Wer kennt das nicht?
Man erfüllt sich endlich den Traum vom Eigenheim und muss, solange das Haus nicht in der Walachai liegt, mit dem unbekannten Faktor "Nachbar" klar kommen. Entweder verhält man sich nett und freundlich, probiert eben mit jedem auszukommen, auch wenn man sich mal über das ein oder andere mit Sicherheit in die Faust beißen muss. Oder man lässt direkt das Arschloch raushängen, liegt furzend in der Hängematte mit einer Dose Bier in der Mittagssonne und kratzt sich im Minutentakt an der Ritze - das hat auch etwas gutes: Man spart sich das lästige, tägliche "Guten Tag" sagen und muss nicht immer lächend in die Tür rennen.
Dritte Methode ist die, die Abel Turner (Samuel L. Jackson) in "Lakeview Terrace" an den Tag legt - seinen Nachbarn zu sagen, dass sie wieder ausziehen sollen, weil sie nicht in die Gegend passen. Spuren sie nicht, werden Psycho-Spielchen getrieben, bis die Sache eskaliert.
Abel Turner, verwitwet, Polizist, Rassist und streng erziehender Vater zweier Kinder (Regine Nehy und Jaishon Fisher) hat seine eigenen Idealen in seiner eigenen Welt. Da passt es ihm überhaupt nicht in die Quere, dass das gemischt rassige Ehe-Paar einzieht, Chris Mattson (Patrick Wilson) und die Afroamerikanerin Lisa (Kerry Washington). Als Abel´s Kinder dem Ehepaar beim Liebesspiel im Garten-Pool zuschauen, will er nur noch eine Sache: Die beiden sollen wieder aus seiner Idylle verschwinden, koste es, was es wolle.
Man kann Regisseur Neil LaBute nicht gerade bescheinigen, dass er einen mitreißenden, spannenden Thriller hier abliefert. Er setzt viel eher auf das Aufbauen seiner Charaktere, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Die Wahl der Schauspieler fiel perfekt aus: Den schwarzen Bad Guy mimt Samuel L. Jackson (evtl. hätte Denzel Washington noch die Diabolik für diese Rolle gehabt) und den Gegenspieler stellt Patrick Wilson dar. Anfangs hat es den Anschein, er kann nicht viel anstinken gegen Jackson´s Rolle, aber das liegt nur im Laufe der Natur. Leicht naiv und auf "bloß keinen Stress mit den Nachbarn" aus, kommt er im Laufe des Filmes immer besser rein (weil er anfängt, Paroli zu bieten), bis er ein gleichwertiger Gegner ist. Kerry Washington ist so ein Mittelding. Sie schaut sich anfangs viel an, aber haut auf die Pauke wenn es denn sein muss. Alle drei verkörpern ihre Rollen gnadenlos gut.
Der Nachbarschaftsstreit fängt harmlos an, erst werden zynische Bemerkungen gemacht, die sich in Einbrüchen, Reifen platt stechen steigern und in noch Schlimmeren enden. Jackson mimt hier nicht den reinen Bösewicht, der Film hat auch dramatische Elemente auf seiner Seite die ihn zum Opfer seiner eigenen Idealen machen.
Die Location sind sehr gut eingefangen, der Hauptschauort ist eine Sackgasse, die verdammt viel an "The Burbs" (Meine teuflischen Nachbarn) erinnert. Auch wird die aktuelle Thematik der Waldbrände in Kalifornien miteinbezogen, die sich, wie der Nachbarschaftskrieg, mit laufender Filmzeit steigert.
Leider fehlt "Lakeview Terrace" das gewisse Etwas. Für meinen Geschmack setzt er zuviel ruhige Töne an den Tag, kommt nur langsam in die Gänge, hat wenig echte Höhepunkte zu bieten und endet abrupt in einem (nicht würdigem) Finale, dass innerhalb von zehn Minuten Schluss ist.
Man kann aber nichts falsch machen mit "Lakeview Terrace". Eine Gurke leiht (kauft) man sich nicht, nur eben einen kleinen, fiesen, ruhigen Thriller (mit saublödem Finale), den man anschauen kann, danach aber auch leider wohl wieder vergessen wird. Da wäre mehr drin gewesen.
6,5/10