirmsprung in Kuala (das gehört...) - sind jeweils leidlich passabel gemacht, aber unter dem Strich für fast 2 Stunden zu wenig und zu unaufregend. Das gilt vor allem für das enttäuschend unspektakuläre Finale, wo es einen streckenweise ganz netten, kurzen Fight und ein bisschen originales russisches Kriegsgerät (das aber nicht zum Einsatz kommt) zu sehen gibt, das war's dann schon.

Zu irgendwelchen schauspielerischen Leistungen muss man mangels Masse nicht viel sagen, und die Höflichkeit (oder der wachsende Einfluss der russischen Mafia hierzulande) gebieten auch eine zurückhaltende Wortwahl. Die Hauptdarstellerin sieht passabel aus, aber alle Figuren sind im Grunde furchtbar uninteressant, und die diversen Rückblenden auf ihren Ehemann (??) gehören zu den überflüssigsten Flashbacks, die ich je gesehen haben.

Fazit: In Sachen Demokratie und Actionfilm müssen die Russen noch reichlich üben, zugegebenermaßen allerdings auch die deutschen "Synchron"sprecher. Wer nicht so genau hinhört  (oder die Tonspur wechselt), erlebt ein mäßiges, wenn auch relativ aufwändiges B-Movie mit wirrem, uninteressantem Plot und eigentlich nur einer ordentlichen, aber ebenfalls konfusen Actionszene. Für die hier besprochene deutsche Fassung 3 Punkte, OV-Freaks am besten mit etwas Russischkenntnissen können sich einen Punkt dazu denken.

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