Review

Inhalt:
Ein Passagierflugzeug stürzt vor einer unbewohnten Insel nahe Kuba ab. Die wenigen Überlebenden geraten in die Hände einer multinationalen Terrorgruppe, die von hier eine Invasion in den USA planen. Nachdem sich die Verunglückten aus den Fängen ihrer Peiniger befreien können, sinnen sie auf Rache und nebenbei wollen sie auch noch eine Invasion verhindern.


Kommentar:
Das Underground-Label Troma ist bekannt für seine Quatschfilme, die mit Splatter, Titten und Trash begeistern. Die wenigsten Filme im Portfolio sind allerdings auf Troma's Mist gewachsen. Vielmehr besitzt Troma die Vertriebsrechte für eineVielzahl zugekaufter Filme, die mal mehr, mal weniger gut sind. Hier trennt sich denn auch die Spreu vom Weizen. Echte Kracher gibt es fast ausschließlich unter der Leitung von Lloyd Kaufman und Michael Hertz, den Vätern von Troma und Tromaville. Mit den Filmen ‚The toxic avenger‘, ‚Class of nuke em high‘ und ‚Poultrygeist‘ haben sie jedenfalls Geschichte geschrieben. Mit ihrem ersten Film, dem Sicko ‚Muttertag', haben sie für Zensurrummel gesorgt, mit ‚Tromeo und Julia‘ haben sie der Weltliteratur gehuldigt und mit ‚Troma's War‘ haben sie schließlich das Kriegstrauma und den Terrorwahn verarbeitet.
 Der Streifen entstand Ende der 1980er Jahre, der ausklingenden Blütezeit des Kriegsfilms und (seinerzeit noch definitionsgetreu) des Antikriegsfilms. Große Filme wie ‚Platoon‘ und ‚Full Metal Jacket‘ gingen Hand in Hand mit den Actionblockbustern eines Chuck Norris und Sylvester Stallone. Alle waren sie Actionhelden und gleichwohl Leidende des Krieges. ‚Troma's War‘ ist nun kein klassischer Kriegsfilm und auch kein Veteranenfilm in ramboeskem Sinne. ‚Troma's War‘ orientiert sich eher am Portfolio eines Chuck Norris und tingelt im Fahrwasser dessen ‚Invasion U.S.A‘, bedient sich aber auch bestimmter Szenen aus ‚Stirb langsam‘ und allgemein dem apokalyptischen Endzeitfilm, der ebenfalls in den 1980er Jahren seine Hochphase erlebte. 
 Nebenbei handelt es sich um den teuersten Film, den Troma je gedreht hat. Auch beim Body Count werden alle Grenzen gesprengt, wenngleich es zur humoresken Note des Films gehört, dass immer wieder dieselben Komparsen abgeschossen werden. In Summe kann ‚John Rambo‘ aber einpacken. Wie gewohnt bietet Troma einige skurrile Ideen und konfrontiert sein begeistertes Publikum mit Siamesischen Zwillingen, der Aids-Brigade, Guerilla-Amazonen, Frauenrechtlerinnen, Autoverkäufern, G.I. Jane und vielem mehr. Der orgiastische Overkill an grotesken Figuren und Querverweisen bleibt allerdings aus. Auch Splatter und Gore sucht man vergebens. Somit präsentiert sich ‚Troma's War‘ als geradlinigster und ernsthaftester Film des Studios, nicht so finster wie der Troma-Zukauf ‚Combat Shock‘ aber trocken genug um den klassisch tromatischen Gag'n‘Gore missen zu lassen.
 Wirkt sich das negativ auf den Film aus? Keineswegs. Der Streifen will eine Hommage und eine Persiflage auf den apokalyptischen Endzeitfilm, auf den Terrorwahn und schließlich auf den Kriegsfilm sein. Der gebührende Ernst und die grotesken Elemente halten sich die Waage. Der Mix aus Humor, Gewalt und Irrsinn ist exakt bemessen, das Ergebnis präsentiert sich wie ein Chuck Norris B-Movie und kann im direkten Pimmelvergleich sogar um eine Länge gewinnen. Troma bietet mit 'Troma’s War' also grandioses Troma-Kino für Fans des Labels, Fans des billigen Actionkriegsfilms, Fans von immerdoofen Ideen und Fans von exorbitanten Body Counts. 
 Randnotiz: Autoverkäufer Parker sammelt Ohren seiner Feinde und trägt sie an einer Halskette. Diese Grausamkeit wurde zuvor schon in 'Apocalypse Now' gezeigt und später auch in Roland Emmerichs ‚Universal Soldier‘. Hintergrund sind wahre Begebenheiten, die im Zuge der Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in Vietnam aufgedeckt wurden.

Fazit:
Tromatisches Meisterstück, ganz ohne Splatter und Gore.     

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