Review

Moije, ich will mich mol kurz vorstelle: ich bin de dreamlandnoize unn e gebirtischer Saarlänna. Saarlänna sinn schon Leid fier sisch. Früher ware ma e Volk von Dischtern und Henkern und heid simma e Volk von Haüslebaua unn Schwenkern. Doch dass ma jetza en eigenständischen Film kriien, domit hätt jo kenna gereschnet. Jo, de Heinz Becker, der uns jo schunn in seina Fernseh-Sendung üwwa die Schipp springe lasst, bekommt jetza ahch noch seinen eischenen Kino-Film. Na, was soll ma dazu saahn? Es iss mo scheen die eischene Leid im Programm zu siehn unn de Film macht ansich auch e Haufe Spass... Ich bin mo gespannt, was ihr dazu zu saahn hann...

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So, oder auch ähnlich könnte ein Review eines gebürtigen Saarländers auf den Heinz Becker Film "Tach Herr Dokter" hinauslaufen - aber wir wollen mal bei dem "Hochdeutsch" bleiben, damit man dieses Review auch lesen kann.

Wer ihn nicht kennt: Ich spreche von dem Schauspieler Gerd Dudenhöffer, der seit 1992 mit seiner Kabarretistenfigur "Heinz Becker" in  ARD, den dritten Programmen  und auch über die saarländische Grenze hinaus für Aufsehen gesorgt hat. Die Figur "Heinz Becker" ist ganz einfach (Ich erkenne es selber an mir, Nachbarn oder Freunden): Heinz Becker ist ein einfacher Mann, trinkt gerne Bier, ist leidenschaftlicher Handwerker und redet gerne über Leute, die nicht in sein saarländisches Kleinbürgerwesen passen.

Auf sieben Staffeln schaffte es die Serie, und 1999 spendierte man ihm sogar einen Kinofilm. "Tach Herr Dokter!" hieß das gute Stück - doch gelang es auch, den Witz aus der Serie auf einen Spielfilm lang auszustrecken?

Zuerstmal zur Geschichte des Films:
Heinz Becker (Gerd Dudenhöffer) und seine Ehefrau Hilde (Sabine Urig) wollen schon seit langem eine Terasse hinter dem Haus haben. Nun soll es endlich so weit sein. Heinz´ Kollege Kurt Maier (Henning Hoffsten) greift ihm dabei unter die Arme.
Einen Groll dagegen hegt die Nachbars-Familie Schenkberg, er (Horst Krause) Arzt von Beruf und sie (Petra Zieser), eine eingebildete Reichen-Pute, die nicht schlimmer ihren "Wir haben Geld-und-Golfschläger-Status" raushängen lassen könnte.

Die Hiobsbotschaft für Kenner der Serie schlechthin: Der Sohn der Familie Becker, Stefan (in der Serie von Gregor Weber gespielt), wurde für dieses Script gänzlich gestrichen. Aus was für Gründen auch immer.Auf jeden Fall hätte man hier noch einen netten Seitenstrang zur Story ziehen können. Schade.
Die Stärken des Films sind ganz klar die Diskussionen zwischen den Saarländern, denn hier kommt selten etwas gewollt lustig rüber (und wenn es so ist, dann schon dämlich übertrieben), denn das was man geboten bekommt ist das pure saarländische Leben. Schwächer wird´s eher, sobald der Nebenplot um diese "Hochdeutschen" losgeht, in dem sich neben dämlichen Versprechern auch unlustiger Slapstick wiederfindet. Die Nachbarn nerven wie die Sau, zudem hat Herr  Dr. Schenkenberg noch eine Affaire mit seiner Sektretärin Rickebick (Susanna Simon), die total unrealistisch (was will der alte Rollmops von der Schnecke?) und widerlich rüberkommt.
Daneben gibt´s auch etliche Totalausfälle wie beispielweise den "Witz" mit dem Barkeeper, der auf der am Ende stattfindenden Geburtstagsparty gefühlte 50 mal probiert, die heiße Blondine  anzubaggern. Ich habe selten einen blöderen Witz über den Bildschirm flimmern sehen.

Natürlich bleibt dieses Review verdammt subjektiv, denn als gebürtiger Saarländer (der auch noch weiß, dass das saarländische Plattdeutsch nicht so beliebt ist),  ist es natürlich nicht so wirklich möglich, ein kritisches Review über "Tach Herr Dokter" zu verfassen.

Trotz der Blödheit an manchen Stellen gibt es noch satte 7 Punkte von mir. Man erkennt eben den typischen, sturen und eigenbrödlerischen Saarländer dann doch zu sehr.

Oder wie wir sagen würden:

Jo kumm, den Film kann man sich schunn angugge, so schlimm iss a jo ahch nit...

7/10

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