SPOILER! Vorsicht, hier wird der Täter verraten!
Sechs Jugendliche beziehen während ihrer Sommerferien ein wunderschönes Ferienhaus. Vielleicht hätten sie dies nicht getan, wenn sie gewußt hätten, daß ein gemeingefährlicher Killer mit Glupschaugenmaske umgeht und die Freunde mit einem Messer (wie originell!) zu dezimieren beabsichtigt...
Der Kinogänger ist ja seit „Scream“, der Wiederbelebung des sogenannten Teenie-Slashers, schon einiges gewohnt und weiß inzwischen nur allzu genau, daß man so schnell nichts Innovatives mehr aus diesem Subgenre herausholen wird, aber „Dark Summer“ (Originaltitel: „Do You Wanna Know a Secret?“) schießt den Vogel ab. Ein gefundenes Fressen für jemanden, der einen Film mal so richtig nach Herzenslust zerreißen will, denn hier geht alles in die Hose, was in die Hose gehen kann.
Das fängt schon bei der Story an. Mehr als offensichtlich plündert Regisseur Thomas Bradford Motive aus erfolgreicheren und besser besetzten Metzelfilmchen der Neuzeit, wie etwa bei bereits angesprochenem „Scream“ und „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, und das dermaßen einfallslos, daß es nur noch peinlich ist - und viel schlimmer noch: Alles ist entsetzlich langweilig und ausgesprochen spannungsfrei bis zum erlösenden Ende. Allein in der ersten halben Stunde kann der Genrefan nicht ein einziges Tröpfchen Blut entdecken, was aber Voraussetzung für einen Film ist, der das Prädikat „Slasher“ trägt. Dafür bekommt man bestimmt zehn Mal ein und denselben Schreckeffekt serviert, der zudem bereits beim zweiten Versuch, den Zuschauer zusammenzucken zu lassen, kläglich versagt. Ständig schnellt urplötzlich eine Hand oder ein Gesicht ins Bild, und ohne eine Ausnahme stellt sich dieser „Schreck“ als unbegründet heraus, da die Körperteile stets den Freunden gehören, die sich gegenseitig - witzig, wie sie sind - erschrecken wollen. Auf den Mörder wartet man lange Zeit umsonst. Hinzu kommt hin und wieder eine wacklige Kameraführung, die offensichtlich suggerieren soll, daß die Protagonisten gerade beobachtet werden. Aber die Mittel sind so primitiv und abwechslungsfrei eingesetzt, daß lediglich ein herzhaftes Gähnen die (vom Filmteam wahrscheinlich ungewollte) Folge ist. Und auf viel Blut und unbarmherzige Messereinstiche oder Kehlenschnitte, die dem Betrachter vielleicht noch ein kleines Häppchen Unterhaltung zuführen könnten, wird man sowieso vergebens warten, denn meistens hat der psychopathische Mörder sowieso schon, ohne daß die Kamera es eingefangen hat (vielleicht Budgetprobleme?), gnadenlos zugeschlagen. Gerade das ist das Enttäuschende an „Dark Summer“: Man quält sich durch den um 90 Minuten zu langen Film, wartet und wartet - immerhin müssen die oben genannten, plumpen, in die Länge gezogenen Spannungselemente doch irgend etwas bedeuten -, hofft, daß Spannendes passiert, setzt seine ganzen Hoffnungen auf das Finale, das sich hoffentlich von dem kümmerlichen Rest wenigstens ein wenig abhebt, doch nicht einmal die letzten Minuten wollen einen Hauch von Nervenkitzel erzeugen. Das Höchste der Gefühle ist schon die Szene, in der sich Mr. Geisteskrank langsam den Arm mit dem Messer aufschneidet.
Aufgrund des ungewohnt niedrigen Blutgehalts ist die FSK-18-Freigabe in meinen Augen mehr als schleierhaft.
