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Am Anfang sieht man einen jungen Mann über schneebedecktes Land laufen, dann bleibt er stehen und starrt verträumt auf einen Flugzeugträger, von dem die Flugzeuge starten. Dieser junge Mann ist Shiro Lhadatt, dessen größter Traum es ist, zu fliegen. Von seinem Traum angetrieben geht er zum Militär und besteht die Pilotenausbildung, doch er landet in der Royal Space Force von Honneamise. Honneamise ist ein Königreich unter vielen in einer Welt, in der ein sehr unsicherer Friede herrscht, da die Vergangenheit der einzelnen Nationen von blutigen Kriegen gezeichnet wurde.
Die Royal Space Force, einst ein Prestigeobjekt von Honneamise, ist nun nur noch ein Witz, weder die Politiker noch die Militärs, wobei diese fast auswechselbar sind, da beide sich aus den Reihen der Adligen rekrutieren, sehen einen Sinn in dem Projekt, da es weder Militärisch nutzbar ist, noch sonst einem für sie ersichtlichen Zweck dient oder man damit Geld verdienen kann. Durch ein stark reduziertes Budget kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen beim Testen der für den Weltraum konzipierten Ausrüstung.
Der Großteil der Mitarbeiter der Space Force ist desillusioniert und lustlos,
viele vermuten das baldige Aus und suchen unbewußt schon nach neuen Jobs. Shiro geht es da nicht anders, von dem jungen Mann, der einst von der Vision vom Fliegen besessen war, ist nicht mehr viel geblieben. Er ist ein fauler
Taugenichts geworden, der von einen Tag auf den anderen lebt und ist somit
bezeichnend für die gesamte Stimmung in der Truppe.
Als er bei einem Ausflug in die Stadt eine junge Frau trifft, die Pamphlete
verteilt, nimmt er eines von ihnen mit, und obwohl er ganz und gar nicht von
ihrer religiösen Botschaft überzeugt ist, besucht er sie am nächsten Tag, da er Ferien und sonst nicht zu tun hat.
Bei den Gespräch mit ihr erzählt er von seinem Job, und anders als erwartet
lacht sich nicht darüber, die übliche Reaktion in der Bevölkerung, sondern sie
ist fasziniert. Dank ihr, obwohl er dies erst sehr viel später bemerkt, wird das
Feuer seiner Vision aufs neue entfacht, seinem Traum die größeren Höhen zu
erreichen und zu fliegen.
Als der Leiter der Royal Space Force vor der versammelten Truppe verkündet, das er einen bemannten Raumfluges versuchen möchte, um allen zu zeigen, das man tatsächlich ins All fliegen kann, da der Adel der Space Force in naher Zukunft eigentlich alle Gelder streichen möchte, da bisher nicht ein einziger Satellit erfolgreich in den Orbit geschossen wurde, ist Shiro der einzige der sich meldet. Alles andere als begeistert von Shiro als einzigen Kandidaten, doch aller anderen Möglichkeiten beraubt, nimmt der Leiter an.
Von diesen Augenblick an beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, denn wenn man es nicht rechtzeitig schafft, einen Start durchzuziehen, ist es vermutlich das Aus für das gesamte Programm und alle Beteiligten. Während fremde Mächte mißtrauisch das Raumfahrtprogramm observieren, Fraktionen der eigenen Regierung das Programm am liebsten scheitern sehen würden, und der normale Bürger am Sinn des Programms zweifelt, da man mit dem Geld das man in die Raumfahrt steckt auch viele hungernden und frierenden Menschen Obdach und Nahrung geben könnte, arbeiten die Mitglieder der Space Force daran, aus der Vision Realität werden zu lassen.

"Wings of Honneamis" ist einer der besten Animes dies es gibt, und gleichzeitig einer der besten Filme. Er nimmt das Weltraumrennen zwischen den Russen und den Amerikaner während des Kalten Krieges und transportiert es in eine fremde Welt, eine bis ins kleinste Detail konzipierte Welt, von der Architektur, der Kleidung, den Sitten und Gebräuchen, bis hin zur Religion und Geschichte. In keinem anderen Film habe ich je gesehen, das man eine ausgedachte Welt zu solchen Leben erwecken kann, sie wirkt absolut echt und real. Natürlich ist so etwas viel einfacher in einen
Trickfilm umzusetzen als in einem Realfilm, trotzdem ist es überwältigend, zum Beispiel wenn man auf die vielen kleinen Dinge achtet, wie Geld, oder Nahrung und vieles andere, alles wirkt wie aus einem Guß.
Zudem ist der Film mit einer großartigen Riege von Charakteren gesegnet, die
schrulligen Wissenschaftler, die Mitglieder der Space Force und ihr Leiter, der mürrische Ausbilder, Shiro selbst und Lequinni, die religiöse junge Frau mit ihrer Adoptivtochter. Jede der Figuren wirkt menschlich, nie hat man das Gefühl billige Schablonen oder Klischeesammlungen vor sich haben, und jeder hat so seine Schrullen und Macken.
Der Film hat jedoch viel mehr als nur eine großartige Kulisse, eine interessante Handlung und menschliche Charakter, es ist die Geschichte einer Vision. Ein Welt, erschüttert von blutigen Kriegen in der Vergangenheit und mit der nahen Aussicht auf weitere Kriege, braucht eine Vision für die Zukunft. Diese Vision ist der Flug in den Weltraum selbst, den wenn der Mensch sich weiterentwickeln möchte, dann muß er die Kriege hinter sich lassen und den Weg ins All beschreiten, denn das All ist so groß und so fremdartig, das nur die gesamten Anstrengungen aller Menschen dazu beitragen können, im All zu überleben und es zu erforschen. Dies ist die Vision des Film, doch um sie dem normalen Menschen nahezubringen, muß jemand den ersten Schritt tun, und dieser jemand im Film ist Shiro, sowie das Weltraumprogramm in sich. Denn sollte es scheitern, so sind die Menschen verdammt dazu, ihre alten Fehler zu wiederholen und sich in blutigen Kriegen zu zerfleischen, ohne jemals nach oben zu den Sternen zu schauen.

Für einen Anime aus dem Jahr 1987 wirkt der Film noch immer klasse animiert, was vermutlich auch an der Geldmenge liegt, die in ihn gepumpt wurde. Zudem hat er einen einfach genialen Sound, der einfach perfekt paßt und ein richtiger Hinhörer ist. Alles in allem einer meiner absoluten Lieblingsfilme, den jeder SF oder Animefan wenigsten einmal gesehen haben sollte. Die einzigen die den Film meiden sollten sind Freunde von ausgiebiger Action, die in eher handlungsreichen Filmen schnell einschlafen.

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