Oh mein Gott, oh mein Gott.....zwei Jahre hat es gedauert bis ich diesen verschissenen Film wieder gesehen hab und jetzt ( mit aufgefrischten ) Wissen diese Review schreiben kann und hier, schwarz auf weiß, sagen kann wie SAUGEIL er ist. Mir ist klar, daß das jetzt sehr plakativ klingt, aber man muß mir einfach glauben......zwei Jahre hab ich immer wieder nach diesem Film gesucht und gehofft ihn zu finden gestern Nacht lief er im Rahmen des " Kleinen Fernsehspiels " und ich hab's natürlich verpennt. Mein Videorecorder ist nicht mehr in Betrieb, mein DVD - Recorder funktioniert nicht so, wie ich es gerne hätte.......es ist zum Heulen.
Lynn lebt in Berlin bei ihrem Bruder, seiner Frau und deren zwei Töchter, von denen einen taubstumm ist. Sie ist mit einem Leistungsschwimmer mehr oder weniger zusammen und lebt eben planlos " In den Tag hinein ". Sie arbeitet als Küchenhilfe in einer Universitätsmensa und zecht ansonsten die Nacht durch. Eines Tages trifft sie auf den japanischen Aushilfsstudenten Koji. Sie spricht kein Englisch, geschweige denn japanisch, er spricht kaum deutsch. Trotzdem kommen sie sich näher.....auch ohne Worte.
Dieser Film ist so unterkühlt, bitter und gleichzeitig so furchtbar grell, daß es weh tut. Berlin ist in neonfarbene Lichter gehüllt, was das Ganze noch unnahbarer macht. Die Dialoge : Ich glaube, daß meine Review nur unwesentlich kürzer ist als das, was an Dialogen im Drehbuch steht. Es sprechen haupsächlich die Bilder. Lange Kameraeinstellungen, statisch und ohne Schnitte. Man sitzt sich gegenüber und ißt. Man fährt zu zweit mit dem Fahrrad durchs nächtliche Berlin und ist einfach nur für sich. Die wenigen glücklichen Momente im Film geben einen den eigentlichen Rest. Wenn Koji Lynn's Badezimmer betritt, sie daß überhaupt nicht stört, er aber leicht unbeholfen versucht ihren nackten Körper nicht anzustarren und vor sich hinschmunzelt, sitzt man als Zuschauer davor, ebenso schmunzelnd und mit Angst vor dem was da noch kommen mag, denn, daß da was beruhigendes kommen wird....die Hoffnung kann man nach spätestens 5 Minuten Film aufgeben. Jeder noch so belanglose Dialog ( belanglos nicht im negativen Sinn ) tut weh, bevor (!) er überhaupt gesprochen wurde. Wie das geht ? Anschauen !
Vielleicht ist das jetzt ein böses Klischee und vielleicht sollte ich mich auch schämen, daß mir das auffält und auch noch gefällt, aber eigentlich erfüllt der Film alles das, was man im Ausland so von Deutschland erwartet. Er ist nüchtern, rational, humorlos ( wenn man von den kleinen Herzwärmern absieht ) und pünktlich ( naja....das Letzte paßt vielleicht nicht so gut ). In einem Wort: schmerzlich realistisch. Wenn dieses Klischee aber zu solchen Filmen führen kann, dann freunde ich mich doch gerne mit ihm an.
Kurz und gut : Neben " Absolute Giganten " ist " In den Tag hinein " das Beste was der deutsche Film zu bieten hat. Das Traurige daran ist, daß es niemand mitbekommen wird, da er, ähnlich wie einige andere, wirklich gute deutsche Filme, im Nachtprogramm von irgendwelchen Dritten versumpfen wird und stattdessen 08/15 Pseudofilme wie " Goodbye Lenin " ins Bodenlose gehyped werden. Ach ja Deutschland.....aber im Grunde läuft's ja überall so ab.
Ich geb mal " nur " 9 Punkte . Vielleicht fallen einem auf diesem hohen Niveau einerseits dann doch ein paar Minimalitäten auf, die nicht so der Hammer sind......wie gesagt vielleicht. Andererseits möchte ich mir prinzipiell ein bißchen Platz nach oben lassen. Eins bleibt noch zu sagen : Danke Maria Speth für diesen Film.