Wider alle Glaubwürdigkeit ist übrigens die Tatsache, daß natürlich alle sechs jugendlichen Hauptfiguren perfekt gebaut und attraktiv sein müssen. Weibliche Teenager ohne schmale Taille scheint es in Horrorfilmen einfach nicht zu geben. Damit wären wir schon bei den Logikfehlern, die so groß sind wie ein Schweizer Käse. Natürlich ist auch „Scream“ nicht frei davon, aber hier treiben es die Verantwortlichen eindeutig zu bunt: Wie ist es möglich, daß einem Mädchen an einem Schwimmbecken die Kehle durchgeschnitten werden kann, wobei doch ihre Freundin sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhält? Warum läßt der Täter in der Disco seine (einfach nur dämliche und unfreiwillig komische) Maske auf den Boden fallen, um sie im darauffolgenden Moment wieder aufzuhaben, als er einem Gleichaltrigen sein Messer in den Magen rammt? Warum macht sich Beth keine Sorgen, als sie den Täter mehr als offensichtlich mit ein paar Metern Abstand in ihrem Wagen verfolgt? Überhaupt: Was bezweckt der Killer mit der mysteriösen Botschaft „Do You Wanna Know a Secret?“, wenn er seine Mitmenschen doch abmurkst und ihnen das Geheimnis nicht verraten kann? (Sicherlich sollte der Titel eine Anlehnung an „I Know What You Did Last Summer“ sein, um ordentlich Geld in die Kinokassen zu spülen.) Ähnlich schwachsinnig ist die Antwort, die uns am Schluß auf jene Frage gegeben wird.
Der absolute Hammer ist jedoch die Auflösung: So stellt sich heraus, daß nicht etwa der zwielichtige Detective, der keine Gelegenheit ausgelassen hat, sich schön verdächtig zu machen, der Mörder ist, sondern der unbeliebte Brad. Der aber war augenscheinlich vor etwa einer Filmstunde an seinem Boot zugange, wurde dabei beobachtet (läßt die subjektive Kameraführung vermuten), an der Brust blutig verletzt und ward seitdem nicht mehr gesehen. An den habe ich gar nicht mehr gedacht, da stellt sich mir eine berechtigte Frage: Mit wem lieferte er sich eigentlich den intensiven Kampf, so daß das komplette Schiff so ins Schwanken geriet? Doch nicht etwa mit sich selbst? Kann es sein, daß mir da was entgangen ist? Ich starrte auf jeden Fall fassungslos auf den Bildschirm, als Brad sein Gesicht enthüllte.
Der Bösewicht scheint mir obendrein ziemlich dumm zu sein, selten blöd nämlich stellt er sich im lachhaften „Showdown“ an.
Weitere Schwachpunkte: Die Darsteller sind nicht nur nichtssagend, sondern teilweise auch noch völlig talentfrei, daß man schon bei der Suche nach einer Identifikationsfigur völlig enttäuscht wird. Diese soll wohl Beth (Dorie Barton) darstellen, da sie sich jedoch kaum von den anderen Dummbatzen unterscheidet, wird daraus schon mal gar nichts.
Die Dialoge sind haarsträubend („Brad Clayton ist Adams Sohn? Seit wann wissen Sie das?“ - „Seitdem ich ihn niedergeschossen habe.“), ohne jeden Tiefgang, manchmal zum Brüllen komisch. Fast scheint es, als hätte man diese Sprüche schon tausendmal gehört. Vielleicht hätte der Autor lieber ganz auf den lästigen Schauspieltext verzichtet - bei Improvisation wäre auch kein schlechteres Ergebnis herausgekommen - und sich mehr um andere Drehbuchpunkte gekümmert.
Fazit: Völliger Unfug, der einfach nur wehtut. Stinklangweilig, ohne Ideen, sondern nur von populären Genrevertretern dreist und vor allem schlecht geklaut. „Dark Summer“ ist erneut ein Beispiel dafür, daß der Splatterfilm ganz offensichtlich keine Zukunft mehr hat. Am besten ist es immer noch, ihn gar nicht erst ernstnehmen!
GESAMT: 1/10 (Unterhaltungswert: 1 - Handlung: 1 - Schauspielerische Leistungen: 2 - Kameraführung/Atmosphäre: 1 - Musik: 2)