Klasse Unterhaltung für sie und ihn! Tolle Flugszenen!
Und es geht doch: deutsche Soldaten mal nicht als stechschrittmarschierende Vollidioten dargestellt und obendrauf noch mit ner feinen Prise Humor. Der Film beginnt mit der militärischen Beisetzung eines alliierten Jagdpiloten und Fliegerass’. Während der Zeremonie wird das Begräbnis von deutschen Jagdfliegern „überfallen“. Die einzige „Bombe“ die fällt, ist ein jedoch Kranz zu Ehren des gefallenen Piloten und man sieht Richthofen und seine Kameraden in spektakulären Überflügen tief über den Dächern kreisen. Kritiker schreien auf: „klischeehaftes Hollywood Spektakel“. Ich dagegen finde es echt klasse, dass so etwas auch mal in deutschen Filmen gemacht wird.
Diese und andere Szenen beschreiben die Hauptfigur als unbeschwerte Person mit einer unbeschwerten Einstellung zur Fliegerei im Krieg, die Richthofen auch gerne als „sportlichen Wettstreit“ bezeichnet. Diese bröckelt jedoch im Laufe des Films mehr und mehr durch den Verlust von Freunden und Kameraden und die immer aussichtslosere Lage an der Front. Am meisten ins Gewissen reden lässt sich der rote Baron aber natürlich von einer Frau: Lena Headey als Krankenschwester (süß!). Somit wird auch für das Wohl des weiblichen Publikums gesorgt (und der männlichen natürlich auch!). Leider kommt die Liebesgeschichte aber meiner Meinung nach nicht wirklich ins Rollen. Auch gefällt mir die Synchronisation von Frau Headey nicht – aber Geschmackssache.
Historische Belege, wie die „Wandlung“ nach seinem Absturz, die Ablehnung des Oberkommandos, sowie die ganze Charakterdarstellung finden hier eigene Interpretationen. Kritiker und Historiker mögen das, sowie die Rolle des lebenslustigen verwöhnten Sunnyboys für ungeheuerlich halten. Ich finde das genau richtig. Heute weiß sowieso niemand mehr wer Richthofen wirklich war. Und irgendeinen Charakter muss er ja schließlich haben. Warum dann nicht diesen? Strenge dunkle Schwarzweißfotos von preußischen Soldaten, sind kein historischer Beleg dafür, dass diese humorlose, strenge und gewissenlose Kampfmaschinen waren. Fakt ist, dass junge flugbegeisterte Menschen Anfang 20 das Privileg hatten in den besten Flugzeugen der Welt fliegen zu dürfen (die motorisierte Fliegerei gab es schließlich erst knapp über 10 Jahre). Warum sollte man das also nicht „cool“ gefunden haben. Und auch die Liebe war damals schon erfunden. Was spricht also gegen eine hinein gestrickte Liebesgeschichte? Richthofen hat zwar schon seit der Kindheit strenge Militärausbildung genossen, war aber dennoch Pilot geworden. Der lockere Umgangston auf den Flugfeldern ist keineswegs absurd. Selbst im 2. Weltkrieg haben die meisten Fliegerstaffeln untereinander auf militärische Formalitäten weitgehend verzichtet – und Hitler hat sich das bestimmt nicht ausgedacht.
Alles in Allem also eine klasse Unterhaltung mit tollen Schauspielern! Auch äußerst amüsant der General von Höppner gespielt von Axel Prahl – eher bekannt als der Kommissar vom „Münster – Tatort“. Tolle Details bei Flugzeugen (die individuellen Designs, nur in Deutschland damals erlaubt) und Kostümen!
Für diesen Heldenfilm 10/10.
Kleine Kritik: „Flieg einfach nah genug ran, dann kannst Du nicht vorbeischießen“ meine ich in diesem Film so oder ähnlich gehört zu haben. Wenn das wirklich der Fall gewesen ist, gebe ich den Kritikern Recht. Kommt dieses Zitat doch ursprünglich von Erich Hartmann – erfolgreichster Jagdpilot aller Zeiten. Warum eigentlich nicht mal ein Film über ihn?